Gedoppelter Moderator

Wieder einmal trügt der Schein: Nachdem ZDF-Moderator Christian Sievers infolge einer falschen Namenseinblendung schon einmal als japanischer Kaiser Naruhito erschienen war (wir berichteten in dieser Kolumne), scheint er nun außerhalb seines Stammsenders mit dubiosen Geldanlagetipps hervorgetreten zu sein. Doch erneut steckt ein falscher Anschein, jetzt sogar eine willentliche Täuschung hinter der Sache. Laut einem durch eine Abbildung beglaubigten Bericht der FAZ hat eine per Künstlicher Intelligenz erzeugte Sievers-Kopie in einem Video eine kuriose Geldvermehrungsstrategie angepriesen. Der FAZ-Kollege hat Sievers auf sein Empfinden angesichts der Personenkopie angesprochen, und der hat dazu gesagt: „Noch erkenne ich, dass ich das nicht wirklich bin, aber für die Zukunft läuft mir ein Schauer über den Rücken.“ Werden wir künftig also noch sicher wissen können, ob wir selbst es sind, wenn irgendwo jemand (oder so etwas Ähnliches) auftritt, der spricht wie wir, aussieht wie wir und behauptet, unsere Person wirklich zu sein? Drohen wir übersehen und gar vergessen zu werden, weil vielleicht nicht nur das Bild mit uns verwechselt wird, sondern andere womöglich das Bild viel interessanter finden als unser Original?

Man kann sich auf solche Fragen und Situationen schon einmal durch Lektüre vorbereiten: Das Doppelgängermotiv war vor allem in Schriften der Romantik beliebt. Den jeweiligen Originalpersonen gelingt es dort freilich meistens nicht, wieder Herr der Lage zu werden und ihre Souveränität zurück zu erringen angesichts der Verwirrung. Der FAZ-Bericht endet übrigens mit der Vermutung, dass künftig vielleicht eine KI uns helfen muss, eine andere KI zu erkennen, die eine reale Person zu imitieren versucht. Aber dann wird natürlich die Täuschungs-KI weiterentwickelt werden, um nicht rasch von einer findigen KI-Kollegin überführt zu werden. Nun, vielleicht hätten wir dann endlich Ruhe vor den Maschinen, wenn diese sich solcherart fortwährend mit ihresgleichen beschäftigen. Aber so oder so: Wirklich lustig erscheint uns die ganze Sache nicht.