Mannheim. Mit der Zeit scheint es Daniel Strohäcker, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Future Franz, nicht so genau zu nehmen. Seinen Auftritt bei der Sommerbühne der Alten Feuerwache am Sonntag jedenfalls startet er mit 15 Minuten Verspätung. Doch möglicherweise gehört das akademische Viertel ebenso zu ihm wie seine lakonische Art, Dinge zu thematisieren. Mit dem getragenen, fast schon pathetischen „Feuerwerk“ eröffnet er den Gig. Wer den Sänger zum ersten Mal live erlebt, könnte sich, nicht ganz unbegründet fragen, warum das lyrische Ich eine mit Kot gefüllte Rakete aus seinem After feuern will. Doch auch der zweite Song „Smartphone“ steht dem Opener in Sachen Groteske in nichts nach. Wenn er über Träume singt, in denen es über verschluckte Handys, das Verkloppen seiner Oma und dem Zersägen seines Friseurs geht, hilft auch seine Warnung „Jetzt kommt ein dummes Lied“ wenig.
Gitarre hinterm Kopf gespielt
Doch dann überrascht er die knapp 200 gut gelaunten Gäste damit, auf seiner Gitarre hinterm Kopf zu spielen, wie es einst Jimi Hendrix getan hat. Rein optisch wirkt er dank weißem Bucket Hat, der ovalen Sonnenbrille, Bart und nackten Füßen in Birkenstocksandalen wie ein Hipster, der in einem coolen Berliner Kiez zuhause ist. Dabei stammt er aus der schwäbischen Provinz. „Hallo Mannheim, ich bin Future Franz aus Kornwestheim bei Stuttgart“, erzählt er und wiederholt seine Aussage mehrfach. Offiziell dem Indie-Pop zugeordnet, bewegt sich Future Franz musikalisch genreübergreifend.
Mal nutzt er elektronische Sounds, dann entspannten Pop aber auch Rockelemente, um eingängige und originelle Melodien zu kreieren. Wer also die ersten Stücke tapfer über sich ergehen lassen hat, wird im zweiten Teil des Abends mit Liedern belohnt, die zeigen, dass hinter dem Sänger mit Faible für banale, unflätige Fäkalsprache ein scharfsinniger Beobachter steckt. Das poppige Lied „Raucher“, bei dem Future Franz sich eine Kippe dreht, setzt sich mit Zigarettensucht auseinander.
Versprechen wiederzukommen
„Wer von euch ist schon mal geghostet worden?“, will er wissen, bevor er gesteht, dass er die Erfahrung schon oft gemacht hat. Mit Charlotte Brandi, deren Stimme vom Band kommt, hat er über das Phänomen das melancholische „Schick mir eine Nachricht“ geschrieben. Bei „Ein schöner Tag“ tanzt er mit einer Besucherin. Und bei der ruhigen Nummer „Idiot“, in der es über Tollpatschigkeit eines Pechvogels geht, beweist er Selbstironie. Die freche Midtempo-Hymne „Für immer Samstag“ ist ein Plädoyer, die Seele baumeln zu lassen. Nach zwei Zugaben, darunter „Tiger müssen fliegen“, wird er mit viel Beifall verabschiedet. Er verspricht: „Ich komm bald wieder nach Mannheim.“
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