Landtagswahl

Liberaler ohne Bindestrich

Ole Wilkening (FDP) will als jüngster Direktkandidat für den Wahlkreis 54 Bildung und Digitalisierung stärken

Von 
Thomas Tritsch
Lesedauer: 
Ole Wilkening, Direktkandidat der FDP, ist mit dem Rad im Heppenheimer Steinkopf unterwegs. © Thomas Tritsch

Bergstraße. Sonne über dem Heppenheimer Steinkopf. Die Weinberge sind ideales Terrain für eine kleine Tour am frühen Nachmittag. Ole Wilkening fährt ein Gravelbike, das sich für asphaltierte Straßen ebenso eignet wie für unbefestigte Wege. Auch politisch schätzt der 22-Jährige die individuelle Freiheit als hohes Gut. „Mich motiviert der Einsatz für den größtmöglichen Liberalismus in Deutschland, und das wirtschaftlich wie gesellschaftlich“, so der Heppenheimer, der am 8. Oktober als jüngster Direktkandidat für den Wahlkreis 54 antritt.

Bei einer Rast im Wingert zwischen saftig prallen Trauben – kurz vor der Hauptlese an der Hessischen Bergstraße – bezeichnet er seine Entscheidung als konsequente Folge seines parlamentarischen und parteipolitischen Engagements. Niemand in seinem Umfeld habe es überrascht, dass er diesen Schritt geht. Nummer 30 auf der Landesliste. Nicht gerade ein Logenplatz. Aber darum geht es ihm nicht. Der Sohn des Heppenheimer FDP-Vorsitzenden Oliver Wilkening war von klein auf politikbegeistert und wollte schon früh aktiv gestalten. Ein guter Freund seines Vaters hatte seinen Kurs 2011 beschleunigt: Damals war der heutige Fraktionschef Christopher Hörst zur Bürgermeisterwahl angetreten. Der Wahlkampf und seine Mechanismen hatten den kleinen Ole begeistert – und beflügelt.

Ole Wilkening

Ole Wilkening ist in Heppenheim geboren und aufgewachsen. Hier hat er die Grundschule und später das Starkenburg-Gymnasium besucht.

Nach dem Abitur 2020 begann er sein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim.

Seit 2021 ist er Mitglied des Landesvorstandes der JuLis in Hessen. Dort ist Wilkening vor allem für Organisation, Programmatik und die Gewinnung von Neumitgliedern verantwortlich. An der Bergstraße ist er Kreisvorsitzender der FDP-Jugendorganisation.

Der leidenschaftliche Rennradfahrer ist großer Sportfan. Im nächsten Jahr will er beim Triathlon in Lorsch dabei sein. tr

„Daher war es aus meiner Sicht nur logisch, dass ich 2021 selbst zur Kommunalwahl angetreten bin“, betont er. Der Blick nach Wiesbaden ist für ihn die nächste Stufe auf der Leiter. Auch wenn es nicht in diesem Jahr, sondern vielleicht erst in der Zukunft klappt. Sein BWL-Studium an der Universität Mannheim will er in zwei Jahren mit seinem Master abschließen. Die Bachelorarbeit hat er vor kurzem hinter sich gebracht. Thema: der Wissenstransfer in Unternehmen. Zwischenzeitlich war er ein Jahr Werkstudent beim international agierenden Wirtschaftsberatungsunternehmen KMPG am Standort Mannheim.

Potenzial besser ausschöpfen

Mehr zum Thema

Bensheim

FDP besucht das Winzerfest

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren
Bergstraße

Online-Debatte beim Kreiselternbeirat

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren

Hessen und die Bergstraße sieht er gut aufgestellt, doch beide Ebenen rangieren laut Wilkening noch immer deutlich hinter ihrem Potenzial. Es sei an der Zeit, dass das Bundesland in den bundesweiten Rankings endlich wieder vorn mitspielt. Vor allem in der Wirtschafts- und Energiepolitik sowie im öffentlichen Nahverkehr gebe es noch einiges zu optimieren. Auf der Schiene und beim Radwegeausbau sei in den vergangenen Jahren zu wenig passiert.

„In der Kommunalpolitik kann jeder teils recht weitreichende Entscheidungen treffen und sich für seine Heimat einsetzen“, wirbt der Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen für die Mitarbeit in Stadt- und Gemeindeparlamenten.

Auf der großen Politikbühne interessiert ihn, kaum verwunderlich, vor allem der Bereich der Bildungs- und Finanzpolitik sowie die digitale Transformation in Wirtschaft und Gesellschaft. Auch die Landes-FDP hat vor Kurzem eine Digitalstrategie vorgelegt. Man will digitale Kompetenzen stärken und Bürokratie abbauen. Für Ole Wilkening der richtige Kurs einer FDP, die in Hessen endlich wieder stärker werden müsse.

Junge Wähler als Zielgruppe

Im Bund regiert die FDP wieder mit. In Wiesbaden sind schon neun Jahre vergangen, seit die Freidemokraten zuletzt einer Regierungskoalition angehört haben. Die CDU wird nach der Wahl als potenzieller Partner gehandelt. Zehn Prozent sollen es werden. Ole Wilkening hofft das ebenfalls. Vor allem junge Menschen will er dazu bewegen, ihr Kreuzchen zu machen. „Ich möchte Gleichaltrige zum Mitmachen begeistern, denn Politik lebt von Beteiligung. Gerade in den Kommunen.“ Die Bergstraße ist seine Heimat. Hier ist er geboren, und hier lebt er auch während seines Studiums. „Mir ist wichtig, dass die Region beste Zukunftschancen hat.“

Ole Wilkening bezeichnet sich als Liberalen ohne Bindestrich. Liberal sei eine Grundidee, das sei man nicht von Fall zu Fall. Es brauche weder präzisierende Adjektive noch relativierende Komposita. Wenn man darunter das versteht, was die Vordenker im 17. und 18. Jahrhundert vorgezeichnet haben: eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die auf der Freiheit des Einzelnen beruht und diese bewahren will – gegen alle kollektivistischen Tendenzen sowie gegen Willkür und Machtmissbrauch. Dass er am Gründungsort der heutigen FDP geboren ist, kommentiert als schönen Zufall. Dass er als Direktkandidat aufgestellt ist, bezeichnet er als Anerkennung seiner bisherigen Arbeit.

Freier Autor

Copyright © 2025 Südhessen Morgen