Interview

So denkt die Mannheimer Sängerin Loi über ihr erstes Album

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Loi schließt mit 17 oft sehr persönlichen Songs auf ihrem Albumdebüt "Left In Your Love" das erste Kapitel ihrer jetzt schon eindrucksvollen Karriere ab. © Philipp Gladsome

Das Wichtigste in Kürze

- Die Sängerin Loi hat ihr Debütalbum veröffentlicht. - Das Album "Left In Your Love" enthält 17 persönliche Songs. - Das Konzert in Mannheim findet trotz Tourverschiebung am 10. März statt.

Mannheim. Nach fünf Jahren Songwriting-Arbeit legt die Mannheimer Sängerin Loi mit „Left In Your Love“ ihr erstes Album mit 17 selbst geschriebenen Songs vor. Wir sprachen mit der 22-Jährigen.

Loi, Glückwunsch! Ihr Debütalbum „Left In Your Love“ ist am 7. Februar erschienen. Was ist das für ein Gefühl als immer noch sehr junge Sängerin, die aber schon seit fast acht Jahren in der Öffentlichkeit steht?

Loi: Vielen Dank! Es ist ein sehr besonderes Gefühl, dass ich nach fast fünf Jahren Songwriting nun 17 meiner liebsten und persönlichsten Songs mit der Welt teilen kann. Ich glaube, ich habe über die Jahre sehr viel über mich herausgefunden und viel über mich selbst gelernt. Das macht es umso schöner, diesen Weg auf dem Album zu hören und zu zeigen.

Ist Ihnen das Albumformat wichtig? Der Trend geht im Pop ja zu kurzen Formaten wie EPs oder Einzelsongs.

Loi: Das Albumformat ist mir auf jeden Fall wichtig. Als kleines Mädchen habe ich davon geträumt, irgendwann mal ein Album zu veröffentlichen – so wie es auch schon meine Idole getan haben. Außerdem fühlt sich ein Album an, als wäre ein Kapitel mit all den unterschiedlichen Gefühlen, die man währenddessen hatte, abgeschlossen – was total schön ist. Denn all diese Themen, die mich während dieses Albums begleitet haben, lasse ich hinter mir und kann mit frischem Kopf in das nächste Kapitel gehen.

Erscheint das Album nur digital, oder sind auch CD und Vinyl geplant?

Loi: Es gibt auch CDs und Vinyls vom Album. Als ich das erste Mal meine eigene CD physisch in den Händen hielt, hatte ich Tränen in den Augen. Ich liebe das physische Format – besonders Vinyl hat einfach etwas Besonderes, das digitale Streams nicht bieten können.

Der sehr emotionale Titelsong scheint Ihnen sehr wichtig zu sein – er beschließt das Album auch als 17. Stück. Der Text ist mehrdeutig, aber es ist nicht das klassische Liebeslied, oder?

Loi: Genau. „Left In Your Love“, der Song zum Album, ist zusammen mit einem weiteren Song namens „Am I Enough“ einer der ehrlichsten und persönlichsten Songs, die ich je geschrieben habe. In diesem Song verarbeite ich die etwas komplizierte Beziehung zwischen mir und meinem Dad. Meine Eltern haben sich getrennt, als ich sechs Jahre alt war, und seitdem hatten wir nie wieder eine gute und gesunde Vater-Tochter-Beziehung. Ich habe all meine Emotionen und Gefühle, die wegen ihm aufgekommen sind, in diesem Song verarbeitet.

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Ihre Texte sind oft sehr persönlich – fällt es Ihnen leicht, sich so für das Publikum zu öffnen? Ist es vielleicht sogar eine Art Ventil?

Loi: Allein der Schreibprozess dieses Songs hat mich schon sehr geheilt. Ich hatte dieses Thema immer verdrängt und wollte ihm keine Aufmerksamkeit mehr schenken, doch so ganz konnte ich das nie. Ich wollte mit meiner Musik immer ehrlich sein – und ist das nicht auch der Grund, warum man Musik macht? Um Emotionen und Situationen zu verarbeiten, um Gefühle zu geben und zu nehmen.

Was ich sehr gut finde: Sie berücksichtigen auch Ihre längst millionenfach geklickten Hits wie „I Follow“ oder „Gold“, das bei Spotify bald die 100-Millionen-Marke überschreitet. Ist das Debütalbum bewusst als eine Bestandsaufnahme gedacht, à la „Loi – die frühen Jahre“?

Loi: Ja, so sehe ich es schon. Es ist wie ein Kapitel, das sich jetzt schließt – in dem so viel passiert ist und ich mich gefunden habe.

Wie und wo entstand der aktuelle Teil des Albums eigentlich?

Loi: Ich habe ein (relativ) festes Team und unglaublich tolle Menschen um mich herum, die mich beim Schreiben eines Songs unterstützen und sich wie Familie anfühlen. Den größten Teil des Albums haben wir in Deutschland, in Berlin, Mannheim oder Writing Camps geschrieben. Manche Songs sind aber auch in London entstanden, zum Beispiel „Left In Your Love“ oder „The Way I Want It“. Ich konnte dort mit Produzenten und Songwritern, wie Mike Needle oder Jonathan Coffer arbeiten, die bereits mit großen Ikonen wie Adele gearbeitet haben – das kann ich immer noch nicht ganz realisieren.

