Im Alter von 40 Jahren werden die Schwaben weise, heißt es. Doch vermutlich hat das noch niemand empirisch überprüfen können oder wollen. Und offen bleibt auch, was der betreffende Menschenschlag mit 50, 60, 70, 80 und so weiter wird. Beweglicher werden sie wohl nicht, weder körperlich noch mental, so viel lässt sich schon mal sagen, ohne irgendjemandem zu nahe treten zu wollen. Denn natürlich soll diese Textspalte nicht zum Ort für Altersdiskriminierung werden. Wo kämen wir denn sonst hin, wir alle, die wir fortwährend älter und älter werden und die Mehrheit der Deutschen und also auch der Schwaben vielleicht bald schon vergreist sein wird. Ein erster Eindruck, wie das so ist oder eben sein wird, lässt sich am Beispiel von Japan gewinnen, wo laut einem Vorurteil unter anderem die Ernährung mit Bestandteilen wie Algen, Reis, rohem und gekochtem Fisch dafür (mit)verantwortlich ist, dass die Menschen noch älter werden als anderswo in Industrieländern.
Laut einer Statistik des japanischen Gesundheitsministeriums, aus der die Nachrichtenagentur dpa zitiert, gab es im fernöstlichen Inselreich vor 60 Jahren lediglich 153 Hundertjährige, heute sind exakt 92 139 Menschen dort 100 Jahre oder noch älter. Und die Zahl der Geburten nimmt zugleich kontinuierlich ab – in Japan, weltweit natürlich nicht. Also altert das Land vor sich hin, so schnell wie keine andere Industrienation. Die älteste Japanerin bisher starb mit 119 Jahren. Aber biblische Dimensionen sind das noch immer nicht – der alte Methusalem soll es in vorsintflutlicher Zeit auf 969 Jahre gebracht haben. Und während die steinalten Japaner vielleicht noch Reis essen und noch immer Sudoko-Rätsel lösen, aber gewiss keine Kinder mehr kriegen, tat Methusalem das Letztere sogar noch in viel höherem Alter. Aber nun mal ehrlich, wer will im höchsten Alter noch Kindergeschrei ertragen und geduldig Brei zum Kindermund führen? Methusalems Beispiel taugt für heute auch deshalb nicht, weil die meisten Alten ja bekanntlich weiblich sind. Wer in Japan heute 100 Jahre oder noch älter ist, ist statistisch gesehen in 88 von 100 Fällen eine Frau.
Die Zukunft ist also weiblich, das haben viele eh schon längst vermutet. Dass sie aber sozusagen auch einen Bart wie Methusalem hat, stimmt vielleicht weniger zuversichtlich.
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