Wie verstreute Würfel kleben die Holzhäuser am Hang oberhalb des Dörfchens Plaine, etwa eine Autostunde südwestlich von Straßburg entfernt. Eine Glasfront bringt Licht ins Innere, zumindest solange es draußen hell ist. Nach Einbruch der Dunkelheit stehen eine Solarlampe, eine aufladbare LED-Lampe und eine Petroleumlampe zur Verfügung. Keine Glotze, kein WLAN, keine Spülmaschine, kein Kühlschrank. Stattdessen: eine isolierte Holzbox, die man mit Akkus kühlt. Geheizt wird mit einem Holzofen. Zum Kochen gibt es einen Gaskocher mit zwei Platten. Mit diesem erhitzt man nicht nur Wasser für Kaffee und Tee, sondern auch zum Abspülen – denn aus dem Hahn in der schmucken Küche kommt nur Eisiges.
Diese Kargheit ist gewollt. Denn schließlich soll man in der Nussschale („Nutchel“) runterkommen. Dabei führt die Absenz von Spülmasche und WLAN zu spannenden familieninternen Diskussionen. Wer bekommt das restliche Datenvolumen? Was ist wichtiger: Mamas E-Mails oder die Animé-Filme des zwölfjährigen Sohnes? Und wer spült überhaupt ab?
Vogesen
Unterkunft Das Feriendorf Nutchel mit rund 30 Häuschen liegt oberhalb des Dorfes am Hang am Waldrand. Es gibt verschiedene Varianten: klassisch, mit einem Nest (= Aussichtsterrasse) oder mit Hot Pot. 3 Nächte für 4 Personen kosten saisonabhängig ab 480 bis etwa 660 Euro, Bettwäsche inklusive, www.nutchel.be
Weitere originelle Familienunterkünfte: In Neugrad in der Eifel liegen 7 schicke Holzhäuser in autofreier Lage inmitten des Waldes. Mit je eigener Sauna kosten z. B. 2 Nächte für eine vierköpfige Familie ab etwa 500 Euro, Handtücher inkl., Hunde möglich, www.neugrad-eifel.de. Weitere Baumhäuser, Safarizelte etc. findet man auf https://glampings.de
Allgemeine Informationen https://www.visit.alsace/de/ GF
Andererseits gibt es auch Luxus: Die Betten sind groß, bequem und kuschelig. Die Decken sind dick, was im Winter angesichts der dünnen Wände auch notwendig sein dürfte. Insgesamt können in den großen „Cosy Cabins“ bis zu sechs Leute bequem schlafen, und zwar auf drei Ebenen, die etwas verschachtelt die knappe Hälfte der 34 Quadratmeter großen Unterkunft ausmachen. Die Sofaecke ist stylish, und es gibt eine heiße Dusche mit Holzbecken sowie goldfarbenen Armaturen.
Draußen steht zudem ein fetter Weber-Grill bereit. Als echter Luxus erweist sich der brodelnde Hot Pot. Die große Wanne mit stets heißem Wasser erinnert an Island, wo quasi jedes Ferienhaus über einen Hot Pot verfügt. Auch drei lange Menschen finden bequem darin Platz. In einem benachbarten Häuschen lassen sich drei Vorschulkinder beim Planschen beobachten.
In der Region gibt es viele Wanderrouten. Historisch Interessierte besuchen den nationalen Gedenkort Natzweiler-Struthof. Das ehemalige Konzentrationslager lässt sich anhand dreisprachiger Informationstafeln gut erkunden, in der Eingangshalle gibt es eine digitale Ausstellung zu der Historie anderer KZs. Auch das bietet Familien viel Gesprächsstoff. Westlich von Schirmeck findet die abwechslungsreiche Wanderung zum Donon mit grandioser 360-Grad-Aussicht sogar beim Junior Anklang, der glücklich über Felsen springt und mit Papa Verstecken spielt. Der gut 1000 Meter hohe Berg war einst eine Kultstätte der Kelten, später der Römer. Auf dem Gipfel thront ein Tempel, auf den flachen Felsenplateaus lässt sich gut picknicken. Fazit nach drei Tagen: mehr miteinander geredet, mehr miteinander unternommen, mehr gelesen.
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