Klimaschutzplan BA-Leserforum: Die Energiewende ist vielfältig, aber machbar

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Bensheim. Zum Leserbrief „Klimaschutzplan für Bensheim weckt Zweifel“, BA vom 19. November

Der Leserbriefschreiber bringt das Ziel, die CO2-Emissionen bis 2040 auf null zu bringen, in Zusammenhang damit, dass so der CO2-Gehalt in der Luft immer geringer werde. Und Pflanzen brauchen schließlich CO2 und könnten dann nicht mehr wachsen. Er sagt das nicht so direkt, legt es aber nahe. Es ist klar, dass mit CO2-Emissionen in der Klimadiskussion immer zusätzliche Emissionen gemeint sind, die im Wesentlichen durch das Verbrennen fossiler Stoffe wie Kohle, Öl und Gas entstehen. Es ist absurd, anzunehmen, man könnte durch „Null-Emissionen“ den CO2-Gehalt in der Luft gegen Null gehen lassen. Es geht erstmals „nur“ darum, dass er nicht weiter ansteigt.

Ein anderer Punkt: Seither wurde tatsächlich die Stabilität des Stromnetzes hauptsächlich durch den kontinuierlichen Betrieb konventioneller Kraftwerke gewährleistet. Und Stromenergie aus Wind und Sonne kamen nur zusätzlich dazu. Das hat sich verändert und wird sich noch weiter ändern. Die Stabilität unseres Stromnetzes entsteht schon jetzt, und noch mehr in der Zukunft, durch intelligente Regelung der Stromerzeugung aus Quellen, die in ihrer Erzeugung schwanken. Das wirkt zuerst wie ein Unding. Wie kann aus mehreren schwankenden Größen etwas Stabiles entstehen? Das ist eine andere Form von Stabilität, eine Art Fließgleichgewicht. Das kommt in vielen Bereichen der Natur vor, auch wenn wir es oft nicht beachten. So hält unser Körper einen gewissen Zuckerspiegel, obwohl wir nicht andauernd in gleichmäßiger Menge Zucker aufnehmen. Es gibt viele Beispiele für Fließgleichgewichte.

Flexibilität im Stromnetz

Im Stromnetz muss deshalb für mehr Flexibilität gesorgt werden und die Regelung wird komplizierter. Für die kompliziertere Regelung haben wir Computer und Experten, die die notwendigen Programme entwickeln können. Es braucht mehr Speicher, die Strom aufnehmen, wenn reichlich produziert wird und die den Strom wieder abgeben, wenn weniger produziert wird. PV-Anlagen auf Privathäusern werden heutzutage meist mit Speicher gebaut. Auch bei Freiflächen-PV-Anlagen bürgert sich das ein (Beispiel Siedelsbrunn). Anlagen (Elektrolyseure) werden errichtet, die Wasserstoff produzieren, wenn viel Strom zur Verfügung steht.

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Den Verbrauch steuern

Wir brauchen Verbraucher, die ihren Verbrauch steuern. Kühlhäuser schalten ihre Aggregate an, wenn Strom reichlich vorhanden und billiger ist. Sie schalten die Aggregate ab und halten die Kälte, wenn weniger Strom da ist und teurer ist. Zuerst werden dies Großverbraucher umsetzen und dann zunehmend auch Haushalte. Entsprechende Tarife müssen die Stromversorger ab 2025 anbieten.

Manche dieser Veränderungen sind schon da, oder beschlossen, oder im Bau, andere sind noch in Planung oder in der Diskussion. Man muss nicht alle Einzelheiten verstehen, nur die grundsätzliche Veränderung. Mit der Anpassung der gesetzlichen Regelungen – wenn die CDU mit Merz sie nicht stoppt, oder zurückschraubt – sowie mit Digitalisierung ist das machbar.

Otto Merkel

Bensheim

Info: Leserbrief-Richtlinien: bergstraesser-anzeiger.de/leserbriefe