Bagger standen schon für den Abriss der Synagoge in Auerbach bereit

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Unser heutiger Bildvergleich zeigt die im Jahre 1779 erbaute Auerbacher Synagoge in der Bachgasse 28. Da sie bereits seit Jahre 1934 nicht mehr als Gotteshaus genutzt wurde und von Berthold Frank, dem letzten Vorsteher der jüdischen Gemeinde Auerbach, an den Inhaber einer Landmaschinen-Reparaturwerkstatt verkauft wurde, blieb das Gebäude erhalten und wurde nicht – wie die Bensheimer Synagoge – in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstört.

Im Jahre 1974 erwarb die Stadt Bensheim das Areal, um im Rahmen der Auerbacher Ortskernsanierung die an der Straße liegende ehemalige jüdische Schule mit der Lehrerwohnung und dem rituellen Bad (Mikwe) abzureißen.

Auch für die Synagoge, deren baugeschichtlicher Wert erst später erkannt wurde, war schon die Abrissgenehmigung erteilt und die Bagger bereits auf dem Grundstück. Es ist engagierten Bürgern zu verdanken, die mit ihrem Einsatz in letzter Minute den Abbruch verhinderten und ein Umdenken seitens der Stadt bewirken konnten.

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In Zusammenarbeit mit der hessischen Denkmalpflege ließ die Stadt Bensheim in den Jahren 1979 bis 1981 die Außenrenovierung durchführen. „Großzügig stellte sie die notwendigen Mittel zur Verfügung, um eine würdige Instandsetzung zu ermöglichen“, heißt es auf der Internetseite des Auerbacher Synagogenvereins, der im Jahre 1984 auf Initiative der evangelischen und katholischen Pfarrgemeinden Auerbach gegründet wurde.

Diesem Verein wurde von der Stadt Bensheim die Mitarbeit an der Innengestaltung und die sinnvolle Nutzung der ehemaligen Synagoge anvertraut. Seitdem hat der Verein in vielfältiger Weise an das jüdische Leben in Auerbach und dem Kreis Bergstraße erinnert und natürlich auch an die Vertreibung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung. Ob in Konzerten oder mit Lesungen – die profanierte Auerbacher Synagoge ist seit 1984 Teil des kulturellen Lebens geworden. Mit ihrem Engagement wollen die Vereinsmitglieder das Gewissen schärfen zur Wahrnehmung fremdenfeindlicher Tendenzen in unserer Gesellschaft und ein tolerantes Zusammenleben mit den Minderheiten fördern.

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„Der Auerbacher Synagogenverein freut sich über jeden, der sich ihm anschließt und mithilft, eine Begegnungsstätte zu schaffen für Menschen, die sich mit der deutschen Vergangenheit auseinandersetzen und daraus die Verpflichtung zur Mitmenschlichkeit und Völkerverständigung ableiten,“ heißt es auf der Vereinsseite.

Auf der Gedenktafel an der Synagoge steht ein Wort aus der gemeinsamen Bibel von Juden und Christen aus 5. Mose 4,9: Hüte dich und bewahre deine Seele gut, dass du die Geschichte nicht vergisst, die deine Augen gesehen haben und dass sie nicht aus deinem Herzen komme, dein Leben lang. Und tue sie deinen Kindern kund“.

Das historische Bild hat uns freundlicherweise Wolfgang Müller zur Verfügung gestellt, der sich seit der Gründung im Synagogenverein engagiert. tn/Bild: Neu

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