Interview I

Sportlerin Alina aus Bensheim: "Fußballerinnen sollte man genauso respektieren"

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Alina Kraus (rechtes Bild, links im Spiel) steht schon von Kindesbeinen an auf dem Fußballplatz und hat in ihrem Sport einiges erreicht. © Mautry

Die Bensheimerin Alina Kraus berichtet im Interview mit der BAnane über ihre Karriere im Frauenfußball und spricht über Ihre Ansicht zu Missständen zwischen Männer- und Frauenfußball.

Erzählst Du uns kurz etwas über Dich?

Alina: Ich heiße Alina Kraus, bin 21 und komme aus Bensheim. Zurzeit studiere ich die Fächer Geografie und Politikwissenschaften auf Lehramt in Mainz.

Wie sah/sieht Deine fußballerische Laufbahn aus?

Alina: Im Alter von sechs Jahren habe ich beim TSV Auerbach und später dann beim FC 07 Bensheim das Fußballspielen erlernt. Ich bin dann mit 15 Jahren zur TSG 1889 Hoffenheim gekommen, dann habe ich mit dem FC Speyer U17-Bundesliga gespielt. Seit 2019 spiele ich in der Pfalz für den 1. FFC Niederkirchen, mit dem ich gemeinsam in die 2. Frauen-Bundesliga aufgestiegen und nach einer erschwerten Corona-Saison leider wieder abgestiegen bin.

Worin liegen Deiner Meinung nach die Unterschiede zwischen Herren- und Damenfußball?

Alina: Der erste Gedanke fällt natürlich immer aufs Geld. Während die Männer schon in den unteren Ligen gut bezahlt werden, können wir Frauen nur davon träumen. Gut verdeutlichen kann ich das aus meinen eigenen Erfahrungen im Frauenfußball. Während ein männlicher Fußballer in der 2. Bundesliga schon ausgesorgt hat und sich um einen weiteren Beruf keine Sorgen mehr machen muss, haben wir als Frauen in der gleichen Spielklasse kein Geld erhalten. Zusammenhängend mit dem Geld gibt es einen großen Unterschied im Bereich der Infrastruktur zwischen Frauen- und Männerfußball.

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Fußballplätze, Vereinsheime, Mannschaftsbusse und so weiter unterscheiden sich trotz gleicher Spielklasse stark. Während schon Männervereine in der 3. Liga teilweise in größeren Stadien spielen, unterscheiden sich die Plätze der Frauenregionalliga (3. Liga) nicht viel von Kreisligaplätzen und würden bei den Männern als unbespielbar gelten. Es stehen den Damen-Vereinen einfach nicht die gleichen finanziellen Möglichkeiten und Bedingungen zur Verfügung wie den Männern.

Das lässt sich auch an Vereinen sehen, bei denen beide Abteilungen in der Bundesliga spielen: gleiche Spielklasse, aber unterschiedliche Bedingungen in Sachen Stadion, Finanzen und so weiter. Auch habe ich das Gefühl, dass Frauenmannschaften nicht der gleiche Respekt entgegengebracht wird wie den Männervereinen. Da muss man sich nicht weit weg bewegen, sondern kann auch hier an der Bergstraße sehen, dass der Frauenfußball nicht gleichwertig von den Vereinen angesehen wird.

Und was sollte dagegen getan werden?

Alina: Rollenbilder und Vorurteile müssen fallen. Profifußballerinnen leisten genau das Gleiche, wenn nicht sogar mehr, da sie sich neben dem Fußball noch um einen Beruf oder um ein Studium kümmern müssen. Sogar Studien belegen, dass bei der körperlichen Leistung und den fußballerisch-taktischen Fähigkeiten kaum ein Unterschied zwischen den Geschlechtern besteht. Für viele muss einsehbar sein, dass die Attraktivität nicht minderwertiger ist als im Männerfußball.

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Die öffentliche Wahrnehmung muss dringenst gesteigert werden. Mediale Auftritte, zum Beispiel TV-Übertragungen der Spiele oder Berichte in Sportschau, Kicker und Co., sollten genau so prominent stattfinden, wie beim Männerfußball. Zudem finde ich es wichtig, in den sozialen Medien ein Gleichgewicht herzustellen. Besonders die sportjournalistischen Accounts sehe ich in der Verantwortung, in ihren Posts auch auf die weibliche Sportwelt einzugehen.

So kann auch dafür gesorgt werden, dass der sportliche Nachwuchs ebenso weibliche Vorbildfiguren zu sehen bekommt. Ich würde mir wünschen, dass wir es irgendwann schaffen diese explizite strikte wörtliche Trennung von FRAUEN-Fußball und MÄNNER-Fußball abzuschaffen und Fußball einfach als Fußball anzusehen, unabhängig davon, welches Geschlecht das Spiel ausführt. Denn wenn eine Gleichstellung und Akzeptanz herrscht, ist es überflüssig, solch einen Vergleich noch aufzustellen. Interview: Marco Mautry

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