Radtour in den Norden: Immer an der Küste lang

Der Sommer ist eine perfekte Zeit für eine Radtour in den Norden, zum Beispiel von Hamburg nach Kopenhagen

Von 
Anna M. Löfken
Lesedauer: 
Rechts das Meer, links wogende Felder: Radeln an der Ostsee bei Travemünde © imago/Shotshop/K-H Spremberg

Blauer Himmel mit Schäfchenwolken. 22 Grad, leichte Brise aus Südost. Rechts die Ostsee, die wie eine große Badewanne blaugrau in der Sonne schimmert. Links weite Getreidefelder und Wiesen voller Wildblumen, die sich über Hügel wellen. Dazwischen Radfahrer, die über breite Wege rollen, mal mit, mal ohne Gepäck. Und wenn sie sich begegnen, dann grüßen sie mit einem fröhlichen „Hej“.

Sommer an der Ostsee, eine perfekte Zeit für eine Fahrradtour in den Norden, zum Beispiel von Hamburg nach Kopenhagen. Die Strecke ist rund 600 Kilometer lang, gut ausgeschildert und bietet schöne Etappenziele wie Lübeck und Prœstø, Køge und die Halbinsel Møn, dazwischen gibt’s Pausen am Strand.

Kitesurfer wirbeln über Wellen. Strandläufer bleiben stehen und schauen den schwarzen Gestalten zu, die bei jeder Böe juchzen. Andere Feriengäste beobachten das Schauspiel vom Beach-House in Pelzerhaken aus, eines der neuen und hippen Strandlokale an der deutschen Ostseeküste. Sie sitzen mit nackten Füßen an weißgrauen Holztischen, bestellen Sushi oder eine Veggie-Bowl und lassen ihren Kindern freien Lauf.

Sundowner und Soulmusik

Auch Lübeck zeigt nicht nur sein schönes, altes Gesicht. Im Hafen der Hansestadt trifft man sich im lässigen Newport zum Sundowner, an lauen Sommerabenden schwingt Soulmusik vom Strandsalon über die Trave. Und wer auf der Dachterrasse des Cafés im großartigen Hansemuseum sitzt, der hat einen fabelhaften Blick auf die Altstadt, die ihre Backsteinpracht pflegt, aber auch frischen Wind hineinwehen lässt.

Mehr zum Thema

Mein neuer Begleiter

Von City- bis E-Bike: 7 Tipps für den Fahrrad-Kauf

Veröffentlicht
Von
Stefan Weißenborn
Mehr erfahren
Machen

Genussradeln zwischen Vulkanen und Mittelmeer

Veröffentlicht
Von
Manuel Meyer
Mehr erfahren
Bikepacking

Fahrradtaschen für jede Tour: 8 Modelle im Überblick

Veröffentlicht
Von
Stefan Weißenborn
Mehr erfahren

Dänemark erreicht man bequem mit der Fähre von Fehmarn nach Rødby auf der Insel Lolland. Bis zum Horizont ziehen sich Felder, begrenzt von Baumreihen als Schutzwall gegen den Wind. Ab und zu weisen Straßenschilder auf menschliche Besiedlung hin. „Wo sind bloß die Dänen?“, fragt man sich, wenn man durch dieses stille Bauernland rollt. Im Urlaub?

Drachen tanzen durch die Lüfte, als wollten sie die Sonne umgarnen. An langen Leinen stemmen sich Väter und Söhne gegen den Wind. Am Strand bauen kleine Kinder emsig Sandburgen. Andere hüpfen so lange über kleine Wellen, bis ihre Beinchen schwächeln und sie zu ihren Müttern in die ausgebreiteten Frotteetücher laufen. Ein Augusttag am Meer zwischen Prœstø und Rødvig, einer der vielen herrlichen Strände an der 7400 Kilometer langen Küste Dänemarks.

Dänemark

Anreise

Am besten mit dem Zug bis Hamburg, www.bahn.de. Kartentipp: „Holstein Hamburg“ und „Dänemark Kopenhagen Seeland“ vom ADFC (je 9,95 Euro).

Unterkunft

In der Hafencity von Hamburg liegt das coole 25hours Hotel. DZ/F ab 128 Euro, www.25hours-hotels.com. Klassik Altstadt Hotel heißt ein charmantes Haus in Lübeck. DZ/F ab 120 Euro, www.klassik-altstadt-hotel.de. Das Hof Hotel Krähenberg thront im Grünen über Grömitz. DZ/F ab 110 Euro, www.hofhotel-ostsee.de. Kirsebœrkroen in Prœstø ist ein zauberhaftes B&B an der dänischen Ostsee. DZ/F ab 140 Euro, www.kirsebaerkroen.dk. Das Absalon Hotel liegt nahe dem Meatpacking District in Kopenhagen. DZ/F ab 200 Euro, www.absalon-hotel.dk/en.

