Es ist natürlich purer Zufall, dass der 100. Geburtstag der größten Lauterer Ikone parallel zum bevorstehenden Abschluss des Insolvenzverfahrens beim FCK gefeiert wird. Man wüsste allerdings nur zu gerne, was Fritz Walter wohl zu der jahrelangen Misswirtschaft gesagt hätte, die seinen 1. FC Kaiserslautern in die 3. Liga und in die Zahlungsunfähigkeit befördert hat. Eine glorreiche Vergangenheit und eine triste Gegenwart – das ist die Realität am Betzenberg im Jahr 2020.
Die Pfälzer haben die Gelegenheit zur vergleichsweise folgenlosen Entschuldung, die der DFB in Corona-Zeiten eröffnet hat, clever genutzt. Es wurden bei Eröffnung des Insolvenzverfahrens nicht wie sonst Punkte abgezogen, und die regionale Investorengruppe, die frisches Kapital in Höhe von elf Millionen in den Traditionsclub pumpt, muss nur für vier Prozent der Altlasten geradestehen. Also praktisch für nichts. Der Weg in eine bessere Zukunft scheint damit geebnet.
Dass die FCK-Verantwortlichen die sich bietende Möglichkeit genutzt haben, kann man ihnen nicht vorwerfen. Juristisch war das Agieren nicht zu beanstanden, aber moralisch? Da bleibt ein bitterer Beigeschmack. Die Würzburger Kickers müssen aufgrund der Lauterer „Planinsolvenz“ 200 000 Euro aus dem Transfer von Janik Bachmann abschreiben, Sonnenhof Großaspach kolportierte 175 000 Euro für Philip Hercher. Die Pfälzer hingegen besserten ihren Kader im Sommer – unter anderem mit den Erlösen aus den Verkäufen von Lennart Grill oder Christian Kühlwetter – mit teuren Drittliga-Profis wie Marvin Pourié oder Tim Rieder auf, die sich die meisten Konkurrenten nicht leisten konnten. Insolvent und Spaß dabei? Das entspricht sicher nicht den Werten Fritz Walters.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Insolvent und Spaß dabei?
Alexander Müller zur Situation in Kaiserslautern: Die Pfälzer haben die Gelegenheit zur vergleichsweise folgenlosen Entschuldung, die der DFB in Corona-Zeiten eröffnet hat, clever genutzt. Aber moralisch?