Garten-Kolumne

Kinder sorgen mit Samenbomben für mächtig Grün

Von 
Daniela Hoffmann
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Samenbomben lassen selbst Brachflächen aufblühen. © Getty Images/iStockphoto

Manchmal bin selbst ich sprachlos. Etwa auf die Frage: „Mama, kannst du mit uns Samenbomben bauen?“ Die pazifistische Erziehung scheint wohl völlig missglückt. . .

Die Idee jedenfalls haben meine Kinder von ihrem naturschutz-begeisterten Onkel, der ihnen von der „Guerilla Gardening“-Bewegung erzählt hat, die aus den USA stammt. Aktivisten haben sich dort, zunächst in New York, überlegt, dass das Grün die grauen Großstädte zurückerobern sollte. Eines der Mittel zur Durchsetzung ihres Ziels: mit Blumensamen angereicherte Erdklumpen. Diese Samenbomben wurden auf brachliegende Flächen geworfen oder wo immer sich in der Metropole ein Plätzchen fand. Dann hoffte die Garden-Guerilla, dass die Saat aufgeht und es in den Straßenschluchten bald zu grünen und zu blühen beginnt.

Die Autorin

Daniela Hoffmann ist seit 2001 Redakteurin beim „Mannheimer Morgen“ und lebt in der Pfalz auf einem ehemaligen Winzerhof. Dort ist Gärtnern zu ihrem Hobby geworden. Von Pflanz-Experimenten und Begegnungen mit Gärtnern, Floristen, Landwirten und Naturschützern erzählt sie in ihrer Kolumne.

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Inzwischen gibt es solche und ähnliche Überraschungsaktionen überall auf der Welt. Doch zumindest in Deutschland gilt das wilde Bepflanzen von öffentlichem Raum als Sachbeschädigung. Und ob sich unsere Nachbarn über unerwartete Neuzugänge in ihren Beeten freuen würden, bleibt ebenfalls fraglich.

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„Omas Garten muss natürlich herhalten“, versuche ich einen Kompromiss. „Ansonsten könnten wir die Dinger ja vielleicht lieber Samenkugeln nennen und sie an Freunde verschenken.“ Ich habe Glück. Meine Jung-Aktivisten willigen in die friedliche Nutzung ein und ich frage bei Andrea Goldsche, wie man Kugeln mit grüner Sprengkraft wohl am besten herstellt.

Die gelernte Gärtnerin, die derzeit im pfälzischen Haßloch als Tagesmutter arbeitet, weiß, dass Kinder einen Riesenspaß an solchen Projekten haben. „Und die Produktion ist wirklich ganz einfach“, betont die Expertin.

Grundmaterial sind ein Teil Saatgut, fünf Teile gesiebte Blumenerde und vier Teile Heilerde aus dem Drogeriemarkt– auch Tonerde genannt. Die drei Komponenten kommen in eine Schüssel oder einen Eimer und werden mit etwas Wasser vermengt, so dass sich daraus etwa walnussgroße Kugeln rollen lassen. Ist die Mischung zu flüssig geraten, werden einfach noch etwas Garten- und Heilerde dazugegeben. Schließlich müssen die Kugeln zwei bis drei Tage trocknen, dann sind die Samenbomben fertig.

„Varianten dieses Basis-Rezepts gibt es zuhauf“, sagt Andrea Goldsche. „So könnt ihr statt der Erde auch biologisch abbaubares Katzenstreu nehmen. Denn beides dient eigentlich nur als Transportmittel für die Samen und das gelbe Streu passt farblich zum Beispiel prima zu hellen Kürbiskernen.“

Welches Saatgut in die Kugeln kommt, bleibt dem eigenen Geschmack überlassen und richtet sich danach, welche Pflanzen wo aufgehen sollen. Wer etwa Schattenecken aufblühen lassen will, nimmt Storchenschnabel oder Borretsch, wer Insekten anlocken möchte, Sonnenhut, Kornblume und wilde Malve. Schnittlauch, Radieschen oder Kapuzinerkresse machen sich gut in Kräuterkugeln.

Von Samenbomben als Wurfgeschossen hält Andrea Goldsche wenig. „Besser ist, sie in Erde einzugraben und dann mit einer guten Portion Wasser aufzulösen. Kommen die Kugeln dagegen unsanft auf dem Boden auf, brechen sie meist auseinander und die Samen werden einfach von Vögeln gefressen.“

Ein weiterer Beweis dafür, dass rohe Kräfte oft sinnlos walten, denke ich noch, bevor die Kinder grinsend zugeben: „Eine Samenbombe ist allerdings schon in Omas Garten gelandet.“ Die restlichen Kugeln aber wollen sie brav in Geschenktütchen einpacken.

Redaktion

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