„Atommüll todsicher im Keller einlagern“, BA-Leserforum vom Mittwoch, 25. Januar
Der Leserbriefschreiber fordert mich auf, Atommüll in meinem Keller einzulagern. Abfallfässer aus Gussstahl mit radioaktivem Inhalt oder Endlagercontainer würde ich ohne die geringste Angst in meinem Keller lagern.
Die acht Tonnen schweren Fässer mit einer Wandstärke von 10 Zentimetern haben an der Außenseite (!) eine messbare, aber vergleichbar geringe Dosisleistung: einige Mikrosievert pro Stunde (µSv/h). Für verglaste, hoch radioaktive Abfälle aus abgebrannten Brennelenenten in Castoren (120 Tonnen) gilt Gleiches (Außenseite!). Die Werte sind nach der Strahlenschutzverordnung zugelassen.
Röntgen mit CT verursacht eine tausendmal höhere Dosis: 15 mSv (Millisievert). Die Strahlendosis aus natürlichen Quellen beträgt in Deutschland 2,1 mSv. Ein Flug nach Mallorca ergibt 10 µSv. Für den Rückbau der Kernkraftwerke gilt das sogenannte „Minimis-Konzept“: Die Dosis für eine Person der Bevölkerung darf 10 µSv pro Jahr nicht überschreiten.
Eine starke Anti-AKW-Lobby
Der Leserbriefschreiber behauptet weiter: „Es war ein geschickter Schachzug der Atom-Lobby, den negativ geladenen Begriff Atomkraftwerk durch ,Kernkraftwerk’ zu ersetzen. Wer denkt nicht bei ,Kern’ auch an gesundes Obst, in das man unbedenklich, ja herzhaft, beißt.“ Nun, die Bezeichnung Kernkraftwerk war schon immer der gesetzlich richtige Name für diese Stromerzeuger. Sowohl in der Betriebsgenehmigung, im Handelsregister und in allen Verordnungen und Gesetzen steht immer nur Kernkraft. In der ganzen Welt heißen sie auch so: Nuklear Power Station, nur in Deutschland nicht.
Eine Atom-Lobby gab es nie. Wer soll das gewesen sein? Sonst wäre die Kernenergie in Deutschland – als einzigem Land auf der Erde – nicht so sang und klanglos beendet worden. Es gab und gibt aber eine starke Anti-AKW-Lobby, die den verächtlich machenden Begriff Atomkraftwerk eingeführt hat. Die Politik hat ihn übernommen. Ungesundes Kernobst sind die AKWs aber trotzdem nicht.
Wenn man keine Ahnung hat...
Was dabei herauskommt, wenn man keine Ahnung vom Thema hat, zeigt sich hier: Der EU-Parlament-Abgeordnete Michael Bloss schrieb auf Twitter: „Wind und Sonne sind unschlagbar günstig! Dieses Jahr werden 60 Gigawatt in Europa dazu gebaut. Die liefern so viel Strom wie 60 Atomkraftwerke.“
Politiker Bloss versteht leider nichts von Leistung, Energie und Wirkungsgrad. Offensichtlich weiß er auch nicht, dass es nachts dunkel ist und der Wind manchmal nicht weht. Was wiederum bei Kernkraftwerken keine Rolle spielt. Daher ist alles komplett falsch, was er zwitscherte.
60 GW Sonne und Wind könnten etwa 105 TWh Strom pro Jahr erzeugen. 60 KKWs erzeugen etwa 615 TWh pro Jahr. Das ist fast sechs Mal so viel. Wenn Wind und Sonne unschlagbar günstig sein sollen, wieso muss man sie dann mit 31 Milliarden Euro pro Jahr (EEG-Umlagen) vom Stromkunden stützen und hat trotzdem die höchsten Strompreise der Welt? Hinter jedem Windrad und hinter jeder PV-Anlage muss ein Kohlekraftwerk stehen, sonst wird aus der Dunkelflaute der Blackout.
Hans Ambos
Bensheim