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Jetzt zwei Naidoo-Konzerte: Hintergründe zum Kölner Comeback

„Exklusive“ Comeback-Konzerte des umstrittenen Mannheimer Sängers am 16. und 17. Dezember 2025 in der Lanxess Arena. Mannheimer Prozess lässt auf sich warten.

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Sein bisher vorletztes Konzert: Xavier Naidoo auf seiner „Hin und Weg Tour“, am 11. Dezember 2019 in der SAP Arena. Sechs Jahre später legt er in Köln nach. © Rinderspacher

Mannheim. Nachdem am vergangenen Wochenende überraschend ein Comeback-Konzert des Mannheimer Popsängers Xavier Naidoo bekannt gegeben worden war, hat der Veranstalter Livenation am Montag gleich nachgelegt: Auf seiner Website kann man nun auch Karten für ein Naidoo-Konzert am 17. Dezember in der Lanxess-Arena in Köln erwerben. Das Konzert am 16. Dezember trägt auf der Website bereits den Vermerk: „Wenige oder keine Tickets verfügbar“.

Damit kehrt Xavier Naidoo fast genau sechs Jahre nach seinen letzten Konzerten im Dezember 2019 in Mannheim und Frankfurt auf die Bühne zurück: Der Vorverkauf für 16. Dezember läuft bereits seit Montag, 7. Juli, 10 Uhr – zunächst exklusiv unter www.ticketmaster.de (ab Dienstag, ebenfalls 10 Uhr, gibt es die Karten überall). Der Vorverkauf für das zweite Konzert am 17. Dezember ist für Dienstag, 8. Juli, ab 10 Uhr angekündigt.

Naidoo-Konzert vorerst ein einmaliges Event

Es handelt sich vorerst um ein einmaliges Event, keine Tournee: In der Pressemitteilung von Live Nation ist von einem „exklusiven Konzert (…) mit seinen größten Hits“ die Rede.

Auch auf www.xaviernaidoo.de heißt es: „Am 16. Dezember 2025 spielt Xavier sein einziges Konzert des Jahres in der Lanxess Arena Köln – mit all seinen großen Hits. Freut euch auf Chart-Erfolge wie ,Ich kenne nichts (das so schön ist wie du)‘, ,Was wir alleine nicht schaffen‘ und ,Dieser Weg‘.“ Versprochen wird „ein Abend voller Soul, Emotionen und unvergesslicher Musikmomente. Seid ihr dabei?“

Radikalisierung und Antisemitismus-Vorwürfe seit 2014

Natürlich sind auch negative Emotionen zu erwarten - sie folgten der Nachricht vom Comeback-Konzert genau so prompt wie der Jubel der Fans: Naidoo hatte sich seit Auftritten bei rechtspopulistischen Demonstrationen 2014 in Berlin zunehmend radikalisiert und staatsfeindlich geäußert. Er unterstützte extreme Influencer und wurde zum Titelhelden des als rechtsextrem eingestuften „Compact“-Magazins. In der Corona-Pandemie eskalierte die Situation unter anderem mit emotionalen Video-Statements und einem Musikvideo, in dem ein Impfzentrum in die Luft gejagt wird. (mit dms)

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Viele schätzten seine Äußerungen sogar als antisemitisch ein, was Naidoo stets vehement bestritt. Juristisch war er damit ab 2015 vor dem Landgericht Mannheim mehrmals erfolgreich, bis das Bundesverfassungsgericht 2021 den Einsprüchen der Antonia Amadeu Stiftung stattgegeben hat. Tenor der Entscheidung: Naidoo durfte Antisemit genannt werden.

Prozess um Volksverhetzung in Mannheim gegen Naidoo steht weiter aus

Aktuell läuft noch eine Anklage der Staatsanwaltschaft Mannheim aus dem Juni 2024 gegen Naidoo. Der Vorwurf: Volksverhetzung. Der Prozess wird aber auf sich warten lassen. Joachim Bock, Presserichter am Landgericht Mannheim, sagte dazu auf Anfrage dieser Redaktion: „Es ist noch keine Entscheidung getroffen worden, ob ein Verfahren eröffnet wird. Ich kann dazu keine Prognose abgeben.“

Die zuständige Kammer sei mit Haftsachen ausgelastet. Die Staatsanwaltschaft hält auf Nachfrage an der Anklage fest. An der grundsätzlichen Einschätzung des Falls habe sich nichts geändert.

Widerstand gegen Naidoo-Konzert auch in Ladenburg und Mannheim

All dies blieb nicht ohne Folgen für die Karriere des heute 53-Jährigen. Es regte sich Widerstand gegen seine wegen der Pandemie verschobenen Auftritte, am massivsten in Rostock. Dort beschäftigte eine Naidoo-Show mehrfach den Stadtrat, weil sie in der kommunal verwalteten Stadthalle stattfinden sollte und deshalb hätte abgesagt werden können – entgegen einschlägigen Verschwörungserzählungen ist das Absagen von Auftritten „unliebsamer Künstler“ nur möglich, wenn Straftaten zu erwarten sind. Auch in Rostock kam es zu keinem Konzertverbot: Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen sah keinen ausreichenden Anlass, einen Vertragsbruch zu riskieren.

Auch in Ladenburg hatte sich Widerstand gegen ein Konzert auf der Festwiese geregt, unter anderem von Bürgermeister Stefan Schmutz. Die Debatte wanderte mit der Verlegung des Konzerts in die SAP Arena nach Mannheim - und der Sänger erhielt Rückenwind von der AfD.

Das alles erledigte sich nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs: Der mit einer Ukrainerin verheiratete Naidoo sagte am 26. Februar 2022 seine komplette Tour ersatzlos ab. Am 19. April folgte das „Entschuldigungsvideo“: Darin distanzierte sich Naidoo von „Irrwegen“ und verstörenden Äußerungen, sprach von Verblendung. Hier finden Sie dazu unseren Kommentar. Danach tauchte er komplett ab. Seitens seines Managements hieß es, er werde vor Ende des Krieges in der Heimat seiner Frau keine Interviews geben.

Erste Lebenszeichen vom Naidoo bei Pocher und Pelham

Ein erstes Lebenszeichen gab es erst im April 2024, als Naidoo in der Zugabe eines Auftritt des Komikers Oliver Pocher in Saarbrücken sang. Anfang 2025 veröffentlichte – und verteidigte - sein erster Produzent Moses Pelham zwei Tracks mit neuen Gesangsaufnahmen des Mannheimers auf dem Abschiedsalbum - auch im Interview mit dieser Zeitung.

Nach unbestätigten Informationen dieser Redaktion soll der „Nicht von dieser Welt“-Sänger in Frankfurt an einem neuen Album arbeiten (aber nicht mit Pelham).

Vieles deutet darauf hin, dass der Auftritt in der rund 20.000 Fans fassenden Kölner Arena eine Art Testballon ist. Das Einzuggebiet ist riesig, auch die Anreise aus Mannheim ist in kaum mehr als zwei Stunden erledigt. Und danach ist man schlauer, wie groß die Resonanz und der Widerstand ist. 20.000 Fans aus ganz Deutschland zu finden, dürfte trotz allem kein Problem sein. Rein formal knüpft die Show an die Zeit vor der Eskalation der Kontroversen an, denn sie ist nach Naidoos letztem großen Hit aus dem Jahr 2013 benannt: „Bei meiner Seele“.

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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