Zeitzeichen

Besondere Fachkräfte

Vom Fachkräftemangel ist viel die Rede. Ob er auch selten gewordene Tätigkeiten wie die des Frühstücksdirektors betrifft, fragt sich unser Kolumnist. Und vielleicht kennt er gar geeignete Kandidaten für diese Position

Von 
Thomas Groß
Lesedauer: 

Der schon vorhandene und voraussichtlich weiter wachsende Fachkräftemangel ist längst zum Dauerthema in den Nachrichten geworden. Die Wirtschaft sucht, die Verbände mahnen, und sie nennen auch Branchen und einzelne Berufe, wo der prognostizierte oder schon vorhandene Mangel besonders deutlich ist oder demnächst sein wird. Auf einige früher recht geläufige Berufsbezeichnungen und Tätigkeitsbeschreibungen trifft man dabei freilich nicht, etwa den Frühstücksdirektor. Hat er ausgedient, ist diversen Stellenstreichungen zum Opfer gefallen, weil er für verzichtbar galt? Der Sache nach ähnelt der Frühstücksdirektor, der natürlich kein festgelegtes Geschlecht aufweisen muss, dem sogenannten Grüßonkel, der ebenfalls nicht notwendigerweise ein Mann sein müsste. Beide repräsentieren, schütteln Hände, sprechen souverän und manchmal aus dem Stegreif Grußworte; sie haben im Übrigen wenig Einfluss, was ebenfalls ein Vorzug sein kann: Fallen sie einmal aus, ist der Verlust tatsächlich recht leicht zu verkraften.

Dem Namen nach erfüllt der Grüßonkel eher Aufgaben am Beginn eines festlichen Anlasses, während der Frühstücksdirektor besonders dann zur Hochform aufläuft, wenn es etwas zu essen gibt. Ein, zwei Canapés gönnt er sich gern auch selbst, hält sie souverän in der Linken, um die Rechte immer frei zu haben für erneute Begrüßungen, die er durch bogenförmiges Ausstrecken des rechten Armes einzuleiten pflegt. Beide Berufe werden ordentlich bezahlt, und die Stelleninhaber weisen zumindest auf dem Papier einen ordentlichen Rang auf. Falls solche Personen irgendwo gebraucht werden, wir hätten im Bekanntenkreis vielleicht ein, zwei geeignete Bewerber. Und wer das hier liest, möchte doch ebenfalls mal nachdenken, ob er nicht geeignete Kandidaten kennt. Vielleicht gelingt es so ja, den bewussten Mangel wenigstens in diesem recht überschaubaren Feld zu lindern. Thomas Groß

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen