Mannheim. Ist es eine Ära, die da endete? Irgendwie nicht. Obwohl Sebastian Hinze drei Saisons Trainer der Rhein-Neckar Löwen war und den Handball-Bundesligisten 2023 zum Pokalsieg führte, was nach dem Niedergang in den Jahren zuvor keinesfalls erwartet werden durfte. Und trotzdem fühlt es sich ein wenig so an, als seien die Mannheimer mit Hinze nicht so richtig vorangekommen.
Als er im Sommer 2022 einen zuvor in Rekordzeit sportlich an die Wand gefahrenen Club übernahm, waren die Mannheimer zuvor Bundesliga-Zehnter geworden. Es folgten mit ihm in der Verantwortung die Plätze fünf, zwölf und neun. Mit der von Ex-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann angekündigten Rückkehr an die Spitze hat das nichts zu tun. Allerdings war das auch ihr Versprechen. Doch erst scheiterte ihr Plan – und dann auch sie.
Der Weg nach oben ist lang. Vielleicht sogar zu lang.
Unter den von ihr geschürten Erwartungen litt von Beginn an die Arbeit von Trainer Hinze, der auch Fehler machte, bei manch einem seiner Wunschspieler daneben lag, keine Konstanz in die Leistung des Teams brachte und gleich mehrere Lustlos-Auftritte im Endspurt dieser Saison nicht mehr verhindern konnte. Noch deutlicher wurde aber in den vergangenen drei Jahren, wie sehr sich die Löwen durch Fehlentscheidungen in der Zeit vor Hinzes Amtsübernahme tatsächlich selbst verzwergten.
Die Mannheimer gehören nicht mehr zu den Topclubs, sie sind gefangen im Mittelmaß. Und der Weg zurück nach oben ist lang. Vielleicht sogar zu lang. In der Regel dauert er doppelt so lange wie die Jahre des Missmanagements. Und wenn man es so sieht, haben die Badener sogar noch ein wenig Zeit.
Kurzum: Dass die Löwen den Anschluss an die Spitze verloren haben, geht ausdrücklich nicht mit Hinze nach Hause. Diesen Status fand der gebürtige Wuppertaler schon bei Dienstantritt vor. Dass die Mannheimer seitdem aber auch nicht die erhofften Tabellensprünge gemacht haben, ist ihm anzukreiden.
Nun darf man gespannt sein, ob das mit dem künftigen Coach Maik Machulla gelingt. Auch er wird damit klarkommen müssen, dass die Löwen für die Spitzenspieler nicht mehr die allererste Adresse sind. Erst verließ Leistungsträger Albin Lagergren den Club, in diesem Sommer geht Ausnahmekönner Juri Knorr und im nächsten Jahr wird ziemlich sicher Topstar Ivan Martinovic wechseln. Doch ohne die Vertragsverlängerungen mit Leistungsträgern wird es schwierig bis unmöglich, wieder zu einem Dauergast in Europa zu werden. Da ist es dann auch egal, wer auf der Trainerbank sitzt.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar Die Rhein-Neckar Löwen sind gefangen im Mittelmaß
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