Mannheim. Das Nationaltheater Mannheim hat in der am Donnerstag beendeten Spielzeit insgesamt 930 Vorstellungen gespielt. Das teilte Mannheims größte Kultureinrichtung mit. Die Auslastung liege bei 72 Prozent, die Gesamtbesuchendenzahl bei 195.000. Auch die Abo-Zahlen seien auf 4.700 gestiegen, teilte das Haus am Goetheplatz mit.
Der Geschäftsführende Intendant Tilmann Pröllochs zieht eine positive Bilanz. „Endlich konnten wir die Zeit der Pandemie und der fehlenden Ersatzspielstätte Opal hinter uns lassen“, sagte er laut Mitteilung, „das war wichtig für die Künstlerinnen und Künstler genauso wie für die technischen Teams der Oper, aber auch ganz besonders für die Besuchenden aus Mannheim und der Region.“ Die Zeit der in Mannheim gefühlten Abwesenheit des Nationaltheaters sei damit vorbei, so Pröllochs. Er geht davon aus, dass die Hälfte der Bauzeit des zu sanierenden Spielhauses vorüber sei, „Stand heute“, sagt er, könne das Haus im Herbst 2028 wiedereröffnet werden.
Oper verzeichnet 14 ausverkaufte „Traviatas“
In der Sparte Oper mache sich am deutlichsten bemerkbar, wie gut die neue Spielstätte Opal (Oper am Luisenpark) mit ihren 746 Sitzplätzen vom Publikum angenommen wurde, so das NTM. Groß besetzte neue Produktionen mit aufwendigem Bühnenbild wie „Der Schmied von Gent“ von Franz Schreker, Giacomo Puccinis Opernzyklus „Il trittico“ oder Emerich Kálmáns Operette „Die Csárdásfürstin“, aber auch lang vermisste Klassiker aus dem riesigen Mannheimer Opernrepertoire wie Richard Wagners „Parsifal“ machten die Interimsspielstätte zur attraktiven Opernbühne und hätten für gut besuchte Vorstellungen gesorgt.
Bespielt worden seien darüber hinaus auch die beiden Foyers mit beliebten Formaten wie Café Concert, Familienkonzerten, Musikalischen Stammtischen und vielen ausgebuchten Spielstättenführungen. Auch im Schlosstheater Schwetzingen habe die Oper wieder zwei erfolgreiche Inszenierungen herausgebracht: Cordula Däupers Neufassung der „Comedian Harmonists“ (neun ausverkaufte Vorstellungen) und Händels „Giulio Cesare in Egitto“ (drei Vorstellungen mit 91 Prozent). Die Produktion mit der höchsten Auslastung sei „La traviata“ gewesen (14 ausverkaufte Vorstellungen), „Der Schmied von Gent“ (acht Vorstellungen mit 80 Prozent Gesamtauslastung), liege gleichauf mit Domenico Cimarosas „Der Operndirektor“(zwölf Vorstellungen mit 80 Prozent), gefolgt von „Il trittico“ (neun Vorstellungen mit 79 Prozent Gesamtauslastung).
Im Schauspiel ist „Die Dreigroschenoper“ am erfolgreichsten
Das Schauspiel spielte mehr als 400 Vorstellungen – von Uraufführungen über Premieren großer Ensemblestücke im Alten Kino Franklin, neuen Produktionen des Stadtensembles bis hin zu den 23. Internationalen Schillertagen. Neben der seit vergangener Spielzeit erfolgreichen „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht (22 ausverkaufte Vorstellungen, 15 davon in dieser Spielzeit) hätten erneut auch „Istanbul“ von Selen Kara, Torsten Kindermann und Akın Emanuel Sipal mit der Musik von Sezen Aksu begeistert (zehn Vorstellungen mit 76 Prozent).
Die sechs Vorstellungen der „Schattenpräsidentinnen“ von Selina Fillinger in der Regie von Christian Weise seien nicht nur nahezu ausverkauft gewesen (94 Prozent). Das Theater weist auch darauf hin, dass Kostüm- und Bühnenbildnerin Annika Lu für ihr außergewöhnliches Bühnenbild in dieser Produktion für den Theaterpreis „Der Faust“ nominiert gewesen sei. Ein großer Erfolg sei auch die Uraufführung „Apropos Schmerz (Denken Sie an etwas Schönes)“ von Leo Lorena Wyss gewesen (88 Prozent). Für die 23. Internationalen Schillertage habe Wyss zusammen mit dem Stadtensemble das Stück „Mannheimer Räuber*innen“ entwickelt, das mit insgesamt neun ausverkauften Vorstellungen im Käfertaler Wald das Programm abgerundet habe.
