Mannheim. Uwe Gensheimer und die Rhein-Neckar Löwen - das gehört zusammen wie Bernhard Kempa und Frisch Auf Göppingen oder die Roth-Brüder und die SG Leutershausen. Daran ändern auch die drei Jahre des Weltklasse-Linksaußens in Paris nichts, als der Ur-Mannheimer auszog, um die weite Handball-Welt kennenzulernen. Schließlich erweitern solche Erfahrungen den Horizont und prägen die Persönlichkeit. Für eine mit Blick auf seine Club-Karriere vergleichsweise kurze Zeit kriegte man die Löwen-Ikone aus der Quadratestadt, den Löwen bekam man aber nie aus Gensheimer heraus, wie nach seiner Rückkehr immer wieder deutlich wurde. Wie nur wenige Profis im gelben Trikot identifizierte sich der heute 37-Jährige mit „seinem“ Club, an dessen Aufstieg in die nationale Spitze er maßgeblich beteiligt war.
Es wäre sträflich gewesen, Gensheimer ziehen zu lassen
Insofern ist es nur logisch, dass die Löwen alles daran setzten, ihr Aushängeschild auch nach dem absehbaren Karriereende an den Verein zu binden. Auffällig oft betonte Geschäftsführerin Jennifer Kettemann bei Gensheimers Vorstellung als künftigen Sportlichen Leiter, dass der Club nicht explizit eine Stelle für den langjährigen Kapitän geschaffen habe, sondern der Weltklasse-Linksaußen einfach auch aufgrund weiterer Qualifikationen und seinen Vorstellungen die beste Wahl für den Job im Management war. Wie es nun genau zur Entscheidung kam, wird in den Gremien bleiben, aber letztlich ist das auch egal. Es wäre schließlich ein sträfliches Versäumnis gewesen, ein so prominentes Gesicht des deutschen Handballs ziehen zu lassen.
Dass die Entscheidung pro Gensheimer dabei noch lange keine Garantie für erfolgreiche Zeiten ist, wissen die Löwen aus eigener Erfahrung. Schließlich wurde mit Oliver Roggisch eine ähnlich herausragende Persönlichkeit nach ihrer aktiven Karriere in die Rolle des Sportchefs befördert. Nach und nach musste der zweifache Deutsche Meister dann aber erkennen, dass die Qualitäten des einstigen Abwehrchefs auf anderen Feldern liegen. So entstand ein gefährliches Vakuum neben Kettemann, das zuvor von engagierten Trainern wie Nikolaj Jacobsen oder jetzt von Sebastian Hinze quasi im „Nebenjob“ ausgefüllt wurde.
Uwe Gensheimer und die Rhein-Neckar Löwen gehören einfach zusammen
Wozu so ein Vakuum führen kann, war in der Chaos-Saison 2021/22 zu sehen. Kein Bundesligist, der Ansprüche auf die vorderen Plätze hat, kann es sich leisten, ohne übergeordnetes, sportliches Know-how zu handeln und eine Kaderplanung nur noch zu improvisieren. Mit Hinze ist hier zuletzt wieder Kontinuität und eine Spielidee bei den Löwen eingekehrt, Gensheimer kann den Coach aber mit seiner ganzen Erfahrung auf und neben dem Spielfeld entlasten und eigene Ideen einbringen. Und selbst wenn der 37-Jährige zunächst als „Azubi“ in den neuen Job startet, dürften sein Name und seine Vita genug Gewicht haben.
Auch er wird sich aber letztlich am Erfolg messen lassen müssen, dem sich der künftige Sportchef verpflichtet fühlen dürfte. Schließlich gehören Gensheimer und die Löwen einfach zusammen.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Uwe Gensheimers Rollenwechsel: Einfach nur logisch
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