Heinrich-Metzendorf-Schule

Bensheimer Schüler geben Ehrenamt eine Bühne

Von 
Thomas Tritsch
Lesedauer: 
An der Heinrich-Metzendorf-Schule konnten sich auf Einladung der Schülervertretung die Feuerwehr Bensheim und der DLRG-Ortsverband vorstellen. © Thorsten Gutschalk

Bensheim. Die Vorurteile stimmen nicht: Jede zweite Person in der sogenannten Generation Z engagiert sich ehrenamtlich. Das zeigt eine aktuelle Studie des Instituts für Management- und Wirtschaftsforschung. Unter den 3000 Befragten gaben 49 Prozent der 15- bis 30-Jährigen an, sich in ihrer Freizeit für soziale und politische Ziele einzusetzen.

Das überrascht, weil viele Verbände und Vereine seit Jahren über zurückgehende Mitgliederzahlen klagen. Vor Ort ist das im Einzelfall auch sicher richtig. Auch im Kreis Bergstraße sind viele Organisationen von einem „wegbrechenden“ Ehrenamt betroffen.

Rückgang durch Pandemie

Es gibt also immer einen Grund, für freiwilliges Engagement zu werben und Institutionen eine Bühne zu bieten. Genau das hat die Schülervertretung der Heinrich-Metzendorf-Schule in Bensheim schon mehrmals getan. Am Donnerstag stand erneut ein Thementag am Schulgebäude an. Motto: „It’s not your day!“ Trotz vieler Einladungen war die Resonanz überschaubar: Die Deutsche Knochenmarkgesellschaft bot einen Onlinevortrag und eine Registrierungsaktion, was von vielen Schülern angenommen wurde. Auch der Ortsverband in der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) und die Feuerwehr Bensheim-Mitte waren dem Aufruf der Schüler gern gefolgt.

Mehr zum Thema

Schwimmbad

Von Seepferdchen bis Goldprüfung im Heppenheimer Freibad

Veröffentlicht
Von
dj/ü
Mehr erfahren
Hauptversammlung

DRK Lautertal war 2022 etwas weniger stark gefordert

Veröffentlicht
Von
Walter Koepff
Mehr erfahren

„Während der Pandemie haben wir knapp ein Dutzend Jugendliche verloren“, sagt Wehrführer Alexander Merk, der mit einigen Kameraden und dem stellvertretenden Stadtbrandinspektor Jürgen Ritz vor Ort war. Die Wehr hatte ein Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeug 20 (kurz: HLF 20) vor dem Gebäude geparkt, um den Jugendlichen einen Einblick in Gerät und Aufgabenspektrum der freiwilligen Helfer zu ermöglichen. Und es hat sich gezeigt: Auch unter den Schülern des Beruflichen Schulzentrums waren nicht wenige, die der Ansicht waren, dass Bensheim über eine Berufsfeuerwehr verfüge.

Dass unter den Gästen Schüler aus dem gesamten Kreisgebiet sind, kommentierte Merk als gute Voraussetzung: „Wir sind zwar froh über jeden, der zu uns kommt. Doch geht es auch ganz allgemein um eine Stärkung der Feuerwehren an der Bergstraße.“ Längst blicke man über Kirchtürme und sieht sich als eine Familie mit dem gleichen Auftrag. Die Feuerwehr Mitte zählt derzeit 14 Jugendliche.

Das Problem ist nicht nur, Neue zu finden, sondern auch die natürliche Entwicklung, dass viele Jugendliche in die Einsatzabteilung übernommen werden. Das ist gut für die Wehr, dünnt den Nachwuchs aber regelmäßig aus. Erwünscht wäre ein konstanter Personalfluss von unten nach oben, so der Wehrführer, der nach der Pandemie wieder eine sanfte positive Tendenz erkennt. Vielleicht hat der Infotag an der Metzendorf-Schule ja ein paar neue Gesichter begeistern können.

Bei Milana Seblykin ist das überflüssig. Sie ist seit zehn Jahren Mitglied der Feuerwehr Hochstädten und hat dort 2021 als erste Frau im Ortsverband den Atemschutzlehrgang erfolgreich absolviert. „Ich wollte mich schon früh auf dieser Ebene engagieren“, sagt das Mitglied der Schülervertretung, die zusammen mit Lea Roos, Joylori Akst sowie dem stellvertretenden Schulsprecher Keno Borgenheimer und anderen die Ehrenamts-Bühne gemanagt hat.

Bei Schulleiter Thomas Bährer habe man mit der Idee offene Türen eingerannt, so Milana Seblykin: „Die Schulleitung hat uns in unserem Anliegen sofort Unterstützung signalisiert.“ Im Halbstundentakt wurden Klassen zu den beiden Hilfsvereinigungen geführt, um sich zu informieren und Fragen zu stellen.

Zum Beispiel bei Mehrad Mehrbakhsh. Der 25-Jährige ist aktives Mitglied beim DLRG-Ortsverband Bensheim. Der Rettungsschwimmer und Schwimmtrainer gehört zur Einsatzabteilung und war 2005 über den Schwimmsport zum Verband gekommen.

Nach einer Auszeit während des Abiturs kam er als junger Student wieder zurück. Diesmal zur Abteilung Katastrophenschutz.

„Wir brauchen junges Blut“, so Mehrad Mehrbakhsh. Auch bei der DLRG ist Nachwuchs wertvoll. Fitte Jugendliche mit Faible für das nasse Element sind herzlich willkommen. Das Jugend-Schwimm-Training findet immer montags ab 18 Uhr im Basinus-Bad Bensheim statt.

Auch der Vorsitzende Lars Wagenknecht war beim Schuleinsatz mit dabei. Es gehe darum, jungen Menschen über die Aufgaben und Inhalte zu informieren – aber auch generell um die Bedeutung von bürgerschaftlichem Engagement als Säule der Gesellschaft. Es gebe viele gute Gründe, um sich ehrenamtlich zu betätigen. Neben einer Erweiterung der persönlichen Erfahrungen könne man soziale Verantwortung übernehmen und Kontakte knüpfen.

Gerade für ältere Schüler in der Phase der Berufsorientierung sei dies eine gute Möglichkeit, um ihren Horizont zu erweitern, so Wagenknecht. Auch er hoffte am Donnerstagmorgen, dass vielleicht der ein oder die andere bei der DLRG „hängenbleiben“ werde. Damit nicht nur die Statistik erfreulich ausfällt, sondern auch die Situation vor Ort in den Bergsträßer Vereinen und Verbänden.

Freier Autor

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger