Umzugspläne für die Bensheimer Kirchbergschule

Bensheim. Die Kirchbergschule vereint Grund- und Förderschule unter einem Dach. Doch damit könnte demnächst Schluss sein. Der Grundschulzweig mit seinen vier Klassen soll in das Gebäude Darmstädter Straße 52 umziehen – was sich quasi auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet.

Dort sind bisher der städtische Hort und der Eigenbetrieb Kinderbetreuung zur Miete untergebracht. Für den Hort bedeutet die Verlagerung der Grundschule das Aus. Der Eigenbetrieb, im ersten Stock untergebracht, muss sich neue Räumlichkeiten suchen. Das bestätigte dessen Leiter, Armin Zeißler, im Haupt- und Finanzausschuss sowie im Gespräch mit dieser Zeitung.

„Das Staatliche Schulamt und das Kultusministerium haben beschlossen, Grund- und Förderschule der Kirchbergschule zu trennen“, erklärte der Eigenbetriebsleiter. Der Hort wäre dort dann spätestens im Sommer zum Ende des Schuljahres 2023/2024 Geschichte. Spielraum gibt es nicht. Von der Kirchbergschule aus ziehen nicht nur die vier Klassen um, sondern die Verwaltung inklusive Lehrerzimmer. Sprich: Es wird das komplette Gebäude benötigt.

Haus muss umgebaut werden

An der Kirchbergschule soll nach dem Ende des Horts eine Schulkindbetreuung an der Kirchbergschule eingerichtet werden – einmal für die 30 Kinder, die bislang im Hort waren, plus die 20 bis 25 Jungen und Mädchen, die zurzeit an der Schule durch das Familienzentrum betreut werden, erläuterte Zeißler. Der Kreis werde im Frühjahr eine Ausschreibung vornehmen, potenzielle Träger könnten sich dann bewerben.

Damit Unterricht im neuen Domizil möglich ist, muss das Haus umgebaut werden. „Für den Hort ist dann definitiv kein Platz mehr“, so Zeißler. Was den Eigenbetrieb betrifft, befindet man sich auf der Suche nach einer geeigneten Unterkunft. Einige Immobilien habe man sich schon angeschaut. Weil die Umbauarbeiten nach Angaben des Eigentümers sechs Monate dauern, sollen die Büros bis zum 1. Februar geräumt sein. Der Hort im Erdgeschoss könne dann noch betrieben werden.

Von heute auf morgen obdachlos wird der Eigenbetrieb aber nicht. „Wir haben einen gültigen Mietvertrag. Erst wenn feststeht, wo wir ab wann unterkommen können, ziehen wir aus“, betonten Zeißler und Bürgermeisterin Christine Klein im Gespräch mit dieser Zeitung. Der neue Standort müsse darüber hinaus bezahlbar sein, außerdem müssten Vorbereitungen getroffen werden. Die Infrastruktur müsse geschaffen werden. „Die Suche gestaltet sich nicht so einfach“, bemerkte Klein.

Aus einer Anfrage der BfB-Fraktion an den Eigenbetrieb geht hervor, dass es bisher noch keinen Beschluss des Kreistags über die organisatorische und räumliche Trennung geben soll. Eine Entscheidung soll offenbar im Rahmen einer Teilfortschreibung des Schulentwicklungsplans getroffen werden, die der Kreistag dann im Dezember auf der Tagesordnung hat.

Dem Vernehmen nach sollen die Umzugspläne bei vielen Eltern keine Begeisterung ausgelöst haben – vorsichtig formuliert. Bereits vor drei Jahren mussten sie um die Grundschule bangen. Die Kirchbergschule sollte nur noch als Förderschule weiterbestehen, der Grundschulzweig wäre demnach sukzessive ausgelaufen (wir haben ausführlich berichtet).

Dieses Schicksal blieb der Schule und allen Beteiligten dank eines hohen Engagements der Eltern mit Unterstützung der Kommunalpolitik erspart. Die Grundschule blieb in der Kirchbergschule. Und soll nun von einem denkmalgeschützten Gebäude ins nächste ziehen.

Während der ursprüngliche Standort schon immer eine Bildungseinrichtung war (bekanntlich früher das Alte Kurfürstliche Gymnasium), hat die Darmstädter Straße 52 eine durchaus bewegtere Vergangenheit – unter anderem als sogenannte „Anstalt für taubstumme Kinder“ und in der Nazi-Zeit als Sitz der hessischen Geheimen Staatspolizei (Gestapo).

Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der Bau bis 1981 zur Erweiterung des gegenüberliegenden Alten Kurfürstlichen Gymnasium – eine nahezu historische Anleihe also, die man nun seitens des Schulamtes und des Kultusministeriums wieder zu bedienen gedenkt.