Kommentare Jetzt geht es erst los für die Oper am Luisenpark

Mit der Eröffnung der Oper am Luisenpark beginnt für Mannheim eine neue Ära, kommentiert Stefan M. Dettlinger. Wird die kreative Kraft von Intendant Albrecht Puhlmann die Oper in der Region nachhaltig verändern?

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Stefan M. Dettlinger
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Der Geist der Kreativität war so lang in der Flasche, jetzt ist er raus. So ähnlich hat es Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) bei der Eröffnung der Oper am Luisenpark am Wochenende gesagt und damit gemeint: Endlich, nach vielen Jahren des Wirrens und Irrens, nach Pleiten, Pech und Pannen, hat die Sparte Oper am Nationaltheater nun endlich - wie auch Schauspiel und Tanz - eine Ersatzspielstätte für die Sanierungszeit am Goetheplatz, ein Haus, von dem keiner so genau weiß, wie er es nun nennen soll: der Opal, das Opal oder richtig: die OP(er) A(m) L(uisenpark).

Das Bild hinkt freilich, denn mit dem aus der Flasche austretenden Geist ist ja gemeint, dass aus Ignoranz eine nicht aufzuhaltende, gefährliche Entwicklung in Gang gesetzt wird, die durchaus epidemische Züge aufweisen kann. Auch Kunst kann ansteckend wirken. Das sollte sich Intendant Albrecht Puhlmann zu Herzen nehmen. Denn der Bau ist nur Anfang. Ziel sollte für ihn sein: Ein Virus in die Welt zu setzen, das die Leute wieder und immer wieder in die Opal lockt, weil dort einfach so coole Kunst erlebbar gemacht wird - an einem Ort, an dem man sich wohlfühlt.

Die Opal ist gut geworden, aber spricht sie auch ein neues Publikum an?

Die Opal ist gut geworden. Man kann sich darin wohlfühlen, das Catering ist besser denn je, und die Tanzfläche im Erdgeschoss wurde zu Disco- und Clubmusik am Premierenabend gut angenommen. Mehr davon, bitte, denn: Mit den anstehenden Neuproduktionen wie „La Traviata“ „Il trittico“ oder „Die Csárdásfürstin“ erreicht man sicher Oper(ette)nbegeisterte.

Ob man aber auch neue Menschen gewinnt, ein neues Publikum, das Publikum von morgen: Die heutige Jugend und jungen Erwachsenen? Dazu braucht es eine ganze Menge neuer Ansätze, die von der Bürgerschaftsbeteiligung bis hin zur Integration der Popkultur als Teilsparte des Musiktheaters reichen. Ein Weiter-so wäre langfristig sicherlich der Tod der Oper, die es aus vielen Gründen schwerer hat als der Tanz und das Schauspiel, die flexibler sind und deutlich günstiger zu haben.

Denn natürlich rechnet sich die Investition von 25,4 Millionen Opal-Euro und der (aktuell) etwas über 320 Millionen Euro fürs Haupthaus nur, wenn Menschen auch hingehen. Specht sprach ja am Samstag gleich von fünf Opal-Jahren. Damit wäre der Umzug erst für 2029 geplant. Die Welt wird da eine ganz andere sein und das sanierte Opernhaus noch mal um ein Drittel (400 Plätze) größer. Es wird in den kommenden fünf Jahren entschieden, ob die Sanierung dann ein Flop gewesen sein wird. Und ehrlich: Einen Flop können wir uns alle nicht leisten!

Ressortleitung Stefan M. Dettlinger leitet das Kulturressort des „MM“ seit 2006.

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