Bergstraße. In Deutschland dürfen Jugendliche unter 16 Jahren weder Spirituosen noch Getränke mit hohem Alkoholgehalt konsumieren. Dennoch ist es in einigen Familien üblich, dass Jugendliche ab 14 Jahren unter Aufsicht von Eltern oder Erziehungsberechtigten in kontrolliertem Rahmen geringe Mengen Alkohol trinken dürfen – das sogenannte „begleitete Trinken“.
Ziel dieses Ansatzes ist es, Jugendliche frühzeitig an den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol heranzuführen, Risiken zu reduzieren und einen offenen Dialog über Konsum, Wirkung und Grenzen zu ermöglichen. Begleitetes Trinken ab 14 wird daher nicht als Freigabe zum Konsum verstanden, sondern als präventive Maßnahme zur Förderung von Selbstverantwortung und Sicherheit.
Gleichzeitig gibt es zu diesem Thema unterschiedliche Meinungen: Während Befürworter die kontrollierte Einführung in den Umgang mit Alkohol sehen, warnen Kritiker vor Risiken und frühen Gewohnheiten. Die Jugendredaktion streitet heute darüber, ob ein Verbot des „begleiteten Trinkens“ sinnvoll ist. Frederik Koch
„Nicht nur ein symbolischer Akt“
Ein geplanter Stopp des begleiteten Trinkens von Alkohol bei Minderjährigen ist ein wichtiger Schritt, um den Jugendschutz in Deutschland zu stärken und junge Menschen besser vor den gesundheitlichen Risiken des Alkoholkonsums zu bewahren. Die aktuelle Regelung im Jugendschutzgesetz erlaubt es Jugendlichen ab 14 Jahren, in Begleitung ihrer Eltern oder anderer sorgeberechtigter Personen Bier, Wein oder Sekt zu konsumieren.
Diese Ausnahme stammt noch aus dem Jahr 1952 und spiegelt eine gesellschaftliche Haltung wider, die Alkohol als relativ harmlosen Bestandteil des Alltags ansieht. Doch heute wissen wir aus zahlreichen Studien, dass Alkohol gerade im Jugendalter gravierende Auswirkungen auf die körperliche und geistige Entwicklung haben kann. Ein bewusst geplanter Stopp dieser Praxis sendet ein klares Signal: Der Schutz der Gesundheit von Minderjährigen steht über tradierten Gewohnheiten.
Das Verbot würde verhindern, dass der Konsum von Alkohol in jungen Jahren durch familiäre Begleitung indirekt legitimiert oder sogar als unproblematisch vermittelt wird. Denn auch wenn Eltern in guter Absicht handeln und glauben, ihren Kindern kontrolliert den Umgang mit Alkohol beizubringen, besteht die Gefahr, dass die Risiken verharmlost werden.
Ein Stopp sorgt hier für eindeutige, klare Regeln, die für alle Beteiligten gelten – unabhängig von persönlichen Einstellungen. Ein solcher Schritt ist daher nicht nur ein symbolischer Akt, sondern eine konkrete Maßnahme, um den Jugendschutz zu modernisieren, an heutige wissenschaftliche Erkenntnisse anzupassen und die Weichen für eine gesündere Zukunft zu stellen. Frederik Koch
„Was verboten ist, ist erst recht interessant“
Ob Alkohol schädlich ist und wir Kinder und Jugendlichen davor schützen müssen, steht außer Frage. Die eigentliche Diskussion dreht sich jedoch darum, ob es wirklich ungefährlicher wird, wenn das begleitete Trinken abgeschafft wird.
Ein wichtiger Punkt gegen den geplanten Stopp ist, dass bei begleitetem Trinken im Fall der Fälle die Eltern anwesend sind.
So findet der Konsum in einer vertrauten und sicheren Umgebung statt und nicht auf einem beliebigen Fest bei Fremden, sondern geschützt im familiären Rahmen. Hinzu kommt, dass Verbote oft den gegenteiligen Effekt haben: Denn was verboten ist, wird für viele erst recht interessant.
Wenn Jugendliche nicht einmal unter Aufsicht probieren dürfen (natürlich in verantwortungsvollen, kleinen Mengen), steigt die Gefahr, dass sie sich Alkohol heimlich bei Freunden oder sogar bei Fremden beschaffen. Ohne Aufsicht besteht ein deutlich höheres Risiko, dass sie die Kontrolle verlieren.
Früher oder später kommen Jugendliche sowieso mit Alkohol in Kontakt. Dann ist es aus Sicht vieler Eltern besser, wenn dies offen und mit ihrer Begleitung geschieht, statt heimlich und ohne jede Kontrolle. Zudem ist fraglich, ob der Konsum durch das Ende des begleiteten Trinkens tatsächlich sinken würde.
Die meisten Jugendlichen trinken sowieso eher selten mit ihren Eltern. Statt das begleitete Trinken zu verbieten, sollten wir andere Maßnahmen fokussieren, wie beispielsweise strengere Alterskontrollen im Verkauf, ein konsequentes Werbeverbot für Alkohol und mehr Aufklärung über die Folgen. So ließe sich der Schutz junger Menschen deutlich wirksamer erreichen. Leonie Diehl
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