Mannheim. Die Neugierde ist groß, das zeigen nicht nur die Resonanz und Nachfragen in den Social-Media-Kanälen: Immer wieder bleiben Passanten auf dem Alten Meßplatz stehen und legen den Kopf in den Nacken. „Wann geht’s los?“, will eine Mutter wissen, vielleicht auch, weil das Mädchen an ihrer Hand so sehnsüchtig nach oben schaut. Selbst ein grauhaariger Mann steigt für einen kurzen Plausch vom Rad.
Klar, ein Riesenrad ist keine Weltneuheit: Die Wormser Brüder Tobias und Sebastian Göbel, Schausteller in der fünften Generation, haben sogar fünf davon, erzählt Letzterer. Die Kleineren sind regelmäßig in Mannheim, bei der Mai- oder Oktobermess oder beim Fasnachtsmarkt am Wasserturm. Aber der „City Star“ ist mit seinen knapp 70 Metern schon noch mal eine andere Nummer.
„Das größte mobile Riesenrad der Welt“, wird Sebastian Göbel nicht müde zu betonen. Weil der 400 Tonnen schwere und elf Millionen Euro teure Koloss innerhalb von einer Woche auf- oder abgebaut werden kann. Zuletzt war er in Bremen. Jetzt steht er vier Wochen lang am Alten Meßplatz. Am Samstag um 11 Uhr startet der Betrieb.
Blick vom Riesenrad in Mannheim reicht von der Bergstraße bis zum Speyerer Dom
Einen Tag vorher, kurz nach der Abnahme durch die Behörden, dürfen Fotografen, Kamerateams und Journalisten schon mal Bilder machen und Höhenluft schnuppern. Die 48 Gondeln, in die je sechs Personen passen, werden noch abgespritzt und geschrubbt; das Kinderkarussell, das als Begleitprogramm dient, kommt auf einem Hänger angefahren; den Biergarten, wo es Getränke, Pommes und Bratwurst geben soll, muss man sich noch vorstellen. Aber der „City Star“ ist einsatzbereit. Und nachdem Göbel kurz mit dem Mitarbeiter im Kontrollhäuschen gesprochen hat, öffnet sich die Tür einer Gondel.
Ein Hauch von Buga-Nostalgie kommt auf, als es langsam nach oben geht und der Neckar immer besser zu erkennen ist, ähnlich wie damals bei der Seilbahnfahrt. Doch im Gegensatz zu damals wird er jetzt immer kleiner – weil es immer weiter nach oben geht. Als gefühlt fast die Höhe der Hochhäuser der Neckaruferbebauung erreicht ist, kommen heftige Zweifel auf, ob das wirklich so eine gute Idee war. Dann folgt ein Anfängerfehler: der Blick nach unten, der durch die beinahe bis zur Bodenplatte reichenden Fenster begünstigt wird. OH MEIN GOTT!!!
„Höhenangst?“, fragt Göbel. „Äh, ja.“
Schnell wieder Richtung Horizont schauen, das soll ja helfen. „Da hinten ist der Wasserturm“, sagt Göbel und deutet mit dem Finger Richtung Quadrate. In dem Gewirr aus Häusern ist es aber gar nicht so leicht, seinem Blick zu folgen. Andere Sehenswürdigkeiten sind dafür deutlich leichter zu entdecken: die SAP Arena, der Victoria-Turm, das Gerippe des Ludwigshafener Rathaus-Centers, der Heidelberger Königsstuhl, die Autobahnbrücke bei Speyer. Und dann müssen die Türmchen daneben der Dom sein.
Überblick
- Öffnungszeiten: Von 2. bis 31. August täglich (außer montags) von 11 bis 20 Uhr, je nach Witterung und Andrang eventuell bis 22 Uhr.
- Preise: Erwachsene 11 Euro, Ermäßigte (Schüler, Studenten, Senioren) 9 Euro, Kinder (unter 12 Jahre) 7 Euro, Babys (bis 2 Jahre) kostenlos, Familien (2 Erwachsene, 2 Kinder unter 12 Jahre) 32 Euro.
- Events: Dinner mit 3-Gang-Menü am 20. und 27. August.
- Weitere Infos: www.riesenrad-citystar.de
Auch der Blick in die andere Richtung lohnt sich. Nicht unbedingt wegen der Müllverbrennungsanlage auf der Friesenheimer Insel, dafür aber wegen des Wasserturms am Luzenberg, den Buchstaben-Hochhäusern O, E und H, die anzeigen, wo Franklin liegt, und natürlich wegen der Bergstraße, bei der man von hier oben aus endlich versteht, dass sie ihren Namen zu Recht trägt.
„Eine Fahrt dauert 15 Minuten, das sind drei bis vier Runden“, erklärt Göbel. Und ergänzt ob des erstaunten Blicks: „Die Zeit vergeht schneller, weil es so viel zu gucken gibt.“
Wer das ausprobieren will, hat bis Ende August Gelegenheit dazu. Dann wird das Riesenrad abgebaut, schließlich ist es nur eine Übergangslösung, um den zwischenzeitlich verkommenen Platz zu beleben, ehe im Herbst die Arbeiten für das Forum Deutsche Sprache beginnen sollen. Die nächste Station des „City Star“ lautet dann London, wo er einige Monate im Hyde Park stehen und womöglich dem „London Eye“ Konkurrenz machen wird. Jetzt ist er aber erst einmal das „Monnem Eye“.
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