Mannheim. Der Sommer steht vor der Tür, und damit auch die Urlaubszeit. Während man als Single oder Paar sein Reiseziel lediglich nach den persönlichen Vorgaben gewählt hat, ändert sich mit Kind vieles. Vor allem Eltern mit kleinen Kindern, die zum ersten Mal mit dem Nachwuchs in den Urlaub gehen, machen sich im Vorfeld Gedanken.
Welche Ziele eignen sich am besten für Trips als junge Familie? Was muss man einpacken? Was man beachten sollte, damit aus der ersten Reise mit Baby ein schöner und unvergesslicher Aufenthalt wird, weiß der Frankenthaler Hausarzt Dr. Duc-Chung Bui, der selbst Vater von drei Kindern ist.
Urlaub mit Baby: Worauf achten beim Buchen?
Wohin es geht, müsse jede Familie für sich selbst entscheiden, was ihnen Spaß macht, so Bui. „Jedes Kind ist anders. Man muss natürlich die Bedürfnisse der Kinder beachten, was Vorerkrankungen, Behinderungen körperlicher oder geistiger Natur angeht.“ Bei der Entscheidung sollten dennoch auch Faktoren wie eine gute medizinische Versorgung im Krankheitsfall, schnelle Erreichbarkeit von Krankenhäusern und Sicherheit im Vordergrund stehen.
Tipps für den Urlaub mit Kindern
- In den Reisekoffer gehören auf jeden Fall genügend Kleidung zum Wechseln, Babynahrung, Windeln und Wickelunterlagen sowie Feuchttücher. Spielzeug, Malsachen, den Lieblingsteddy und Kinderkameras sorgen für gute Laune bei den Kleinen. Für unterwegs sollte man leichte Snacks und genügend Getränke, vor allem Wasser, dabei haben.
- Dr. Duc-Chung Bui rät, den Impfschutz aller Reisenden zu überprüfen. Man sollte alle Impfungen, die für hier empfohlen sind haben plus Impfungen für das jeweilige Reiseziel haben. Dabei mache es auch einen Unterschied, ob man sich vor allem im Hotel aufhalte oder ob man im Wald übernachte.
- Buggys (für kleinere Kinder), Tragesysteme (für Babys) und der Kindersitz gehören auf jeden Fall ins Reisegepäck. Denn nicht an jedem Zielort gibt es sichere Sitze.
- Ab zwei Jahren haben Kinder meist einen eigenen Sitz im Flugzeug. Man sollte darauf achten, dass der Kindersitz flugtauglich ist, wenn man ihn mit an Bord nehmen möchte.
- Wichtig ist auch eine gute Hausapotheke für unterwegs. Dazu gehören Medikamente gegen Fieber, Nasenspray, Paracetamol (Zäpfchen, Tabletten oder Saft). Produkte zur Wunddesinfektion, Pflaster, Sonnencreme, eine Salbe gegen Mückenstiche, Zeckenkarte und Coolpads bei Verletzungen gehören ebenfalls dazu.
Praktisch sind daher vor allem Ziele in Europa, die nicht so weit entfernt sind. Generell spreche aber auch nichts gegen Urlaubsländer in anderen Klimazonen, wie etwa Griechenland, Türkei, oder auch außerhalb von Europa wo viele Menschen in Deutschland Verwandtschaft haben. Positiv sei bei Familienbesuchen nicht zuletzt, dass man dort in familiärer Umgebung ist und sich die Eltern oder die Verwandten in der Umgebung auskennen.
Wer keine Verwandtschaft besucht, ist laut Bui auch in Familienhotels gut aufgehoben. Dort locken nicht selten entsprechende Angebote für Kinder. Betreuungsangebote gebe es allerdings meist erst für Kleinkinder. Mit welchem Verkehrsmittel man das Urlaubsziel ansteuert, hänge auch von der Entfernung ab.
Urlaub mit Kindern: Fliegen oder mit dem Auto fahren?
