Lesefestival

Geschichten aus einer märchenhaften Welt

Autor Akram El-Bahay stellte im Bensheimer Jugendzentrum sein Buch „Fabula“ vor AKG-Schülern vor.

Von 
Eva Bambach
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Im Bensheimer Jugendzentrum las Akram El-Bahay aus seiner Fantasy-Serie „Fabula“ den Schülern der 5. und 6. Klassen vor. © Thorsten Gutschalk

Bensheim. Eine dunkle Nacht im New York. Durch den Central Park flitzt fluchend ein veritabler Zwerg – so groß wie ein zehnjähriges Kind, aber mit einem langen grauen Bart. In einem Krankenhaus am Rand des Parks werden gerade Zwillinge geboren. Der Zwerg hält zwischen qualmenden Handschuhen ein glühendes Ei, dass ihm am Ende die Haut versengt. Er soll es in an einer ganz bestimmten Stelle tief in der Erde versenken. Kaum ist es im Boden verschwunden, wächst aus ihm ein ganz besonderer Baum …

So beginnt eine fantastische Geschichte, die beim Bensheimer Lesefestival als Angebot für Klassen der Jahrgangsstufen 5 und 6 des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums zu hören war. Zu Gast war der für Erwachsene wie für Kinder und Jugendliche schreibende Autor Akram El-Bahay – nicht an einem schulischen Ort, sondern im gemütlichen Ambiente des Bensheimer Jugendzentrums. Nicht nur Stühle standen hier für die jungen Zuhörer bereit, sondern es gab auch Sofas und viele weiche Kissen.

Akram El-Bahay las Teile aus dem ersten Band seiner zweiteiligen Reihe „Fabula“. Zur Auflockerung des einstündigen Programms suchte er zwischendurch den Dialog mit seinem Publikum, das dem Gesprächsangebot sehr interessiert folgte und viel über die Arbeit eines Autors erfragte.

Wie viel verdient ein Autor?

Unter anderem wollten die Schülerinnen und Schüler wissen, wie viel man verdient: Nur zehn Prozent des Verkaufspreises gehen an den Autor oder die Autorin, erfuhren die Kinder. Im Fall des vorgestellten Romans sind das nur 1,50 Euro pro verkauftem Buch. Vom Rest muss der Buchhandel und der Vertrieb bezahlt werden, aber vor allem auch der Druck und die Arbeit im Verlag. Denn ohne zum Beispiel ein zugkräftiges Titelbild auf dem Umschlag greift in der Buchhandlung niemand zu einem Buch, um schon mal den Klappentext zu lesen, der zu weiterer Lektüre einlädt – oder auch nicht.

Die Konkurrenz ist groß, das legte der Autor mit beeindruckenden Zahlen dar: Der deutsche Buchmarkt ist nach den USA der zweitgrößte der Welt, mit rund 73 000 Neuerscheinungen allein im Jahr 2022, darunter rund 50 000 von deutschsprachigen Autoren verfasste Bücher – Schulbücher nicht gerechnet. Um sein Buch zur Druckreife zu bringen, braucht der Autor – wie jeder Verfasser – außerdem noch eine Lektorin, die den Text auf Plausibilität, guten Stil und Lesbarkeit prüft und Verbesserungsvorschläge macht, bevor der Text am Ende noch auf Rechtschreibfehler geprüft werden kann.

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Rund 18 Monate dauerte es bei „Fabula“ bis zur Veröffentlichung, erzählte Akram El-Bahay. Dabei nimmt die Schreibarbeit nur zwei bis drei Stunden am Vormittag ein – wenn alle drei Kinder in der Schule sind und bevor der Autor wieder mit deren Mittagsversorgung und den verschiedensten anderen Arbeiten beschäftigt ist.

Das Schreiben sei seit der Grundschulzeit seine Leidenschaft, erzählte Akram El-Bahay, der zunächst als Journalist arbeitete und erst seit etwa zehn Jahren ausschließlich Fantasy-Romane schreibt. Als Kind eines ägyptischen Vaters und einer deutschen Mutter verarbeitet er Einflüsse aus zwei Kulturkreisen in seinen Romanen, die Anklänge an „Der Herr der Ringe“ ebenso tragen wie sie an orientalische Märchen erinnern.

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Veröffentlicht
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Thomas Tritsch
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Mit seinem ersten Roman „Flammenwüste“ war der Autor für mehrere Literaturpreise nominiert und er gewann vor einigen Jahren bei der Leipziger Buchmesse den Phantastik-Literaturpreis Seraph in der Kategorie „Bestes Debüt“. Dass er seine Leser und Zuhörer zu fesseln vermag, konnten die Schülerinnen und Schüler beim Lesefestival selbst erfahren. Denn natürlich entwickelt sich aus den am Anfang von „Fabula“ gelegten Spuren eine spannende Geschichte.

Der Zwerg und ein glühendes Ei

13 Jahre nachdem der Zwerg das glühende Ei in den Boden versenkt hat, ist daraus ein großer Baum mit merkwürdig gewundenem Stamm geworden, dessen Blätter ganz unterschiedlich geformt sind und keinem anderen Baum gleichen. Die damals geborenen Zwillinge Will und Charlotte haben sich – ein wenig enttäuschend – klischeegemäß entwickelt: Der Junge ist faul und frech, die Schwester fleißig und gut in der Schule und bei allen beliebt.

Als der Biologieunterricht Will und Charlotte zu dem merkwürdigen Baum führt, sehen sie dort geflügelte, mädchenhafte Elfen, die verhindern, dass der Baum von zwei Gärtnern gefällt wird. Diese halten zwar schon die Motorsäge in der Hand, merken aber gar nicht, dass sie von Zauberkraft gebannt wurden. Für die Geschwister wird der Baum zum Portal in eine märchenhafte Welt.

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