Artenschutz

Blühende Landschaft im Westen von Bensheim

Von 
Barbara Cimander
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Ein Bad im Blumenmeer: Familie Schweickert auf ihrem blühenden Acker an der Stubenwaldstraße. © Thomas Zelinger

Bensheim. Das Meer aus Blumen ist nicht zu übersehen. Wenn man die Stubenwaldstraße entlangfährt, richtet sich der Blick unweigerlich auf den in bunten Farben blühenden Acker. Noch viel besser kann man die Blütenpracht genießen, wenn man zwischen den beiden Kreiseln Schwanheimer Straße und Robert-Bosch-Straße einen kleinen Stopp einlegt und sich das Farbspektakel aus nächster Nähe ansieht. Derzeit sind es natürlich die Sonnenblumen, die optisch und allein wegen ihrer Größe ins Auge stechen. Das leuchtende Gelb wird ergänzt von unzähligen weiteren Sommerblühern – von hellrosa bis dunkellila.

Die Blühfläche der Familie Schweickert an der Westtangente ist auch im zweiten Jahr eine wahre Augenweide. Auf einer genau 19 020 Quadratmeter großen Ackerfläche wurden im Frühjahr bienenfreundliche Blumen- und Gräsersamen ausgesät – mit Unterstützung der Bensheimer Bevölkerung und etlicher Unternehmen aus der Umgebung.

Die Schwanheimer Familie hatte Bürger und Betriebe wieder zum Mitmachen aufgerufen: Pro gesammelten Euro wurde ein Quadratmeter Blühfläche angelegt. Ziel der Familie ist, damit einen Beitrag zum Artenschutz und zur biologischen Vielfalt in Bensheim zu leisten und Insekten, Vögeln und Wildtieren Nahrung und einen Lebensraum zu bieten. Und gleichzeitig die Bevölkerung für diese wichtige Thematik zu sensibilisieren.

Knapp 20 000 Quadratmeter

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Zum zweiten Mal in Folge haben die Schweickerts, die in Schwanheim einen Landwirtschaftsbetrieb führen, das Projekt gestartet und zum Erfolg geführt. Im vergangenen Jahr blühte eine 20 000 Quadratmeter große Fläche auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Dass sich auch im zweiten Jahr wieder so viele Unterstützer gefunden haben, freut die Initiatoren. Kooperationspartner sowie Unternehmen und Betriebe, die mit einer größeren Summe für das Wachsen der Blühfläche gesorgt haben, waren vor wenigen Tagen zu einem kleinen Fest auf der Wiese eingeladen – wo man sich vor Ort selbst ein Bild von der blühenden Pracht machen konnte.

Christoph Schweickert bedankte sich bei allen Unterstützern und sprach von einer „erstaunlichen Leistung“. Dass es jetzt so toll blüht, sei auch dem regenreichen Frühjahr zu verdanken. Dennoch: Einmal musste die Fläche beregnet werden – „sonst wäre es schwierig geworden“. Die vergangenen Regentage dürften der Wiese ebenfalls gut getan haben – so können weitere Samen aufgehen, die dann im Herbst für weitere bunte Blüten sorgen. Bürgerinnen und Bürger sind ausdrücklich eingeladen, den bunten Acker zu besuchen und sich an dem Blumenfeld zu erfreuen. Sogar eine erhöhte Holz-Plattform – errichtet von einer Unterstützer-Firma – wurde inmitten des Feldes platziert, so dass man von oben einen noch besseren Überblick hat.

Beim näheren Hinsehen lässt sich erkennen, dass die Wiese bei der Insektenwelt sehr gut ankommt. Bienen, Hummeln und kleine Schmetterlinge fliegen von Blüte zu Blüte. Und auch die Honigbiene ist zu Besuch: Der Bensheimer Bienenzüchterverein ist ebenfalls mit im Boot und hat auf der Wiese zwei Bienenvölker platziert. „Eine klasse Initiative“, kommentiert Imker Martin Weyrauch die Aktion. Es sei wichtig, für das Thema Insekten- und Naturschutz zu sensibilisieren und von vielen Seiten einen Beitrag zu leisten.

Als Unterstützer steht auch die Stadt Bensheim den Schweickerts mit Rat und Tat zur Seite. Bei der Auswahl des Saatguts wurde die Familie von Umweltberaterin Maria Romero Martin beraten. Rund 150 verschiedene Arten wurden ausgesät – eine Mischung aus einheimischen Arten und Kulturarten, wie Romero Martin erläutert.

Die Vielfalt an Blütenformen und -farben sollte möglichst groß sein: Viele Insekten sind durch die Form, Länge und Größe ihrer Mundwerkzeuge auf bestimmte Pflanzen spezialisiert oder beschränkt. Oder um es anders auszudrücken: Während die dicken Hummeln beispielsweise vor allem große robuste Blüten ansteuern, werden die zarten Pflanzen eher von kleinen leichten Insekten aufgesucht – so bietet die blühende Wiese Nahrung und Lebensraum für viele unterschiedliche Insekten.

Das gilt auch im späten Herbst und Winter, wenn die Blütezeit vorbei ist und die Halme und Stängel sich langsam braun färben. Nicht nur Insekten, sondern auch Vögel und Wildtiere finden in der Wiese Nahrung und Schutz.

Wertvolle Informationen

Wer die Blühfläche besucht, kann sich nicht nur an den bunten Blumen erfreuen, sondern erhält auch viele wertvolle Informationen zum Thema. Die Schweickerts haben diesmal mehrere Info-Tafeln aufgestellt. Dort erfährt man unter anderem, warum der korrekte Name „Blühfläche“ lautet – und nicht „Blühwiese“: Als Blühwiese wird eine artenreiche, extensiv genutzte Feucht- oder Magerwiese bezeichnet. Blühwiesen werden immer seltener. Blühflächen dagegen werden auf Ackerland angelegt und sollten für mindestens ein Jahr nicht bewirtschaftet werden, nachdem eine Aussaat mit passendem, regionalem Saatgut erfolgt ist.

Hilfreiche Tipps für Hobbygärtner, die auf ihrem eigenen Grundstück selbst eine Blühfläche anlegen wollen, finden sich auf den Infotafeln ebenfalls. Und sogar Saatgut ist vor Ort erhältlich. Die Schweickerts haben einen alten Kaugummi-Automaten umfunktioniert und mit Saatgut-Kugeln befüllt.

Die Schweikerts freuen sich über viele Besucher, die sich für ihre Blühfläche interessieren. Dabei gilt allerdings eine Regel: nur gucken, nicht pflücken. Für die heimische Vase sind die Pflanzen nicht gedacht. Wer sich einen bunten Strauß pflücken möchte, kann aber einfach die Straßenseite wechseln: Dort gibt es ein Feld mit Blumen zum selbst Pflücken des Blumenhofs Bitsch – gegen einen kleinen Obolus.

Redaktion Redaktion Bensheim

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