Sie sind jetzt schon eine Meisterin in puncto große Popballade. Ist es Ihnen wichtig, mit rasanteren Liedern wie „Pick Up!“ oder „Prove Me Wrong“ auch eine ganz andere musikalische Seite zu zeigen, um nicht in einer Schublade festzustecken?

Loi: Ich lasse mich sehr ungern in eine Schublade stecken. Ich würde sagen, ich bin sehr vielfältig. Ich habe Lust, in Zukunft noch viel mehr Stile und Richtungen auszuprobieren.

Ihre Stimme wird oft mit Adeles verglichen – ist das eher Belastung oder Ansporn?

Loi: Auf jeden Fall ein Ansporn. Adele war schon immer ein großes Vorbild. Ich glaube sogar, meine erste CD war ein Album von Adele. Ich bewundere sie sehr.

Mögen Sie eigentlich die halb vergessene „andere Seite“ von Adele, also Lieder wie „My Same“? „Pick Up!“ erinnert mich daran.

Loi: „My Same“ war, glaube ich, auf ihrem ersten Album. Ich liebe dieses Album, und ich glaube, dass mich dieses Album von ihr auch mit am meisten inspiriert hat.

Es ist erschreckend, wie junge Frauen in den sozialen Medien verbal attackiert werden – was Ihnen auch schon passiert ist, aus nichtigem Anlass? Wie gehen Sie damit um?

Loi: Ich hatte einmal, das war relativ am Anfang, als ich 17 oder 18 war, einen größeren Shitstorm auf Social Media. Ich hatte einen Teil eines Uptempo-Songs eines männlichen Artists als akustische Female-Version auf TikTok hochgeladen. Die männlichen Fans dieses Künstlers fühlten sich aus irgendeinem Grund sehr angegriffen und hinterließen hunderttausende Hasskommentare unter diesem Video. Am Anfang musste ich das erst einmal verdauen, aber ich hatte und habe ein gutes Team um mich herum, das mich schnell wieder aufgebaut hat.

Sie mussten Ihre Tournee verschieben. Ist es für junge Künstlerinnen immer noch so schwierig auf dem Live-Markt? Und warum – weil das Publikum Geld und Aufmerksamkeit auf superteure Superstars wie Taylor Swift, Adele, AC/DC oder Bruce Springsteen konzentriert?

Loi: Ja, der Markt ist hart, vor allem für englischsprachige Popmusik in Deutschland. Es gibt viel Konkurrenz von großen Superstars, aber ich glaube auch, dass deutschsprachiger Pop/Hip-Hop gerade sehr im Trend liegt. Die Zeit für englische Popmusik wird wieder kommen.

Aber das Mannheimer Konzert findet statt…

Loi: Die Show in Mannheim am 10. März findet wie geplant im Capitol statt. Ich freue mich so sehr auf diese Show!

Ich hätte erwartet, dass Ihr Erfolg bei „The Masked Singer“ Ihrer Karriere den letzten großen Schub gibt. Wie ordnen Sie das ein?

Loi: Erst einmal hat es super viel Spaß gemacht und war eine tolle Erfahrung. Aber man spielt ja nicht seine eigenen Songs und findet als Person und Künstlerin nicht wirklich statt, weil man vermummt ist. Ich habe es eher als außergewöhnliche, spannende Erfahrung gesehen und deshalb in erste Linie auch teilgenommen.

Statt auf große Tour zu gehen – was machen Sie nach der Albumveröffentlichung? Das nächste Album schreiben?

Loi: Ich werde natürlich neue Songs schreiben und freue mich schon darauf wieder ins Studio zu gehen. Ich möchte mich aber auch noch, intensiver mit meinen Live-Shows beschäftigen. Die Tour ist zwar verschoben, aber die Sommershows stehen ja vor der Tür.

Zur Person



  • Die Sängerin Leonie Greiner alias Loi wurde am 3. Juli 2002 in Mannheim geboren . Sie wuchs auf dem Pfingstberg auf und kam 2017 ins Finale der CastingshowThe Voice Kids“. 2025 gewann sie die ProSieben-Sendung „The Masked Singer“.
  • Loi ist beim eigenen Label Volksmusic unter Vertrag. Nachdem sie ab 2021 große Streaming-Erfolge verzeichnen konnte (vor allem mit ihrer Version des Welt-Hits „Blinding Lights“ von The Weeknd), unterschrieb sie einen Vertriebs-Deal bei Warner Music .
  • 2021 begann sie ein Studium an der Popakademie . Loi sei die „einzige unserer Studierenden, die zu einem so frühen Zeitpunkt im Studium einen Vertrag mit einem Major-Label hat“, bestätigt Popakademie-Sprecherin Lea Geissler auf Anfrage.
  • Am 7. Februar 2025 ist ihr erstes Album „Left In Your Love“ erschienen - nicht nur digital, sondern auch als CD und Vinyl-LP-.
  • Die dazugehörige Tournee wurde auf 2026 verschoben - mit Ausnahme des Heimspiels im Mannheimer Capitol am Montag, 10. März 2025, 20 Uhr. Karten gibt es ab 41,20 Euro plus Gebüren unter eventim.de

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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