Mit dem Flug nach Spanien zieht Venezuelas mutmaßlicher Wahlsieger Edmundo González die Reißleine. Regierungsnahe Staatsanwaltschaft und Militärs waren ihm längst auf den Fersen. Solange der mutmaßliche Sieger der Präsidentschaftswahlen Ende Juli in Venezuela war, bedeutete er eine große Bedrohung für den linksextremen Machthaber Nicolás Maduro. Der hat zwar längst den Rückhalt in der Bevölkerung verloren, doch er und seine Schergen haben den Finger am Abzug bei Polizei, den paramilitärischen Banden und der Armee. Und sie drücken ab. Menschenrechtsorganisationen sprechen von zwei Dutzend Toten und über Tausenden Verhafteten.
Maduro war, ist und wird bereit sein, jedes erdenkliche Mittel anzuwenden, um an der Macht zu bleiben. Die Demokratien stehen einem solch skrupellosen Verhalten hilf- und auch ratlos gegenüber. Schon jetzt steigen die Zahlen der Grenzübertritte aus Venezuela nach Kolumbien und Brasilien wieder an. Das Exil von González , der als Hoffnungsträger galt, dürfte neue Fluchtwellen auslösen.
Zweimal in den vergangenen Jahren hatten die Venezolaner auf dem friedlichsten und demokratischsten aller Wege versucht, ihre Unterdrücker loszuwerden: mit Wahlen. Sowohl bei den Parlamentswahlen 2015 als auch bei den Präsidentschaftswahlen 2024 ignorierte Maduro seine Niederlagen. Die linksdemokratischen Vermittlerländer Brasilien, Kolumbien und Mexiko scheitern bislang bei ihren Bemühungen. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, werden die Demokratien für ihre Schwäche einen hohen Preis bezahlen. Vielleicht schon in ein paar Wochen bei den Wahlen in den USA, sollten es bis dahin die neuen Flüchtlingsbewegungen an die US-Grenze schaffen.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Hoffnungsträger ist weg
Tobias Käufer zur Flucht des venezolanischen Oppositionsführers Edmundo González ins Exil nach Spanien