Blick in die Geschichte

Die letzte Großherzogin verstarb vor 72 Jahren in Badenweiler

Hilda von Nassau war intelligent, hatte großes Interesse an Kunst, zeigte große Volksnähe und nach ihr sind die Hildabrötchen benannt

Von 
Dr. Ralf Wagner
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Das großherzogliche Palais in Badenweiler war die letzte Wohnstätte von Großherzogin Hilda. Es steht inzwischen unter der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. © SSG/Wagner

Badenweiler. Vor 72 Jahren, am 7. Februar 1952, verstarb im großherzoglichen Palais in Badenweiler die letzte badische Großherzogin. Das Palais, der Schloss- und Kurpark mit seinen Bauten, die Burgruine Baden sowie die antik-römische Therme sind die neuen Monumente in der Familie der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Die letzte badische Großherzogin wurde am 5. November 1864 als Prinzessin Hilda Charlotte Wilhelmine von Nassau in Schloss Biebrich bei Wiesbaden geboren.

Hilda war die jüngste Tochter des Herzogs Adolf I. von Nassau (1817-1905) und dessen Gattin Prinzessin Adelheid Marie von Anhalt-Dessau (1833-1916), Tochter von Prinz Friedrich August und dessen Gattin Prinzessin Marie Luise Charlotte von Hessen-Kassel. Ihr Vater büßte nach dem verlorenen Deutschen Krieg 1866 die Herrschaft über das Herzogtum Nassau ein, welches von Preußen annektiert wurde.

1890 wurde er als Großherzog von Luxemburg rehabilitiert. Wegen des Aussterbens im Mannesstamme des niederländischen Königshauses (Oranien-Nassau), gelangten die nächsten männlichen Verwandten, die früheren Herzöge von Nassau, an die Regierung. Damit erhielt Luxemburg seine eigene erbliche Dynastie, das Haus Nassau-Weilburg.

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Prinzessin Hilda von Nassau heiratete am 20. September 1885 auf Schloss Hohenburg bei Lenggries Erbgroßherzog Friedrich, seit 1907 Großherzog Friedrich II. von Baden (1857-1928), Sohn des Großherzog Friedrich I. und dessen Gattin Prinzessin Luise von Preußen, Tochter des Deutschen Kaisers Wilhelm I.. Prinzessin Hilda war eine intelligente Frau, deren besonderes Interesse der bildenden Kunst galt. Sie besuchte gern Künstlerateliers, Bilderausstellungen und Museen und sie war sehr kinderlieb, vielleicht gerade weil sie keine eigenen Kinder hatte.

Nach der Abdankung im November 1918 zum Ende des Ersten Weltkrieges zog sich das badische Großherzogspaar nach Freiburg ins Sickinger Palais zurück und verbrachte die Sommermonate im beliebten Kurort Badenweiler. Nachdem das Freiburger Palais 1944 durch Bomben zerstört wurde, lebte die verwitwete Großherzogin Hilda dauerhaft in Badenweiler, wo sie am 7. Februar 1952 im Alter von 87 Jahren friedlich eingeschlafen war. Aufgebahrt wurde sie im Speisesaal, dem größten Raum im großherzoglichen Palais.

Zu den Geburtstagen der beliebten Dame konnte man sich in ein Gratulationsbuch eintragen, das auf einem Tischchen vor dem Speisesaal aufgestellt war. Dafür bedankte sich Großherzogin Hilda jeweils mit einer gedruckten Dankeskarte mit Bild, auf der sie zuweilen auch persönliche handschriftliche Grüße übermittelte.

In der Badischen Zeitung vom 18. Februar 1952 wurde über die Umstände berichtet, dass dieses Tischchen nur für das Kondolenzbuch verwendet wurde, auch dass am Todestag Badenweiler tief verschneit gewesen sei. Großherzogin Hilda hatte für die tägliche Morgenandacht an ihrem Sterbetag die Bibelstelle persönlich ausgewählt, die nun auch bei ihrem Auszug aus dem Großherzoglichen Palais verlesen wurde.

Zur Aussegnung wurde zu Klavier und Cellomusik das „Vater unser“ gebetet und einer ihrer Lieblingschoräle „So nimm denn meine Hände“ gesungen. Bei der Trauerfeier in der evangelischen Stadtkirche von Badenweiler nahm die Bevölkerung zusammen mit den Angehörigen der Fürstenhäuser und des Adels Abschied von der Verstorbenen.

Ihre letzte Ruhestätte befindet sich in der Krypta der fürstlichen Grabkapelle in Karlsruhe. Nach ihr sind zahlreiche Schulen und Straßen benannt, unter anderem das Hilda-Gymnasium in Pforzheim, das Hilda-Gymnasium in Koblenz sowie die nördliche und südliche Hildapromenade in Karlsruhe, die Hildastraße in Altlußheim, Hockenheim, Plankstadt, Oftersheim, Brühl, Eppelheim, Schwetzingen und Heidelberg. Während es in Neulußheim nur eine Friedrichstraße, benannt nach Großherzog Friedrich I. von Baden, gibt.

Zudem war sie Namensgeberin für den Hildatempel in Königstein im Taunus sowie für den Hildaturm auf dem Freiburger Lorettoberg. Nicht vergessen darf man in dieser Aufzählung die beliebten Hildabrötchen, ein traditionelles Weihnachtsgebäck, das sonst als Linzer Augen bezeichnet wird. Dabei handelt es sich um einen Mürbeteig mit einer Füllung aus Johannisbeergelee.

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