Bensheim. Geplant war das Gewerbegebiet in der Fabrikstraße schon seit 2017 – acht Jahre später haben die ersten Grundstückseigentümer mit den Bauarbeiten auf ihren jeweiligen Parzellen auf dem ehemaligen Gelände des Güterbahnhofs begonnen. Der schmale Streifen grenzt unmittelbar an die Bahnlinie. Geschlossen hat das Baufenster die AS Projektentwicklung GmbH. Selbst bauen wird die Gesellschaft nicht, „79 Prozent der Fläche sind bereits verkauft, bis zum Ende dieses Quartals könnten es 100 sein“, erklärt Prokurist Winfried Bär.
Der rund 20 700 Quadratmeter umfassende Komplex befindet sich in direkter Nachbarschaft zum vorhandenen Fachmarktzentrum und zieht sich bis zur Sirona-Unterführung in Richtung B 3 (Schwarzwaldstraße). Der Gewerbepark selbst bietet einen guten Hektar an Nutzfläche für multivariable Gewerbeflächen. Ziel ist eine kleinteilige Struktur mit Grundstücken zwischen 1200 und 1800 Quadratmetern. Große Hallen oder Gebäudekomplexe sind nicht vorgesehen.
Die Gesellschaft hatte die Fläche von der Procom Invest GmbH aus Hamburg abgekauft, so Projektmanager Bär. Procom ist der Investor des benachbarten Fachmarktzentrums und hatte für den südlichen Zipfel keine Verwendung. Man kennt sich branchenbedingt und hatte den Deal bald fix gemacht. Später hat AS sukzessive noch weitere Flächen von der DB Netz AG (eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Bahn) und – im südöstlichen Teil – von der Stadt Bensheim dazugekauft, um den Gewerbepark entwickeln zu können. Die zog sich verfahrensbedingt allerdings noch eine ganze Weile hin.
Kein Wohnraum, Einzelhandel oder Gastronomie auf dem Streifen
Die Fläche stellte in mehrfacher Hinsicht eine Herausforderung dar. Nach rund fünf Jahren Vorarbeit lag im Dezember 2022 die Baugenehmigung vor. Doch zunächst musste die Brache gesäubert und von Bewuchs, Müll und möglichen Schadstoffen befreit werden. Die Rodungsarbeiten dauerten rund vier Wochen – Autoreifen, Kinderrutschen, Dreiräder und anderes kam unter der Erde zum Vorschein. Auch Eisenreste haben sich auf dem Areal gefunden, das einst der Deutschen Bahn gehörte.
Das Privatgrundstück mit den ehemaligen Kleingärten diente wohl jahrzehntelang als Entsorgungspark, mutmaßt Bär. Rund 35 000 Kubikmeter Schrott kamen zusammen. Im April 2023 starteten nach den Aufräum- dann die Nivellierungsarbeiten, um das Areal auf ein einheitliches Niveau etwa einen Meter oberhalb der angrenzenden Straße zu bringen.
Vermüllung, Verwahrlosung und wilde Parkplatznutzung gehören der Vergangenheit an. Wohnraum ist auf dem Streifen allerdings tabu. Laut Bebauungsplan sind zudem Einzelhandel, Gastronomie, Logistiker oder Hochregallager ausgeschlossen. Kleinere Hallen ohne Produktion sollen aber möglich sein.
Weiterhin offen ist, ob es eine Anbindung der Werner-von-Siemens-Straße unter den Schienen hindurch zur B 3 geben wird. Die Stadt hat sich die Besitzrechte für die kommenden Jahre gesichert, sollte ein Durchstich (Unterführung Richtung Schwarzwaldstraße) innerhalb dieses Zeitraums als sinnvoll und machbar erachtet werden.
Unterführung zur B 3 an dieser Stelle wäre ein „Politikerdenkmal“
Dafür musste eine entsprechende Fläche reserviert werden, die nicht bebaut werden darf. Die Koalition aus CDU, SPD und FDP hatte die Prüfung einer solchen Unterführung beantragt.
Ein Gutachten vom November 2021 kam zu dem Schluss, dass ein Durchstich auf die B3 an dieser Stelle aus verkehrstechnischer Sicht nicht realisierbar sei. Als maßgebliche Gründe wurden der Höhenunterschied rechts und links der Bahnlinie (über drei Meter) sowie der geringe Abstand zwischen der Gleisanlage der Bahn und der Bundesstraße angegeben. Beim Investor stieß dieser Vorstoß aus der Kommunalpolitik ohnehin nicht auf Begeisterung – daran hat sich bisher nichts geändert.
In beide Richtungen sei die Anbindung an die Bundesstraße innerhalb weniger Meter gewährleistet, erklärte Bär im Gespräch mit der Redaktion. Rund 500 Quadratmeter Fläche können nicht verkauft werden, bis abschließend geklärt sei, ob die Unterführung sinnvoll ist. Für Bär käme die Umsetzung vielmehr einem „Politikerdenkmal“ gleich – wofür die Stadt in ihrer aktuellen Situation ohnehin keine Mittel habe.
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