Dorfentwicklung

Alte Schule in Hochstädten wird umgebaut

Die Alte Schule in Hochstädten wird für rund 2,66 Millionen Euro aufwändig saniert und erweitert. Unter anderem ist der Kindergarten in dem knapp 120 Jahre alten Gebäude untergebracht.

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Dirk Rosenberger
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Die Alte Schule in Hochstädten wird für rund 2,66 Millionen Euro aufwändig saniert und erweitert. Unter anderem ist der Kindergarten in dem knapp 120 Jahre alten Gebäude untergebracht. © Thomas Neu

Hochstädten. Die Alte Schule in Hochstädten kann durchaus auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. In den Jahren 1906/07 wurde sie als Volksschule mit Lehrerwohnung gebaut und bis 1974 auch entsprechend genutzt. Ein Jahr später zog der Kindergarten ins Erdgeschoss ein.

Das Obergeschoss wurde zu einem Dorfgemeinschaftsraum mit Teeküche - ausgebaut in Eigenregie von der Dorfgemeinschaft, so wie man es von den Hochstädtern kennt. Das Dachgeschoss konnte nach einer kleinen Sanierung vom Sportverein genutzt werden. Unter dem Dach befanden sich seit 1985 außerdem die Räume der Stadtteildokumentation sowie das Kita-Büro und ein Personalraum.

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Aus begrenzten Möglichkeiten möglichst viel herausholen, damit hatte man im Stadtteil schon Erfahrungen gesammelt, bevor die ehemalige Marmorit-Kantine zum Hochstädter Haus aufwendig transformiert wurde. Nach dessen Eröffnung 2019 musste immerhin der Gemeinschaftssaal in der Alten Schule nicht mehr als improvisierter Treffpunkt für Vereine und offizielle Anlässe herhalten, zumal dieser Defizite bei der Statik und dem Brandschutz aufwies, sprich für Veranstaltungen von bis zu 100 Besuchern nicht ausgelegt war.

Genutzt werden konnte er jedoch als Bewegungsbereich für den Kindergarten. Dafür musste jedoch 2008 eine außenanliegende Fluchttreppe mit Zugang über das Flachdach vom Badanbau im Erdgeschoss montiert werden. Die Improvisationsoptionen waren somit allerdings ausgeschöpft.

Multifunktionales Gebäude

In diesem Jahr steht daher eine umfangreiche Modernisierung sowie eine Erweiterung an. Die Stadtverordnetenversammlung hat für das Vorhaben ihre Zustimmung bereits erteilt. 2,66 Millionen Euro müssen voraussichtlich investiert werden, die Summe teilen sich die Stadt und der Eigenbetrieb Kinderbetreuung, wobei der Großteil vom Eigenbetrieb gezahlt wird. Was aber unterm Strich für die Bensheimer und mögliche Haushaltsbelastungen am Ende keinen großen Unterschied macht.

Geplant ist, das städtische Gebäude komplett zu sanieren, um es erhalten zu können. Weil es in Hochstädten einen hohen Bedarf an Betreuungsplätzen gibt - nicht zuletzt durch das Neubaugebiet auf dem alten Marmorit-Gelände sowie dem Rechtsanspruch auf einen Platz ab Vollendung des ersten Lebensjahrs - muss die Kita erweitert werden. Ein zweiter Gruppenraum mit Schlafmöglichkeiten soll daher angebaut und der Mehrzweckraum aus dem Ober- ins Erdgeschoss verlegt werden. Bisher werden im Kindergarten in einer altersgemischten Gruppe ab dem zweiten Lebensjahr 25 Kinder bis zum Übergang in die Grundschule betreut.

Im Dachgeschoss sind nach wie vor Räume für die Stadtteildokumentation, das Archiv und das Kita-Büro vorgesehen, teilt die Verwaltung mit. Bei der Gesamtsanierung sei man darauf bedacht, dass die Nutzung als „multifunktionales Gebäude“ den wechselnden Bedürfnissen des Stadtteils angepasst werden könne. Sprich: Sollten irgendwann einmal weniger Kinder einen Platz benötigen, könnten die Räume auch anderweitig verwendet werden. Das Obergeschoss wäre dann unabhängig vom Erdgeschoss nutzbar.

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Die Sanierung, auf die 864 000 Euro der Gesamtkosten entfallen, gestaltet sich umfangreich. So muss der Sandsteinsockel wegen starker Erosionen ausgebessert werden.

Darüber hinaus steht eine Erneuerung der Fenster an. Diese lassen sich im Obergeschoss teilweise nicht öffnen und entsprechen nicht den Ansprüchen der Denkmalpflege, heißt es aus dem Rathaus. Der Badanbau samt Flachdach wird im Zuge der Arbeiten abgerissen. Dadurch wird das Gebäude in seiner ursprünglichen Form freigestellt, zudem sind die Entwässerungsleitungen marode und das Flachdach ist undicht.

Die Haustechnik steht ebenfalls auf der Aufgabenliste. Die Elektroinstallation erfüllt nicht mehr die heutigen Sicherheitsanforderungen, im Sanitärbereich muss ebenso Hand angelegt werden. Im Inneren wird eine Treppe eingebaut, zur Erschließung des Obergeschosses, was mit brandschutzrechtlichen Forderungen nach zwei getrennten Fluchtwegen für die Kinder zusammenhängt. Modernisiert werden die Bäder und die WC-Anlagen, im Obergeschoss gibt es eine neue Toilettenanlage.

Ob es bei den 2,66 Millionen Euro bleibt, kann mit Blick auf Baukostensteigerungen wie bei allem größeren Projekten nicht garantiert werden. Unabhängig davon hat die Stadt aber beim Land einen Zuschuss beantragt für die Förderung der „ländlichen Entwicklung“, wie es im Beamtendeutsch so schön heißt. Im Idealfall könnten somit 825 000 Euro aus einem Steuergeldertopf des Landes fließen - und die Bensheimer Gesamtkosten reduzieren.

Kinderbetreuung im Container

Starten will man mit Umbau, Sanierung und Erweiterung im Lauf des Jahres, eine Fertigstellung wird für Sommer 2024 angestrebt. Dann könnten die Kinder nach den Ferien in ihre neue alte Heimat einziehen. Bis dahin werden sie in Containern betreut, die Ende September im Neubaugebiet aufgestellt wurden.

Den Umzug des evangelischen Regenbogen-Kindergartens sowie die Startphase in der Übergangsunterkunft bezeichnete Eigenbetriebsleiter Armin Zeißler damals als vorbildlich und reibungslos. Ohnehin ist der Einsatz dieser speziellen Container in Bensheim keine Seltenheit. Am Schwanheimer Dorfgemeinschaftshaus wurde auf diesem Weg Platz geschaffen für die Jungs und Mädchen aus den Weststadtteilen.

Auf dem ehemaligen Bundeswehrdepot-Gelände stehen die Provisorien als Ersatz für die Kita Sankt Winfried, die aktuell neugebaut wird und im Sommer bezugsfertig sein soll. Und in der Werner-von-Siemens-Straße führt das Familienzentrum die Krippe Weidenkätzchen mit vier Gruppenräumen.

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