Mannheim. Das waren noch Zeiten, als große Bauprojekte wie die Mannheimer SAP Arena finanziell und zeitlich im geplanten Rahmen blieben. Selbst für die schützenswerte Feldhamster-Population im Bösfeld fand sich relativ schnell ein Kompromiss. Aber nicht nur deshalb ist die Multifunktionshalle am Rand der Quadratestadt eine lupenreine Erfolgsgeschichte, sondern auch weil SAP-Mitgründer Dietmar Hopp der Stadt ein zinsloses Darlehen über die 70 Millionen Euro Baukosten bis 2035 einräumte.
Wenn man da auch nur einen Zinssatz von 1,5 Prozent ansetzt, beläuft sich die Ersparnis für Mannheim auf um die 17 Millionen Euro. Ansonsten wäre der Ersatz für das bröckelnde Eisstadion am Friedrichspark für die Stadt auch kaum zu stemmen gewesen.
Zur positiven Bilanz gehört, dass die SAP Arena auch nach 20 Jahren noch technisch mithalten kann. Offensichtlich läuft sie rentabel genug, um sich auf dem Stand zu halten. Dass man an eine Multifunktionshalle nicht dieselben Klang-Maßstäbe anlegen kann wie an eine Elbphilharmonie, liegt auf der Hand.
Auch verkehrstechnisch geraten die bis zu 15.000 Gäste pro Termin nur selten in Probleme (nachdem die Anfangsschwierigkeiten beim ÖPNV behoben waren). Zu langen Staus kommt es eigentlich nur, wenn viele Ortsunkundige anreisen – oder wenn ein Publikum nicht an derart große Konzerte gewöhnt ist. Wie Ende September 2005 beim Konzert von Anna Netrebko, als es zum einzigen echten Verkehrschaos in der Arena-Geschichte kam.
Madonna, Police, Springsteen, Pink, Depeche Mode — Stars wie am Fließband
Ansonsten gaben sich die nationalen und internationalen Superstars seit zwei Jahrzehnten fast immer reibungslos das Mikrophon in die Hand: Madonna zum zehnten Jubiläum 2015, The Police, Bruce Springsteen, Ed Sheeran, Depeche Mode, Eric Clapton, Pink, Elton John, Bob Dylan, George Michael, Neil Young, Metallica, Coldplay, Tom Petty, Herbert Grönemeyer, Udo Lindenberg – die Liste ist lang und glanzvoll. Auch jüngere Acts füllen die früher liebevoll „Bösfeld-UFO“ genannte Spielstätte regelmäßig – von AnnenMayKantereit bis Bausa oder zuletzt Shirin David, am Sonntag und Montag folgt Aylivas Tourstart.
Natürlich wurde die SAP Arena auch ein Fix- und Zielpunkt für die Popkulturszene der Region: Bülent Ceylan formulierte schon nach seinem Auftritt bei der All-Star-Show Mann‘em Soul am Eröffnungswochenende das Ziel, die für Comedy-Verhältnisse riesige Halle selbst zu füllen – heute ist der Mannheimer im Eventbereich der erfolgreichste Künstler in der Hallengeschichte.
Für Xavier Naidoo wurde die Arena seit dem Höhepunkt seines Erfolges um die Fußball-WM 2006 („Dieser Weg“) auch zur regelmäßigen Spielstätte. Apache 207 stieg 2022 direkt in dieser Liga ins Live-Geschäft ein – und entwickelte auf Anhieb ein sentimentales Gefühl für die größte Halle in seiner Geburtsstadt. Eine Multifunktionshalle als Sehnsuchtsort …
Dass vor allem die internationalen Show-Highlights seit der Pandemie spürbar weniger werden, erklärt sich nicht nur durch die Spiele von Eishockey-Adlern und Handball-Löwen, die den Terminkalender verengen. Viele Superstars gehen inzwischen direkt ins Stadion – und die Zugkraft des Konzert-Standorts Mannheim hat zuletzt generell nachgelassen. Unter anderem, weil die großen Hallen in Frankfurt und Stuttgart inzwischen auch modernisiert sind.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-20-jahre-sap-arena-eine-lupenreine-erfolgsgeschichte-_arid,2324766.html
Bergsträßer Anzeiger Plus-Artikel Kommentar 20 Jahre SAP Arena: Eine lupenreine Erfolgsgeschichte
Kulturredakteur Jörg-Peter Klotz kommentiert das Jubiläum der Mannheimer Multifunktionshalle.