Ludwigshafen. Eigentlich ist Jana Franze-Feldmann ja schon seit März dieses Jahres an Ort und Stelle, aber die letzte Ausstellung namens „Urbanität in Bewegung“, die sie zusammen mit ihrer langjährigen Vorgängerin Barbara Auer eröffnen durfte, war noch eine Herzensangelegenheit ihrer Vorgängerin und das absolute Highlight des Sommers im Kunstverein Ludwigshafen. Breit gefördert von Stadt, Land und Bund. Da kam Jana Franze-Feldmann, die beispielsweise schon manche der Förderanträge geschrieben hatte, gut hinein in das Geschehen, sie konnte sich auch einen Monat parallel mit Barbara Auer einarbeiten.
Jana Franze-Feldmann
- Jana Franze-Feldmann wurde 1986 in Salzgitter geboren.
- Von 2006 bis 2011 studierte sie an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig Kunstwissenschaft und Medienwissenschaft.
- 2014 bis 2015 war sie Wissenschaftliche Volontärin und anschließend Kuratorin für moderne und zeitgenössische Kunst am Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen.
- Von 2017 bis 2018 war Jana Franze-Feldmann Pressesprecherin am Kunstverein Hannover, danach wechselte sie als Junior Curator ans Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien in Graz.
- Dort kuratierte sie 2019 „The Sky Opens Twice“ des Künstlerkollektivs Peles Empire und die „Deuscthland#ASNCHLUSS#Östereich“ (Falschschreibung beabsichtigt) des Satirikers Jan Böhmermann.
- 2020 war sie für „Image Wars. Macht der Bilder“ (unter anderem mit Kader Attia, Cana Bilir-Meier, Melvin Moti, Rabih Mroué, Mario Pfeifer, Marlies Pöschl) und „Impossible Machines“ von Meta Grgurevic verantwortlich.
Jung ist sie und flott, 30 Jahre jünger als ihre Vorgängerin und das wird man auch merken an ihrem zukünftigen Programm. Obwohl sie hauptsächlich im Raum Hannover aktiv war, kam sie nach ihrem Studium der Kunst- und Medienwissenschaft an der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig als Volontärin ans Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen. Ihr Studienschwerpunkt war zeitgenössische Kunst und Medienkunst, auch Bildwissenschaft. Das Studium an einer Kunsthochschule unterscheidet sich natürlich von dem an einer Universität, sie hatte von Anfang an Kontakt zu den Bildenden Künstlerinnen und Künstlern. Lustig ist, dass einer ihrer Dozenten Thomas Rentmeister war, der 2019 mit seinen ehemaligen Studierenden im Kunstverein Ludwigshafen ausstellte (wir berichteten). Was auch zeigt, wie eng der Kontakt zwischen den Kunstvereinen und den Kunsthochschulen ist.
Ganz schnell war sie so im Berufsleben, war tätig am Kunstverein Hannover und in Prag an der Nationalgalerie, hatte dann nach dem Volontariat am Hack-Museum noch eine Elternzeitvertretung im kuratorischen Bereich. Im Team von René Zechlin war sie natürlich gleich in der Stadt, hat viele Projekte begleitet, die ganz nah am Kunstverein sind.
Ludwigshafen muss sich ja als Stadt immer wieder neu orientieren und erfinden, wozu auch das Konzept des Kunstvereins gut passt, der ursprünglich eine offene Gruppe von Kunstinteressierten ist: „Das ist das Feld, woher ich komme. Das Freie, Offene, sehr künstlernah, da werden neue Trends gesucht und gesetzt“, so Jana Franze-Feldmann. Neue Formate, flexibler als im musealen Raum, „man hat mehr Freiheit als im musealen Kontext, in der öffentlichen Struktur“.
Auf die Frage nach ihren Plänen -sie hat erst einmal einen Vierjahresvertrag - spricht die Kuratorin von einer Verjüngung, was ja eigentlich selbstverständlich ist. Sehr junge Kunst, sprich Absolventen von Kunsthochschulen möchte sie vornehmlich zeigen. Aber sie wird das Programm auch erweitern um Neue Medien mit wissenschaftlichem Ursprung, „in der Jetztzeit durch Corona schwer gepusht, aber das wird auch in Zukunft bleiben“, so die neue Leiterin. Man kann so die neuen Möglichkeiten beleuchten, Themen in den Vordergrund schieben, die gesellschaftlich relevant sind, wichtig in Ludwigshafen, „damit aus der gesellschaftlichen Mitte heraus Diversität und Integration im Kunstverein einen Platz haben“, erläutert sie.
Der Kontakt zur Bevölkerung kann und muss da sein, das zeigt sich schon am hack-museumsgARTen, „das Hack-Museum ist auf diese Weise weit vorgedrungen in die Mitte der Gesellschaft!“, sagt Jana Franze-Feldmann. Sie will dem Kunstverein eine Verjüngungskur verpassen und einiges ändern: ein neues Erscheinungsbild, ein neues Logo, neue Drucksachen und eine neue Website.
Dafür eignet sich die Zeit ab August 2022 sehr gut, da wird auch der hintere Teil des Bürgermeister-Ludwig-Reichert-Hauses vorsichtig saniert, das steht nämlich alles unter Denkmalschutz. „Barrierefrei muss es werden, in neuem Glanz erstrahlen, auch der Innenhof, und der Kinosaal wird ausgebaut, das Design stammt aus Dänemark.“
Ein Zuhause für jeden
Dazu wird es nötig sein, Leerstände zu bespielen - gibt es ja genug! -, es ist noch nicht spruchreif welche, denn der ganze Komplex wird etwa für ein Jahr geschlossen bleiben. Denn es ist dringend nötig, neue Besuchergruppen anzusprechen, da sich wie überall im Land ein Generationenwechsel abzeichnet. Jana Franze-Feldmann möchte „den Kunstverein zu einer Art Zuhause für jeden machen, der an Gedankenaustausch interessiert ist, auch für eine junge Zielgruppe, die Impulse in die Stadt setzen kann“. Gutes Gelingen!, kann man da nur wünschen.
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