Daniele Ganser hat gesprochen, viermal im jeweils ausgebuchten Bürgerhaus Bensheim. Wenn man die Topics seines Vortrages betrachtet, könnte man meinen: über den Ukrainekrieg, dessen Entstehung er als Historiker sehr detailliert dargelegt hat.
Aber im Grunde ging es um mehr. Am Beispiel der aktuellen Ereignisse wurde in Erinnerung gerufen, wie Fakten zu Informationen verarbeitet werden, wie das menschliche Gehirn diese Informationen aufnimmt, und welche Fehler- und Manipulationsmöglichkeiten diesen Weg steinig machen.
Es genügt, Falsches so häufig zu wiederholen, bis wir es als Tatsache abspeichern (postfaktisch), ein kompliziertes Gesamtbild solange zu vereinfachen, bis ein abgeschliffenes Gut gegen Böse übrigbleibt, und Ängste zu schüren, die den Verstand ausschalten und das Gefühl belasten.
Immer mehr Menschen misstrauen ihren manipulierbaren Geschmacksnerven, und möchten genau wissen, was sie ihrem Körper zuführen. Warum nehmen wir dann immer wieder kritiklos die geistige Nahrung an, die unserem Verstand vorgesetzt wird?
Wir sollten aufhören, die Abendnachrichten unserer bevorzugten Medien in geistigen Filzpantoffeln entgegenzunehmen, das Oberflächliche meiden, von Informationsversorgten zu Fragenden und Suchenden zu werden.
Nicht im Gleichschritt folgen
Die Zuhörer seines Vortrages brauchte Daniele Ganser nicht zu überzeugen – sie haben in den vergangenen drei Jahren gelernt, eher auf die wenigen Rufer in der Wüste zu hören, als im Gleichschritt der weiterziehenden Karawane zu bleiben. Man ist nicht automatisch auf dem richtigen Weg, wenn man mit der Mehrheit marschiert.
Mein Bedauern gilt den verschiedenen Institutionen und Sponsoren, die im Vorfeld dieser beiden Abende durch kleingeistige Kommentare aufgefallen sind.
Mein Respekt gilt dem Organisator Justus Keller. Mein Dank Daniele Ganser als Verteidiger der Achtsamkeit.
Michael Frohs
Zwingenberg