Burgfestspiele Jagsthausen

Der Traum vom besseren Leben

In der 72. Spielzeit wird das Musical „Saturday Night Fever“ präsentiert

Von 
Dieter Schnabel
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Das Musical „Saturday Night Fever“ ist in Jagsthausen zu erleben. © Burgfestspiele Jagsthausen

1950 begann die Geschichte der Burgfestspiele Jagsthausen mit der Aufführung von Goethes „Götz von Berlichingen“. Zum Auftakt der 72. Spielzeit – 2020 und 2021 musste man coronabedingt pausieren – präsentiert das Festival, das seit Beginn rund drei Millionen Besucher zählt, ein Musical: „Saturday Night Fever“.

1998 in London uraufgeführt, wird das Musical der Autoren Robert Stigwood und Bill Oakes, in der neuen Version von Ryan McBride gezeigt. Die Musik stammt von den Bee Gees, einer Popgruppe der Brüder Barry, Maurice und Robin Gibb. Gesungen wird englisch, die deutschen Dialoge stammen von Anja Hauptmann. Das Musical fußt auf dem gleichnamigen Tanzfilm von 1977, der John Travolta in der Hauptrolle berühmt gemacht hat.

Ort und Zeit der Handlung sind in New York City Brooklyn und Manhattan im Jahr 1975. In Brooklyn ist der in einer kleinbürgerlichen, katholischen Familie aufgewachsene 19-jährige Italo-Amerikaner Tony Manero in einem Farbenladen beschäftigt. Er träumt von Manhattan und einem besseren Leben an der Seite eines schönen Mädchens. Einstweilen heißt es aber noch: „Samstagnacht ist meine Zukunft“. Und so verbringt er diese Nächte in der Disco. Dort willigt er ein, mit Annette, die in ihn verliebt ist, am Universal Disco Dance-Wettbewerb teilzunehmen, begegnet aber am selben Abend Stephanie Mangano, verliebt sich in sie und will nun mit ihr an dem Wettbewerb teilnehmen.

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Sibylle Dornseiff
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Die hat es, wenn auch mit zweifelhaftem Einatz, schon nach Manhattan geschafft und lässt ihn zunächst abblitzen. Doch schließlich werden sie noch ein Tanzpaar und gewinnen. Aber was bringt die Zukunft? Wollen sie wirklich nur gute Freunde bleiben, was Stephanie vorschlägt und wie es zum Schluss heißt.

Neben dieser vom Tanz dominierten Seite der Geschichte gibt es aber noch eine andere. Da erfährt man, dass Tonys Vater arbeitslos ist, dass sein Bruder Frank, der nach Mutters Wunsch Priester geworden ist, seinen Beruf aufgibt, dass Tony der unbefriedigten Annette die Frage stellt, ob sie ein nettes Mädchen oder eine Schlampe sein will, dass einer seiner Freunde verzweifelt ist, weil seine Freundin von ihm schwanger ist und sich von einer Brücke zu Tode stürzt. Das ist sozusagen die sozialkritische, nicht nur der Unterhaltung dienende, sondern auch zum Nachdenken anregende Seite dieses Musicals.

Der Titel des Musicals auf drei Zeilen in acht Farben auf ein Gerüst vor der Burg montiert, davor ein rosa Laufsteg auf dem Boden und ein Opel Kadett mit amerikanischem Kennzeichen rechts im Burghof, das ist das Bühnenbild des Ausstatters Tom Grasshof, der auch für die zeitgemäß passenden Kostüme verantwortlich ist.

Bewegung im Spiel

In diesem Rahmen führt Alvaro Schoeck Regie, wobei Auf- und Abtritte der Akteure gegenüber dem Spiel miteinander dominieren. Bewegung ins Spiel bringt dagegen der Choreograf Selatin Kara, die hinsichtlich des fünfköpfigen Tanzensembles ausdrucksvolle, gymnastisch-artistische Qualität hat, was das „Corps de ballet“ betrifft, eher einfallslos in der Arm- und Beinarbeit, mit immer wiederkehrenden Schritten ist. Die musikalische Leitung des zehnköpfigen, auf dem Wehrgang platzierten Orchesters hat Felix Meyerle.

Marc Schöttner, stimmlich, tänzerisch und in der Darstellung gleichermaßen überzeugend als Tony Manero, ist der Typ männlicher junger Mann aus den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Als einerseits selbstbewusste, andererseits sich unnahbar-schüchtern gebende Stephanie Mangano ist Maja Sikora ein ihm in jeder Beziehung gleichwertige Partnerin. Zusammen gefallen sie als Show-Tanzpaar. Zunächst den Kürzeren zieht Katharina Bakhtari als Annette, das aber nicht in künstlerischer Hinsicht. Eine im Ausdruck gekonnt ihrer Aufgabe gewachsene, leider weitgehend zu statuarischem Spiel verdammte Clubsängerin ist Helena Blöcker. Kritisch steht Fabio Piana als abtrünniger Priester Frank Junior seiner Kirche gegenüber. Rouven Honnef zeigt die Verzweiflung des Bobby C bis zum Selbsmord. Sebastian Faust gibt den arbeitslosen, dem Biertrinken verfallenen Vater Tonys, Bernadette Hug seine bigotte Mutter.

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