Mannheim. Bernd Beetz ist nie um große Worte verlegen. „Wir waren 20 Jahre lang ein Chaos-Club, aber das sind wir nicht mehr“, war der Präsident des SV Waldhof vor vier Jahren felsenfest überzeugt. Er sprach von „starken Strukturen“ und glänzenden Perspektiven. Doch spätestens im Hochsommer 2025 ist das alte Image wieder zurück.
Mit der Entlassung von Trainer Dominik Glawogger nach nur zwei Spieltagen setzte der Mannheimer Drittligist ein kurioses Ausrufezeichen – und zugleich ein dickes Fragezeichen hinter die Urteilskraft der erst im April nach einem Kahlschlag installierten neuen sportlichen Leitung. Denn wenn ein Zähler nach zwei Spielen nach tabellarischen Maßstäben sicher noch nicht als glatter Fehlstart durchgeht, haben einen solchen Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber und Sportdirektor Mathias Schober von außen betrachtet auf jeden Fall hingelegt.
Bei seiner Vorstellung im April wurde Glawogger noch für seinen modernen Spielansatz gelobt, nach dem geschafften Klassenerhalt war der 35-Jährige der Wunschkandidat für die Zukunft. Es wurde sogar eine Ablöse nach Regensburg überwiesen, wo der Österreicher am 1. Juli eigentlich als U-19-Trainer hätte anfangen sollen. Dass dies nach sechs Wochen Vorbereitung und nur zwei Spieltagen nun alles hinfällig ist, lässt zwei Schlüsse zu: Entweder hat sich die Sportliche Leitung bei der Einschätzung von Glawoggers Fähigkeiten massiv verhauen – was nichts Gutes für weitere Personalentscheidungen erwarten lässt. Oder der junge Österreicher war vielleicht von Beginn an nicht die erste Wahl der neuen Sportchefs, sondern wurde von anderer Stelle installiert und mit dem geglückten Klassenerhalt hatte man später wenig Argumente gegen ihn.
Welche Rolle spielen externe Berater?
Spekuliert wird vor diesem Hintergrund dabei immer wieder über die Rolle von Thorsten Weck, der Präsident Beetz als sportlicher Berater zur Seite steht und kaum ein Spiel der Waldhöfer verpasst. Sein Einfluss auf das Tagesgeschäft ist unklar. Dass die handelnden Personen aber nicht immer einer Meinung sind, ist ein offenes Geheimnis, und im Hintergrund lässt sich das Töpfeklappern der sprichwörtlichen Breiköche vernehmen. Starke Strukturen sehen anders aus. Wie sich der Waldhof hier intern aufstellen will, sollte so schnell wie möglich geklärt werden.
Am Ende hat sich aber wohl die aktive sportliche Leitung durchgesetzt, was dem SVW nun etwas Zeit zum Durchatmen gibt. Mit Luc Holtz soll jemand den Scherbenhaufen zusammenkehren, der in der Vergangenheit zwar die luxemburgische Nationalmannschaft zu einem ernstzunehmenden Team geformt hat, dem das Tagesgeschäft in der 3.Liga des Nachbarlands aber ziemlich fremd sein dürfte. Entsprechend geht der SV Waldhof hier das nächste Risiko ein, wobei Holtz bei seiner Vorstellung am Dienstagmittag den Eindruck gemacht hat, gut vorbereitet an die neue Aufgabe heranzugehen und echte Lust darauf hat, eine Mannschaft in der täglichen Arbeit zu formen.
Mit der Entlassung von Trainer Dominik Glawogger nach nur zwei Spieltagen setzte der Mannheimer Drittligist ein kurioses Ausrufezeichen.
Dieser Ansatz, mit einem frischen Gesicht von Außen endlich so etwas wie Kontinuität in den Club vom Alsenweg hineinzubekommen, kann also auch gutgehen. Wie mit Trainern beim SVWaldhof zuletzt aber immer wieder umgegangen wurde, sollte der bereits achte Coach seit dem Wiederaufstieg dabei immer im Hinterkopf haben. Der Chaos-Club lässt grüßen.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar SV Waldhof legt einen glatten Fehlstart hin
Ein Punkt aus zwei Spielen wären zu verkraften gewesen. Doch die Umstände des Trainerwechsels bescheren dem SVW wieder einmal das alte Image.