Auch„Kabale und Liebe“ habe sich großer Beliebtheit und einer Auslastung von 90 Prozent erfreut. Ergänzt worden sei das Angebot der Schauspiel-Sparte durch zahlreiche Lesungen mit renommierten Namen, der diskursiven Gesprächsreihe „Das Haymatministerium“ zur postmigrantischen Gesellschaft sowie das Format „Ins kalte Wasser“. Auch die Veranstaltungsreihe „Mannheimer Reden“ sei ausverkauft gewesen.
Der Tanz ist mit „One Love“ sieben Mal ausverkauft
Der Tanz freut sich über 91 Prozent Gesamtauslastung. Mit „Poem an Minotaurus / Le Sacre du Printemps“ zusammen mit dem Nationaltheater-Orchester auf der großen Bühne des Opal sei in zehn Vorstellungen eine Auslastung von fast 80 Prozent erreicht worden. Noch erfolgreicher sei aber der Tanzabend „One Love“ im Alten Kino Franklin gewesen (sieben ausverkaufte Vorstellungen). Zuvor sei „Just a Game“ (neun Vorstellungen) bereits mit durchschnittlich 83 Prozent ausgelastet gewesen. Im Tanzhaus hat das Ensemble laut NTM mit acht ausverkauften Vorstellungen von „Engelsgrüße“ und der „Choreografischen Werkstatt“ (88 Prozent) begeistert. Das Theater weist in seiner Mitteilung auch darauf hin, dass die Sparte in der Kritiker-Umfrage von „tanznetz“ in der Kategorie „Spitzenensemble“ mehrfach genannt worden sei.
Junges Theater: Theatertage mit „über 100 Prozent Auslastung“
Das Junge Theater verweist auf große Vielfalt, offene Türen und volle Ränge. Rund 2.000 Kinder hätten die Eröffnungsproduktion „Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt“ gefeiert. Im Studio Feuerwache hätten die Produktionen für Kinder ab zwei Jahren – darunter „Schaum ich an“ (2+) und „Federn federn“ (2+) – mit durchschnittlicher Auslastung von 96 Prozent stattgefunden. Besonders freue man sich über das wachsende Engagement und zahlreiche Besuche „aus den sogenannten Mannheimer Brennpunktschulen“.
Ferien und Saisonstart
- Theaterferien: Vom 1. August bis 14. September 2025 macht das Nationaltheater Theaterferien.
- Eröffnung: Die neue Spielzeit wird am 19. September im Opal mit „Die Csárdásfürstin“ eröffnet.
- Theaterfest: Das traditionelle Theaterfest findet dann am Sonntag, 21. Setember im Opal statt (der Eintritt ist frei).
- Kasse: Die Theaterkasse ist in der Sommerpause weiter geöffnet: Mo bis Sa 11-18 Uhr (Mittagspause von 13-13.45).
- Schließtag: Ganztägig geschlossen ist die Theaterkasse am Montag, 15. September.
Beim Internationalen Theaterfestival Imaginale seien elf der 17 Vorstellungen ausverkauft gewesen. Beim JXB Festival haben laut Jungem Theater „junge Menschen ihre selbst entwickelten Stücke vor vollen Sälen“ gespielt. Und bei den 27. Baden-Württembergischen Theatertagen sei das JNTM zum landesweiten Treffpunkt für junges Theater geworden – „mit über 100 Prozent Auslastung“. Das Familienstück „Die Schneekönigin“ (8+) als Koproduktion mit dem Schauspiel soll auch in der kommenden Spielzeit zu sehen sein.
Interesse an Spielstätten und der Großbaustelle am Goetheplatz
Großes öffentliches Interesse verzeichnet das Nationaltheater auch an den Spielstätten des Nationaltheaters und der Baustelle Generalsanierung am Goetheplatz. Das Führungsangebot werde sehr gut angenommen, so das NTM: In der Spielzeit 2024/25 haben den Angaben zufolge 2.260 Interessierte die Gelegenheit genutzt, in Kleingruppen von maximal 25 Personen bei über 110 Führungen einen Blick hinter die Kulissen der Baustelle des Spielhauses am Goetheplatz zu werfen.
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