Zum ersten Mal seit Jahrzehnten meint es eine Bundesregierung ernst mit der Sanierung der Bahninfrastruktur. Der Bund lässt dafür viele Milliarden springen. Nun läuft der Countdown für das wohl größte Bauprogramm der Infrastruktur aller Zeiten. Anfang kommenden Jahres geht es mit der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim los. Die Strecke wird monatelang komplett gesperrt und generalsaniert. Danach soll der derzeit größte Engpass bei den Trassen leuchtendes Vorbild für eine ganze Reihe weiterer Modernisierungen bis zum Endes des Jahrzehnts werden.
Einigkeit herrscht über die Notwendigkeit dieser Vorhaben. Für viele Kunden sind damit neuerliche Ärgernisse verbunden. Fernfahrten dauern länger, weil sie umgeleitet werden, im Nahverkehr müssen Pendler auf Ersatzbusse umsteigen. Das ist leider nach den vielen Versäumnissen der Vergangenheit unvermeidbar.
Auch wenn derzeit viel Optimismus verbreitet wird, ist der Erfolg der neuen Strategie noch längst nicht gesichert. Die Finanzierung steht nur bis zum Jahr 2027. Dann wird eine neue, womöglich andere Koalition über die Fortsetzung des Programms entscheiden. Ob die notwendigen Gelder dann auch weiterhin gewährt werden, ist nicht gesagt.
Ein zweites Problem sind Baupreise und Baukapazitäten. Der Fachkräftemangel ist in der Branche besonders groß. Ob die Sanierungen tatsächlich im erhofften Tempo und zu den kalkulierten Preisen durchgeführt werden können, muss die Industrie erst einmal unter Beweis stellen.
Trotz aller Unwägbarkeiten sind die Chancen gestiegen, dass Deutschland in einigen Jahren über ein leistungsfähiges Schienennetz verfügen wird. Bis dahin werden die Fahrgäste aber noch auf ein flächendeckend zuverlässiges Verkehrsangebot warten müssen.
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Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Countdown läuft
Wolfgang Mulke über die Sanierungen bei der Bahn