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Bensheimer Marktplatz-BI kritisiert die Rathausspitze

Am Bensheimer Marktplatz geht es mal wieder nicht voran. Über die Hintergründe.

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red
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Am Bensheimer Marktplatz geht es mal wieder nicht voran. © Thomas Neu

Bensheim. „Die am 29. November öffentlich gemachte Auslobung der Stadt Bensheim für den Ideenwettbewerb zur Neugestaltung des Marktplatzes weist erhebliche Defizite auf“, meinen die Vertrauenspersonen der Bürgerinitiative „Bensheimer Marktplatz Besser Beleben“ und begründen diese in ihrem am 6. Dezember eingereichten Eilantrag bei dem Verwaltungsgericht Darmstadt (wir haben berichtet).

Das Verwaltungsgericht verfügte am gleichen Tag einen vorläufigen Stopp des Wettbewerbs und forderte die Stadt zu einer Stellungnahme auf. Im Dezember 2020 trat das Stadtparlament mit großer Mehrheit mit einem Abhilfebeschluss dem von der BI initiierten Bürgerbegehren und den darin geforderten Maßnahmen bei.

Erstmalig war die BI am 4. November mit zwei Vertrauenspersonen als Sachverständige aktiv in die Vorbereitungen zum Ideenwettbewerb im Preisrichter-Vorgespräch eingebunden. Allerdings fanden der Städteplaner und frühere Bensheimer Baudezernent Theo Sartorius und Gundula Bunge-Glenz als dessen Stellvertreterin in diesem Gremium nach eigenen Angaben kein Gehör für ihre Einsprüche an der konzipierten Auslobung des Ideenwettbewerbs.

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Es seien schriftliche Klärungs- und Gesprächsangebote an die Baudezernentin Nicole Rauber-Jung und die Bürgermeisterin Christine Klein gefolgt. Diese seien ebenfalls negiert und zuletzt vom Rathaus unwirksam auf einen Zeitpunkt nach der final erfolgten Auslobung terminiert worden. Das führte die BI vor das Verwaltungsgericht. Im Wesentlichen verweisen die Sachverständigen zunächst darauf, die Auslobung gehe nicht mit dem Bürgerbegehren und dem Abhilfebeschluss aus dem Dezember 2020 konform. Außerdem seien die Anlagen widersprüchlich und nicht auf dem aktuellen Stand der Sachlage.

Darüber hinaus sei – wenn auch nicht im Einflussbereich der BI – die Termingestaltung für einen ordnungsgemäßen und erfolgreichen Ideen-Wettbewerb kontraproduktiv. So sah die Auslobung zwischen Veröffentlichung des Wettbewerbs bis zur schriftlichen Einreichung von Rückfragen der Teilnehmer lediglich eine achttägige und damit viel zu kurze Frist vor.

Bis zum ursprünglich geplanten Rückfrage-Kolloquium am 16. Dezember, bei dem alle offenen Fragen der Wettbewerbsteilnehmer geklärt werden sollten, waren weitere zehn Tage vorgesehen. All das stehe im Stress der Weihnachtszeit und des Jahresendes und im Kontext der Überbeschäftigung der Architektur-Büros und beeinträchtige die Wettbewerbsteilnahme.

Weiter komme erschwerend hinzu, dass ein Auslobungstext von 22 Seiten und zudem noch über 500 Textseiten mehr oder weniger sinnvoller Anlagen mit teilweise längst überholter Aussagen, die konterkarierend zum Auslobungstext stünden, vorgelegt wurden.

„Kein Anreiz für seriöse Büros“

Unter diesen Umständen halten die Vertrauenspersonen der BI weder eine gewissenhafte Einarbeitung in das komplexe Marktplatz-Thema für die Wettbewerbsteilnehmer für realistisch noch einen kreativen Prozess für möglich.

Das Preisgeld von 18 000 Euro pro Preisträger biete in einer Vollbeschäftigungszeit nur einen geringen Anreiz für seriöse Büros. Genauso am Ende der kreativen Phase die Verpflichtung, als Preisträger nochmals in einen Diskurs mit den Bürgern zu gehen, in dem sie die eigene Leistung verteidigen oder verbessern müssen, sehen sie als Manko.

Auch wenn Büros Unterlagen abrufen, sei noch lange nicht gesichert, dass sie tatsächlich einen Entwurf einreichen werden. Die Unterlagen könnten theoretisch auch von jeder Privatperson heruntergeladen werden. Das bedeute, dass die relativ hohe Anzahl der bisherigen Interessenten von der Stadtspitze nicht seriös als Wettbewerbsteilnehmer herzuleiten seien.

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„Wenn Baudezernentin Rauber-Jung sich ihrer Sache so sicher wäre, wie in jüngsten Pressestatements bekundet, hätte sie – anstatt den gesamten Wettbewerb in der vergangenen Woche zu stoppen, bevor das Gericht über den Eilantrag abschließend entschieden hat – lediglich alle folgenden Wettbewerbstermine um einige Wochen zu verschieben brauchen. Anfang wäre in jeder Beziehung ein sinnvollerer Zeitpunkt für das Rückfrage-Kolloquium gewesen. Jeder Wettbewerbsteilnehmer muss sich erst einmal mit der Aufgabe vertraut machen und auseinandersetzen, bevor er überhaupt konstruktive Fragen stellen kann“, erläutern die Vertrauenspersonen ihre Position.

Eine vollständige Einstellung des Ideen-Wettbewerbs hält die BI für voreilig. „Oder kommt der Baudezernentin das Einschreiten der BI beim Verwaltungsgericht vielleicht sogar zupass bei diesem ganzen Durcheinander?“, schreibt die Initiative.

Nach Meinung der Vertrauenspersonen, sollte nach fast zwei Jahren Vorlaufzeit das primäre Anliegen von Rauber-Jung sein, weiteren Schaden von der Stadt abzuwenden – ebenso die „Verantwortung für das bisherige Zeitmissmanagement zu übernehmen, einen raschen Konsens mit der BI herzustellen und damit im Interesse von rund 4000 Bensheimer Bürgerinnen und Bürgern zu handeln“, befinden Gundula Bunge-Glenz, Theo Sartorius und Akram El-Rikabi in der Pressemitteilung abschließend. red

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