„Wenn man eine weite Strecke fährt, macht es mehr Sinn zu fliegen als 20 oder 30 Stunden mit dem Auto zu fahren“, sagt der Arzt. „Ich fand es als Kind immer spannend, wenn wir geflogen sind, das war immer etwas Besonderes“, sagt er. „Den Stress, den die Erwachsenen empfinden, sehen die Kinder oft als Abenteuer.“ Wer sich fürs Fliegen entscheidet, sollte sich bei der Airline im Vorfeld nach den Bestimmungen erkunden, welche Services es gibt und ob man den flugtauglichen Kindersitz mit an Bord nehmen kann.
Verständnis für die jungen Passagiere: Bei vielen Fluggesellschaften sind manche Mitarbeiter speziell für den Umgang mit Kindern geschult.
© dpa„Manche Gesellschaften sind kinderfreundlicher, andere weniger“, sagt Bui. Bei kleineren Kindern sollten Eltern darauf achten, dass man Ohrendruck vermeidet. Bei Kindern ab vier oder fünf Jahren könne man einen Kaugummi anbieten, jüngeren ab etwa drei Jahren helfe es, wenn sie auf Gummibärchen kauen können. Trinken hilft ebenfalls gegen Ohrendruck, daher hilft es auch, den Kindern Wasser anzubieten und Babys zu stillen oder ihnen ein Fläschchen zu geben.
Die trockene Luft im Flieger könne Erkältungen verursachen. Hier helfe etwa abschwellendes Nasenspray, Tränenersatzmittel können Bindehautentzündungen vorbeugen. Mit einer (aufblasbaren) Nackenrolle machen es sich die Kleinen im Flieger bequem. Das Lieblingsspielzeug oder Malbücher sorgen dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Besonders wichtig sei es, viel Wasser zu trinken, denn vor allem Kinder verlieren viel Flüssigkeit über die Hautoberfläche.
Urlaub mit Kindern: Auto bietet einige Vorteile
Mit dem Auto als Verkehrsmittel ist man flexibler, kann einen Stopp oder eine spontane Rast einlegen, wenn das Kind weint, genervt ist, Hunger hat oder man Windeln wechseln muss“, sagt er. „Im Flugzeug ist man da gebundener, in der Bahn auch.“ Besonders in Zeiten von Corona biete es sich an, mit dem Auto zu fahren.
„Man kann selbst entscheiden, wann man Risikogebiete verlässt und ist nicht von Flugplänen abhängig.“ Vergangenes Jahr etwa habe man miterlebt, dass Länder schnell zum Hochrisikogebiet erklärt wurden. „Man hatte auch eine gewisse Quarantänezeit, wenn man zurückgekommen ist. Mit dem Auto kann man rechtzeitig wieder zurückfahren und ist nicht auf öffentliche Verkehrsmittel oder Flüge angewiesen.“
Urlaub mit Kindern: Kurztrips als "Probelauf"
Ein Mindestalter für Reisen für das Kind gibt es nicht. „Es gibt Leute die mit wenigen alten Säuglingen auf Reisen gehen.“ Andere warteten lieber noch ab. „Manche Kinder schlafen sofort ein, wenn sie im Auto sind, anderen ist nach einer Stunde schon übel.“ Ob es das Kind mitmache, könne man oft erst nach der Reise feststellen. „Ein Kurztrip ist daher gut geeignet, um sich schon mal auf eine längere Reise vorzubereiten“, rät Bui. So könne man nicht nur feststellen wie das Kind auf Reisen reagiert, sondern auch, wie man selbst damit umgeht.
Ein Kurztrip sei zudem auch erholsam für die Familie und sei perfekt, um mal wieder aus den eigenen vier Wänden rauszukommen, sagt Bui. Das tue allen Beteiligten gut. „Denn wichtig ist, dass die Eltern entspannt sind.“, betont Duc-Chung Bui. Aus psychologischer Sicht wisse man, dass sich das positive Gefühl auch auf die Kinder übertrage. „Vor allem bei Kindern, die noch nicht sprechen können, merkt man deutlich, wie sie ruhiger werden, wenn die Eltern entspannter sind.“
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