Marktplatz

Bensheimer sollen Chance zur Teilhabe beim Marktplatz nutzen

Am Mittwochmorgen wurden die drei Siegerentwürfe des Ideenwettbewerbs für die Neugestaltung vorgestellt. Samstag ist Werkstatttag im Bürgerhaus.

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Anna Meister
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Für die Stadt Bensheim soll eine Stadtklimaanalyse erstellt werden. © Thomas Neu

Bensheim. Das Geheimnis ist gelüftet: Am Mittwochmorgen präsentierten Bürgermeisterin Christine Klein, Baudezernentin Nicole Rauber-Jung und Martin Fladt vom Planungsbüro „UmbauStadt“ die drei Siegerentwürfe im Ideenwettbewerb zur Neugestaltung des Bensheimer Marktplatzes. „Mit Freude haben wir uns die Entwürfe angesehen und bewertet. Es ist toll, dass sich so viele Planungsbüros Gedanken zu den Gestaltungsmöglichkeiten dieses zentralen Treffpunktes in der Stadt gemacht haben“, sagte Klein bei der Pressekonferenz im Magistratssaal.

In die Planungen haben die teilnehmenden Büros viel Arbeit investiert, „ich bin dankbar, dass uns diese vielfältigen Ideen zur Verfügung gestellt wurden.“ Am vergangenen Freitag tagte das Preisgericht, nachdem alle Formalien geklärt waren konnten die drei Entwürfe nun präsentiert werden. Am Mittwochabend wurde in der Kirche Sankt Georg dann die Ausstellung eröffnet, bei der sich Interessierte alle 19 eingereichten Beiträge noch bis Sonntag anschauen können (Bericht folgt).

Eine historische Aufnahme aus den 1970er Jahren. Damals parkten auf dem Marktplatz – mit Schorschblick – noch Autos. © Thomas Neu

Martin Fladt, der im Auftrag der Stadt den Planungswettbewerb koordiniert hat, beschreibt den Prozess rund um den Fall Marktplatz als „sehr arbeitsintensiv und nervenaufreiben“. Mit den nun vorliegenden Zwischenergebnisse ist er mehr als zufrieden. Gleiches gilt für die Zusammenarbeit mit dem städtischen Team Stadtplanung. „Gerade beim Thema Marktplatz kamen immer wieder Hiebe von allen Seiten, trotzdem haben die Mitarbeitenden die Aufgabe mit Bravour gemeistert“, pflichtete die Rathauschefin bei.

Insgesamt bewertete das Preisgericht 19 eingereichte Vorschläge, die drei prämierten Entwürfe bilden eine Preisgruppe, folglich gibt es keine Abstufungen bei der Bewertung. „Der Marktplatz ist ein öffentlicher Raum, der entwickelt werden muss“, sagte Fladt und stellte in der Runde die Sieger-Planungen vor.

K Entwurf Nummer 1001, Büro: Mann Landschaftsarchitektur aus Fulda: In Anlehnung an den historischen Stadtgrundriss definiert der Entwurf drei wohlproportionierte Stadträume. Geprägt sein soll dieser unter anderem von einem neuen Baumhain zwischen St. Georg und dem Marktplatz. Entstehen soll laut Planern ein „grünes Wohnzimmer“, das den Bewohnern der Stadt für vielfältige Nutzungen offensteht. Der heutige Marktplatz soll in seiner Grundstruktur nicht verändert werden. Auch der „Schorschblick“ bleibt weiter erhalten. Unter dem „Baumdach“ soll auf einer ebenen Fläche im Mittelfeld des Marktplatze ein laut Planern „abwechslungsreicher Möglichkeitsraum“ zur vielfältigen Nutzung mit offener, gemeinschaftlicher Atmosphäre und ohne Konsumzwang entstehen.

2019: Das Haus am Markt wird zurückgebaut. © Dietmar Funck

Die Innovation dieses Entwurfes besteht unter anderem darin, dass der bisher „steinerne Marktplatz“ deutlich grüner wird, erklärte Fladt. Besonders gelungen sei, dass der Entwurf ohne jegliche Stützmauern auskomme und es eine gute Wegeführung gebe. „Dadurch entsteht ein unaufgeregtes Ensemble, bei dem gleichzeitig durch die Entsiegelung von Flächen ein Beitrag es zu einer klimaangepassten Stadt geleistet wird“, erläuterte er weiter.

Das Preisgericht befasste sich nicht nur mit dem Lob der Entwürfe, sondern gab bereits erste Anregungen zu Verbesserungen. So müsste bei diesem Entwurf genau auf die Kronenausbildung der Bäume geachtet werden, schließlich wollen die Bensheimer ihr Winzerfest wie gewohnt im Winzerdorf feiern.

K Entwurf Nummer 1007, Jedamzik & Partner Landschaftsarchitekten mit dem Architekturbüro Krummlauf Teske Happold Architekten, Stuttgart/Heilbronn: Auch dieser Entwurf konzentriert sich auf den mittleren Teil des Marktplatzes. Die Besonderheit hier liegt bei einer hochbaulichen Komponente: einem Gebäude bestehend aus drei giebelständigen Häusern. Eine laut Büro klare Grundrissstruktur bietet einen flexiblen Nutzungsraum. Anbieten könnte sich etwa eine gastronomisch geprägte Markthalle mit lokalen Spezialitäten. Als Ergänzung zum bestehenden Museum könnten aber auch neue Ausstellungsflächen für kulturelle Angebote entstehen. Auch in diesem Entwurf gibt es viel Grün, das einen kühlenden Effekt auf den Bereich haben soll.

