Neue Sachlichkeit

Ganz Mannheim begeht ein Kunsthallenjubiläum

35 Kulturinstitutionen feiern und begleiten bis 9. März 2025 die neue Schau und das legendäre Original von 1925

Von 
Ralf-Carl Langhals
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Veranstalter in großer Runde: Kulturbürgermeister Thorsten Riehle (vorne Mitte) mit den Kooperationspartnern der Jubiläumsausstellung in der Kunsthalle. © Elmar Witt

Kooperationen, wer wüsst es nicht, tun längst in allen Gesellschaftsbereichen not. Besonders aber in der Kultur, wo Strategien zur Erlangung von Aufmerksamkeit und Förderzusagen existenziell sind. „Die Früchte des lange mit großen Bemühungen gepflegten Netzwerkgedankens“, wie Kulturbürgermeister Thorsten Riehle bei seiner Begrüßung blumig ausholt, gilt es nun endlich auch prominent zu ernten. Die Dramaturgie der Erntepräsentation ist ausgereift: In der Kunsthalle, wo das Großereignis „Die Neue Sachlichkeit – Ein Jahrhundertjubiläum“ von 22. November bis 9. März 2025 in Alt- und Neubau stattfinden wird, versammelt sich der Tross der Mitwirkenden zum Fototermin, danach geht es im Florian-Waldeck-Saal der Reiß-Engelhorn-Museen weiter.

Gebotene Programmfülle sprengt die Auflistungskapazitäten

Im Florian Waldeck-Saal sprechen Riehle, die Kuratoren Inge Herold und Claude W. Sui und ihre Direktoren Johan Holten und Wilfried Rosendahl mit Inbrunst über die großen Dinge, die da auf Mannheim zukommen. In der Tat: So viel Kooperation war in Mannheim selten, die Buga einmal ausgenommen, wenn nicht einmalig. Der Anlass ist auch wahrlich epochal, gab anno 1925 der Ausstellungstitel des Kunsthallendirektors Gustav F. Hartlaub doch eine ganze Poche und Stilrichtung der Weimarer Republik ihren Namen. „Die Neue Sachlichkeit“ wird zum 100-jährigen Jubiläum daher auch andernorts, etwa in Wien oder New York gefeiert, doch den Markenschutz hat quasi Mannheim.

Da ist international viel Musik drin. Das spüren auch alle anderen lokalen Kulturmitspieler: Die Idee von Inge Herold und Johan Holten, neben 230 Kunstwerken die Sachlichkeit auch in die Stadt, in Museen, Kinos, Theater, Konzertsäle und Hochschulen zu tragen, kam ausnahmslos gut an.

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Die Fülle des daraus entstandenen Programms von insgesamt 35 Veranstaltern auf einen Streich abzubilden, ist weder dem Podium noch der Berichterstattung möglich. Ab sofort informiert das Onlineportal „1920er.art/de“ über die Veranstaltungen und die griffige Broschüre „Mannheim feiert! 100 Jahre Neue Sachlichkeit – Die 1920er Jahre in Mannheim“ liegt bei allen Mitveranstaltern auch ganz analog in Papier aus. Wir geben mit einer Auswahl erste Einblicke.

Auch Alte Feuerwache, IFFMH und BASF Kultur sind an Bord

Manches wird auch noch hinzukommen, etwa in der Alten Feuerwache, die in Kooperation mit der Jubiläumsausstellung am 21. Dezember, 22 Uhr, wieder ihre„La Nuit Bohème“ mit Schiebermütze und Federboa als 20er-Jahre Party aufleben lässt. Auch das Literaturfestival „Lesen.Hören“ wird dort einen thematischen Schwerpunkt setzen, verrät Christian Handrich, man sei in der Planung … Im Jazz Club Ella & Louis im Rosengarten legt am 28. November, 20 Uhr, Thimo Niesterok mit seinem Quartett ein Augenmerk auf die Musik der frühen Tage des Jazz um Ikonen wie Louis Armstrong und Bix Beiderbecke – dem Soundtrack der 1920er-Jahre.

Bei der Gesellschaft für Neue Musik wird die Pianistin Fidan Aghayeva-Edler am 14. Dezember in der Kunsthalle ein Rezital spielen, u. a. mit Werken von Komponistinnen dieser Zeit ab 1924 als auch mit Stücken aus der Gegenwart.

Das IFFMH (Internationales Filmfestival Mannheim Heidelberg) und BASF Kultur bieten einen Klassiker der Filmgeschichte im experimentellen Klanggewand: Ex-Kraftwerk Musiker und Komponist Karl Bartos hat „Das Cabinet des Dr. Caligari“, Robert Wienes berühmten Stummfilm von 1920, neu vertont. Am 27. Oktober, 20 Uhr, ist die restaurierte 4k-Fassung des Films mit der punktsynchronen Live-Vertonung im BASF-Feierabendhaus in Ludwigshafen zu erleben.

Redaktion Seit 2006 ist er Kulturredakteur beim Mannheimer Morgen, zuständig für die Bereiche Schauspiel, Tanz und Performance.

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