Bensheim. Bensheim. „Wir Bensheimer Einzelhändler sehen uns in der Pflicht, die Verwaltung, Fraktionen und das Rathaus vor einer weiteren Fehlentscheidung, dem Umzug der Stadtbibliothek in die Schwanheimer Straße, eindringlich zu warnen“, sagt Nina Mahr, die Geschäftsführerin von Modehaus Winkler in der Innenstadt. Durch den Umzug, und sei er auch nur übergangsweise und mit eingeplantem Standort in der innenstadtnahen Alten Gerberei, sieht die Geschäftsfrau deren Attraktivität und den Zulauf an Menschen - und zahlender Kundschaft - ernsthaft gefährdet.
Damit ist sie nicht alleine, auch die Geschäftsführer vom Kaufhaus Ganz, Reisezeit, Wohnraum, der Konditorei Glaubach und weitere schließen sich dem an.
Schon in der Vergangenheit hätten Fehlentscheidungen - wie der Bau des Ärztehauses am Berliner Ring - dazu geführt, dass deutlich weniger Menschen in die Innenstadt kamen. „Die Frequenzen sinken immer weiter, was wir täglich spüren“, erklärt Mahr im Gespräch mit der BA-Redaktion. „Unsere Innenstadt ist geschwächt. Wir müssen es schaffen, Angebote wie die Bibliothek in der Stadt zu halten.“
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Immerhin sei diese wichtige Begegnungsstätte bis zu ihrer Schließung im vergangenen Jahr mit rund 50 000 Besucherinnen und Besuchern über die Stadtgrenzen hinaus sehr beliebt gewesen. In Mahrs Augen werde in dieser Angelegenheit nur darüber gesprochen was alles nicht geht. „Die Bibliothek ist ein Kulturgut, vielen Menschen wird erst hierdurch ein Zugang zu Büchern und anderen Medien möglich. Diesen Ort muss man zukunftsgerichtet aufstellen.“ Hierzu brauche es eine bessere Analyse dazu, welche Produktgruppen am beliebtesten seien und welche unberührten Bereiche im selben Zug verschlankt werden können.
In Mahrs Augen muss eine Bibliothek nicht mehr 1000 Quadratmeter messen - sondern der zur Verfügung stehende Platz effektiv genutzt und der Digitalisierung mehr Raum gegeben werden. „Warum kann man zum Beispiel nicht eine Kinder- und Jugendbibliothek im Foyer des Bürgerhauses einrichten? Würde man dazu noch das Urban Gardening am Hoffahrt-Gelände oder den Beauner Platz mit in ein Konzept einbetten, könnten wir wunderbare Kultur- oder Lesefestivals anbieten.“ Damit würden Freizeitangebote für groß und klein geschaffen, die Verweildauer in der Stadt könnte steigen.
Der Faktor Aufenthaltsqualität sei für viele Menschen enorm wichtig. Die würde man mit Begegnungsorten erhöhen. „Und das muss nicht immer viel Geld kosten.“ Mahr und ihre Mitstreiter fordern zudem weitere Spielplätze für alle Altersgruppen, mehr Sitzmöglichkeiten, Grün und Parkplätze.
Der „Marktplatz der Zukunft“ in Bensheim ist ein guter Anfang
„Wir brauchen ein Gesamtkonzept für die Innenstadt, durch das sich ein roter Faden zieht. Die einzelnen Bereiche - der Marktplatz, der Beauner Platz, Bürgerhaus und Wambolderhof - müssen zusammenwachsen. Nur durch das Winzer- und das Bürgerfest bekommen wir keine Belebung in die Fußgängerzone. Mahr fordert vom Rathaus, „alte Muster zu durchbrechen, Zukunftspläne für diese Stadt zu denken und mit kleinen Schritten Dinge endlich zu verändern.“ Den aktuellen Prozess zum „Marktplatz der Zukunft“ begrüßt sie deshalb.
Das könne ein Anfang sein, die vielen Interessen unter einen Hut zu bekommen. Mahr widerspricht den Schilderungen aus den vergangenen Sitzungsrunden der Ausschüsse und Stadtverordneten: Es gebe sehr wohl Möglichkeiten und große Chancen, die Stadtbibliothek in der Innenstadt zu belassen und brachliegende Gebäude zu nutzen. Von der Verwaltung waren im Rahmen der Suche nach einem Übergangsstandort für die Stadtbibliothek mehr als 20 Vorschläge geprüft worden.
Losgelöst von den Wünschen für die Stadt muss die Bibliothek bestimmte Bedingungen erfüllen: Erste Stadträtin Nicole Rauber-Jung hatte hierzu in der Februar-Sitzungsrunde einen Auszug aus dem Kriterienkatalog, die die Interimslösung - und sofern er dann gefunden ist, auch der künftige Standort - erfüllen muss, verlesen: Das Gebäude muss statisch für die Lasten der Medien ausgelastet sein, es braucht Flächen für Büros und die Verwaltung, einen barrierefreien Zugang, Glasfaserkabel, Stellplätze und einen erfüllten Brandschutz. ame
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