Essen und Trinken

Im Café Vin & Brød in Maribo kann man sich mit leckeren Panini stärken, www.cafevinogbrod.dk. Ein sensationelles Meeresfrüchte-Büfett wird aufgetischt im Restaurant Arken in Køge, www.restaurant-arken.dk. Moderne nordische Küche vom Feinsten: Høst in Kopenhagen, www.cofoco.dk.

Aktivitäten

Mit der Copenhagen Card (ab 57 Euro) hat man in über 80 Attraktionen freien Eintritt, www.copenhagencard.com. Geführte Radtouren durch Kopenhagen über www.greenbiketours.org.

Allgemeine Informationen Dänemark Tourismus, www.visitdenmark.de AML

Das Königreich zeigt auch mal seine spektakuläre Seite. Dann, wenn in Møns Klint 128 Meter hohe Kreidefelsen aus türkisgrünem Wasser ragen. Die letzte Eiszeit hat sie mit enormem Druck aus dem Meeresgrund gepresst. Man hat zwei Möglichkeiten, das Naturereignis, das von der Unesco zum Biosphärenreservat erklärt wurde, zu erleben: Eine Holztreppe mit 487 Stufen führt hinunter zum Strand oder man steigt über einen Steg hinauf zur abgesicherten Kante der Steilküste und genießt fantastische Ausblicke auf die zerklüften Felsen, die von der Sonne wie Scheinwerfer ausgeleuchtet werden. Man muss an das Gemälde „Kreidefelsen auf Rügen“ von Caspar David Friedrich denken. Auch die Steilküste der deutschen Ostseeinsel ist aus 70 Millionen Jahre alter Kreide entstanden. Wer mehr über das Naturwunder und Dänemarks Entstehung erfahren will, geht am besten ins Geo Center Møns Klint. Der Biologe Tore Stenberg führt Gruppen durch das interaktive Museum für die ganze Familie. Sein Credo: „Der Meeresschlamm ist das Fundament der Welt. Wir an Land sind nur Dekoration.“

Prœstø und Køge sind typische Städtchen an der dänischen Ostsee: mit Backsteinkirche, kleinem Marktplatz und Einkaufssträßchen. Und einer Marina, wo Bands aufspielen und in Fischlokalen die ganze Palette von Meeresfrüchten serviert wird. Manchmal möchte man dann etwas länger bleiben und nicht gleich am nächsten Tag weiterstrampeln. Vor allem wenn man zu Gast ist bei Anna und Jason Hwas-Baeraux in ihrem Inn Between Kirsebœrkroen. Das alte Fachwerkhaus in Prœstø hat das Ehepaar liebevoll restauriert und mit hell-freundlichen Zimmern ausgestattet.

Mehr zum Thema

Wikinger erleben

Königshalle in Dänemark: Bei König Blauzahn

Veröffentlicht
Von
Gabriele Beautemps
Mehr erfahren
Sicher unterwegs

10 Punkte, wie Radfahrer sich und ihr Fahrrad schützen

Veröffentlicht
Von
Stefan Weißenborn
Mehr erfahren
Machen

Über die Wupper

Veröffentlicht
Von
Karsten-Thilo Raab
Mehr erfahren

Sie bringen das Frühstück an die Zimmertür und man genießt selbst gemachte Marmelade und duftendes Brot zwischen Hortensienbüschen auf der kleinen Terrasse. Die Dänin und der Amerikaner haben mit ihren beiden Kindern hier ihren Lebensplatz gefunden und verströmen jene Lässigkeit, die dem dänischen Volk nachgesagt wird.

Schon die Einfahrt nach Kopenhagen ist sensationell. Fern vom gefährlichen Gedränge an großen Ausfahrtstraßen führen breite Asphaltbänder in die Hauptstadt. Immer schön am Wasser entlang mit Blick auf die ersten modernen Wohnhäuser. Über Brücken, bestimmt nur für Radfahrer, rollt man total entspannt ins Zentrum. Es ist Mittagszeit. Berufstätige verbringen ihre Pause in einem der Hafenschwimmbäder oder sonnen sich am Kaiufer. Am Nyhavn tummeln sich Touristen und bestellen Muscheln in Weinsoße in einem der Lokale vor bunter Häuserkulisse. Oder sie entdecken Torvehallerne, Kopenhagens Markthalle. Es duftet nach Kaffee. Fangfrischer Fisch ist auf Eisblöcken drapiert, Obst und Gemüse stapeln sich an Ständen und in Vitrinen wird das berühmte Smørrebrød präsentiert. Auf Weiß- oder Roggenbroten türmen sich Lachs mit Avocados, Kaviar auf harten Eiern, Krabben mit Salat und exotischen Früchten. Jedes Stück eine Köstlichkeit, die schnell zur täglichen Gewohnheit werden kann.

Kopenhagen zeigt eindrucksvoll, wie eine fahrradfreundliche Metropole aussehen kann. In den letzten zehn Jahren sind etwa 200 Millionen Euro in die Infrastruktur investiert worden. Das Radwegenetz umfasst mehr als 400 Kilometer. Ampelphasen richten sich nach dem Takt der Radler und an öffentlichen Stationen können schlaffe Reifen wieder aufgepumpt werden.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen