Zumindest auf dem Land läuft im wahrsten Sinne des Wortes wenig ohne Führerschein, weshalb junge Leute, die dort wohnen, ihn möglichst früh machen wollen. In Großstädten sieht das teilweise anders aus. Dort ist er für junge Menschen ab 18 Jahren – oder noch früher mit begleitetem Fahren – schon lange nicht mehr selbstverständlich.
In jedem Fall ist die Fahrerlaubnis eine große Investition. 2100 bis 4400 Euro sind schon ein Wort, Preissteigerungen von 30 Prozent innerhalb von drei Jahren auch. Die Fahrschulen allerdings haben gute Argumente dafür, dass sie an der Preisschraube gedreht haben: Fahrlehrer sind gesucht und müssen daher gut bezahlt werden. Autos sind deutlich teurer geworden, genauso wie Treibstoff und Energie. Und der Gesetzgeber steuert mit immer neuen Auflagen nicht dagegen – im Gegenteil. Zudem werden Autos immer mehr zu fahrenden Computern, was viel Erklärung und Übung erfordert, wofür die Fahrschüler wiederum mehr Fahrstunden nehmen müssen.
Angesichts deutlich steigender Preise ist es zumindest von Vorteil, in einer Region wie Mannheim zu wohnen, wo die Konkurrenz zwischen den Fahrschulen groß ist. Das hilft allerdings nur, wenn man sich tatsächlich mehrere Angebote machen lässt, um Preise und Leistung zu vergleichen. Wer das nicht tut, ist selbst schuld. Aber wir wissen von anderen Dingen wie den Stromtarifen, dass viele eben nicht vergleichen.
Dazu kommen erstaunliche Phänomene. Junge Leute achten als Beifahrer nicht mehr auf den Verkehr, sondern daddeln nur noch auf dem Handy, berichten Fahrlehrer. Das räche sich, weil sie dabei kein Gefühl für den Verkehr entwickeln und dadurch mehr Fahrstunden brauchen. Kleine Ursache, große Wirkung. Wer sich – oder seinen Kindern und Enkeln – das klar macht, hilft möglicherweise beim Sparen. Und bei der Verkehrssicherheit.
Erstaunlich ist auch, dass junge Leute heutzutage so viele Termine haben, dass manche Fahrlehrer und Fahrlehrerinnen beklagen, dass sie nicht mindestens zwei Fahrstunden pro Woche geben können – was schlecht ist, denn kontinuierliches Lernen ist nämlich ein wichtiger Faktor. Und Sparen ist manchmal einfacher, als man denkt.
Der Preis der einzelnen Fahrstunde sagt allerdings wenig über die Qualität der Ausbildung aus – und darüber, was der Führerschein am Ende wirklich kostet. Das gilt es, bei der Wahl der Fahrschule zu berücksichtigen – in der Großstadt genauso wie auf dem Land.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Eine große Investition
Dieter Keller über steigende Führerscheinkosten