Auerbach. Der Valentinstag (14. Februar) ist nun wirklich nicht jedermanns Sache. Längst hat der Kommerz den einst guten Ruf des Tags der Liebenden, der auf eine lange weltliche Tradition und auf ein noch längeres urchristliches Brauchtum zurückgeht, ramponiert. Ganz anders ist es mit dem Valentinsweg „Liebe to go“, zu dem das Pfarrerehepaar Mareike und Lukas von Nordheim von der Evangelischen Kirchengemeinde Auerbach und Hochstädten ab sofort bis zum 1. März (Faschingsdienstag) „alle Eltern und Paare in Regenbogenfarben“ einlädt: eine Premiere, die neugierig macht.
Zu acht Stationen – beginnend an der Bergkirche in Auerbach, vorbei am Schwanenteich ins Fürstenlager, über die Pappelallee und den Freundschaftstempel bis hinauf zum Teehäuschen auf dem Altarberg – führt der etwa dreieinhalb Kilometer lange Spazierweg, der den Paaren („auch gleichgeschlechtlichen“) auf verschiedenen Tafeln freundliche Impulse für nicht alltägliche Paargespräche und Aktivitäten gibt. Einige Höhenmeter gilt es dabei zu überwinden. Eine Wegbeschreibung ist zwar vorhanden, die Augen muss man trotzdem offen halten.
Mal wird an den einzelnen Stationen zum Tanz animiert, dann das Thema Streit bei den Hörnern gepackt. Schließlich, so Pfarrer von Nordheim, „gibt es in einer langen Beziehung Hoch-Zeiten und emotionale Talfahrten.“ Das erhoffte Ziel am Ende des Weges sei es, „zwei Herzen wieder höher schlagen zu lassen“, dass Zwischentöne in der Beziehung nicht ungehört verhallen – und man sich gleichzeitig an der Natur erfreut.
Ein Bibelzitat überrascht gar mit erotischer Poesie und an anderer Stelle wird dazu animiert, sich der verschiedenen Ausdrucksweisen und kleinen Liebesbeweise des Partners oder der Partnerin bewusst zu werden (gemeinsame Zeit verbringen, kleine Geschenke oder Alltagsverrichtungen im Haushalt). „Kommunikation in der Partnerschaft ist wichtig, gerade weil es verschiedene Sprachen der Liebe gibt“, so Pfarrer von Nordheim – und weiter: „Wir betreiben keine Paartherapie, sondern wollen den Menschen eine schöne Zeit schenken und ihnen Anregungen für Gespräche und ein gemeinsames Tun geben.“
Der Valentinsweg „Liebe to go“ sei ganz gewiss „kein schwieriger Therapie-Ort, sondern eine Chance, die Liebe zueinander wieder zu entdecken. Wir wollen den Paaren eine positive Orientierung anbieten und nicht kommunizieren, was man gerade nicht darf und was nicht erlaubt ist“, fährt er fort. Gerade in dieser trägen Zeit „sollen Paare dem Corona-Alltagsgrau entkommen, Konflikte einmal hinter sich lassen und ganz bewusst Zeit zu zweit erleben.“ Der Valentinsweg solle Paaren Freude bereiten, wieder mehr Energie und Kreativität in ihre Beziehung zu investieren und sie selbst zu gestalten, wünscht sich auch Pfarrerin Mareike von Nordheim: „Schließlich heißt es ja, eine Beziehung führen und sie nicht einfach geschehen lassen.“
Es ist nicht das erste Mal, dass das Pfarrer-Ehepaar von Nordheim die Menschen – und ausdrücklich nicht nur die Mitglieder der Evangelischen Kirchengemeinde – mit ungewöhnlichen Aktionen überrascht. Vorgänger des Valentinweges waren der Ostergarten, der Krippenweg und die Entdeckertour zu den „3 Fragezeichen an der Bergkirche“.
Bei Stefan Jagenteufl, Verwalter des Staatsparks Fürstenlager, sind Mareike und Lukas von Nordheim mit ihren Plänen übrigens sofort auf offene Ohren gestoßen. Im Gegenzug hat Jagenteufl die Kirchengemeinde Auerbach-Hochstädten an Ostermontag zum Gottesdienst in die fertig renovierte Eremitage eingeladen. gs
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