Ein Marktplatz-Modell von oben, in das die jeweiligen Entwürfe eingefügt werden können. © Thomas Zelinger

Das geplante Gebäude sei mit der Nähe zum Museum geschickt angeordnet und überzeugte so die Jury. Die Bespielbarkeit des Platzes für die beliebten Bensheimer Feste sei weiter gegeben.

K Entwurf Nummer 1016, Bf Bauforum Berlin mit dem Architekturbüro ARQ Architekten Rinz und Quack GmbH: Im dritten Entwurf, der prämiert wurde, sprechen die Planer von einem „Bürgergarten“, der den Marktplatz in einen grünen Treffpunkt für jeden und jede wandeln soll. Der Marktplatz ist auch in diesem Entwurf „gedrittelt“. Der Bürgergarten soll das verbindende Element zwischen dem unteren Marktplatz und dem Kirchenvorplatz sein. Begriffe wie „Forum“, „Laube“ und „Wiese“ beschreiben den konsumfreien Raum, den sich die Bürger „individuell aneignen“ können. Für die gesamte Fläche ergeben sich laut Entwurf viele Aufenthaltsqualitäten für alle Altersklassen und Nutzungsmöglichkeiten für Veranstaltungen wie Workshops oder Open-Air-Kino.

Einer der drei prämierten Entwürfe für die Neugestaltung des Marktplatzes (Nummer 1016). Sie alle sind gleichwertig, eine Abstufung gibt es nicht. Alle 19 eingereichten Planungen können sich Interessierte noch bis kommenden Sonntag in einer Ausstellung in der Kirche St. Georg anschauen. © Thomas Zelinger

Auch in diesem Entwurf ist ein Gebäude in Form eines Sockelgeschosses vorgesehen. Hier lösten die Planer die anspruchsvolle Gegebenheit des Höhenunterschiedes anders. Gefallen hat der Jury die gesamte Proportionierung des Entwurfes. „Hier gibt es kein großes Spektakel, sondern eine große Bandbreite an Möglichkeiten für die Nutzung“, lobte Fladt. Bestimmte Ausbildungen von Höhenvorsprüngen und Treppen müssten allerdings noch einmal überprüft werden.

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Alle teilnehmenden Büros fanden die gleiche Ausgangslage vor: Das Marktplatzumfeld ist historisch gewachsen, die Topographie bis zum Kirchenvorplatz sei eine Herausforderung, so Fladt. Ganz besonders wichtig sind den Bensheimern natürlich ihre Feste: Deswegen wurden alle Teilnehmer ausführlich über den Jahreskalender der Stadt informiert. Die Entwürfe seien also so konzipiert, dass diese Feste nicht beeinträchtigt werden. „Die Planer konnten sich so ein gutes Bild von der Bedarfslage machen. Zudem waren alle eingeladen, sich das Gelände in natura anzuschauen.“ Mit den eingereichten Entwürfen gebe es nun einen guten Vorentwurfsstand, der den Bürgerinnen und Bürgern eine bessere Orientierung gebe. Als besonders hob Fladt die intensive Bürgerbeteiligung hervor. So können Interessierte etwa am kommenden Samstag gemeinsam mit den Planern der drei Sieger-Entwürfe weitere Ideen erarbeiten. Diese nehmen die Büros dann mit, um am 24. April ihre finalen Entwürfe zu präsentieren.

Frage nach den Kosten

Bei solch einem Projekt stellt sich schnell die Frage: Was wir das kosten? In einem solch frühen Planungsstadium könne man dies noch nicht beantworten, sagte Fladt. „Die Stadt leistet sich aktuell den Luxus, nach der beste Lösung zu suchen und sich dazu zu einigen.“ Erst im darauffolgenden Schritt soll es um die Kosten gehen. Bürgermeisterin Klein hierzu: „Beim Marktplatz geht es um eine Grundsatzentscheidung und die zentrale Frage, wie sich die Stadt zukunftsorientiert weiterentwickeln kann. Diese Entscheidung sollte vorerst nicht an finanzielle Aspekte geknüpft werden.“

Wohl an die Entscheidung geknüpft ist aber das Interesse der Bürger: „Sie können aktiv in die Planungen einsteigen. Und ich bitte inständig darum, dass dieses einmalige Angebot auch genutzt wird“, sagte Klein mit Blick auf den kommenden Werkstatt-Samstag. Dieser sei eine Einladung, sich intensiv einzubringen und sich Zeit zu nehmen. „Wichtig ist: es handelt sich um einen Workshop, bei dem kein kommen und gehen, sondern ein konzentriertes Arbeiten stattfinden soll. Beginn ist um 10 Uhr, es gibt eine Mittagspause mit Verpflegung. Das Ende ist gegen 15.30 Uhr angedacht. „Die Bürger sollten die Chance nutzen, mit fachlichem Input auf den Marktplatz zu schauen.“ Nicht alle Ideen die man als Laie habe, seien auch immer umsetzbar.

„Es gibt die Möglichkeit, sich aufklären zu lassen. Das ist nicht selbstverständlich. Und dieser Aufwand muss sich lohnen“, schloss Fladt.

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