Kunst

"Wunderkammer" im Jungbusch zeigt Kunst einer ganzen Familie

Der wunderschöne neue Ausstellungsort „Wunderkammer“ im Jungbusch, den die Künstlerin Susanna Weber betreibt, zeigt derzeit Werke von Britta Mahrt, Lehmon und Josephine Seydler sowie Amadeus Certa

Von 
Dr. Susanne Kaeppele
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Britta Mahrts Werke waren bereits in Karlsruhe, Hamburg, und Köln zu sehen. Nun hängen ihre aktuellen Gemälde in der Wunderkammer im Jungbusch. © Weber

Mannheim. Der wunderschöne neue Ausstellungsort „Wunderkammer“ im Jungbusch, den die Künstlerin Susanna Weber betreibt, existiert seit dem Frühjahr und präsentiert seither ungewöhnliche Kunst vor Ort. Aber es kommen auch immer wieder Jungbuschkinder vorbei, um Mosaike zu fertigen oder auch interessierte Künstlerinnen und Künstler der Region. Susanna Weber hat ja lange den Kunstverein Leimen geleitet, kennt sehr viele Kunstschaffende und verschönert schon seit 30 Jahren den Spielplatz an der Beilstraße im Jungbusch mit Mosaiken.

Für die derzeitige Ausstellung hat sie sich eine ganze Familie ausgesucht, die in Sachen Kunst unterwegs ist: Lehmon Seydler, Bildhauer und Absolvent der Kunstakademie Karlsruhe, Britta Mahrt, Malerin und ebenfalls Absolventin der Akademie in Karlsruhe, ihre Tochter Josephine, ebenfalls Malerin, die vor vier Wochen ihr Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf abgeschlossen hat, wo auch Amadeus Certa im Fach Malerei studierte. Und der Kreis schließt sich: Amadeus Certa ist in Mannheim geboren, hat hier 2019 den Heinrich-Vetter-Nachwuchspreis erhalten und ist über seine Eltern, die mit Susanna Weber befreundet sind, ganz klar ein Aspirant für den feinen Showroom.

Kunst im Wandel

Doch der Reihe nach und wieder ganz anders: Von Lehmon Seydler kennen wir eher abstrakt geformte Steine mit Glasaugen, die ganz klar die Meißelspuren erkennen lassen und nicht klar erkenntlich sind. Erst bei näherer Betrachtung eröffnet sich eine fremde Welt, fern von bekannten, figurativen Formen, etwas gruselig durch die Glaseinätze und sehr rätselhaft.

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Aber als Gegensatz hat er heute Bronzefigürchen mitgebracht, ganz figurativ und klar erkenntlich, schwebende Bronzeengel ohne Flügel. Das ist eine große Überraschung!

Ähnliches widerfährt uns auch mit Britta Mahrt, die vor Jahren (2015) wunderbare Seestücke hier auf dem Museumsschiff ausgestellt hatte - Anker mit Seilen, Schiffe auf See oder wunderbare Matrosenmützen - aber heute völlig andere Gemälde erschafft als damals: Heute werden große Leinwände mit informell wirkenden, aber erkenntlichen Formen gestaltet, wie etwa eine Seilbahn mit roten Sesseln - überaus überraschend!

Amadeus Certas Weg von der Figuration zur Schrift

Und dann die Jungen: Auch von Amadeus Certa kannten wir ja seine Arbeiten für den Vetter-Preis, auch figurativ, sehr überraschend und ungewöhnlich, aber jetzt ist es wieder anders: Sein neuestes Bild enthält viel Schrift, weniger Farbe, erneut sehr ungewöhnlich im Vergleich zu den hier ebenfalls hängenden Gemälden, die wie seine alten Arbeiten durchaus narrativ zu nennen wären, gekoppelt mit starken Farbflächen. Und dennoch immer rätselhaft.

Farbenspiel der Einzigartigkeit

Ähnliches ist auch mit der unbekanntesten der Künstler zu sagen, denn von Josephine Seydler haben wir noch nie etwas gesehen, aber dann hier gleich sehr starke Bilder: Was macht etwa das Tierchen in der Milch, wunderbar präsentiert von einer sehr prankenhaften Hand? Oder die dünne Figur hinter dem Steuer eines giftgelben Straßenkreuzers, an dessen oberer Grenze kleine Hunde lauern? Es ist die Farbe, der großartige Farbklang, der ihre Bilder überzeugend und einzigartig macht. Unbedingt anschauen!

Info: Wunderkammer, Werftstr. 11, bis 30. August, Do und So 17-20 Uhr.

Freie Autorin Freiberufliche KunsthisitorikerinSchwerpunkte: Aktuelle, zeitgenössische Kunst, Videokunst, Fotografie,Klass. Moderne, Renaissance

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