Verbrauchertipp

Tipps zum Wassersparen: Das sind die größten Irrtümer

In Sachen Wassersparen können alle etwas tun - zumindest, wenn man die maßgeblichen Verbraucher kennt und weiß, welche populären Irrtümer manchmal effektive Einsparungen verhindern. Ein Überblick

Von 
Svenja Bergt
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Ein tropfender Wasserhahn kann einiges an Wasser verschwenden. © Patrick Pleul/dpa

Berlin. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) lag der durchschnittliche Trinkwassergebrauch pro Person und Tag im vergangenen Jahr bei 125 Litern. Gerade an heißen Sommertagen wird dieser Durchschnitt jedoch deutlich überschritten. Erste Regionen arbeiten daher bereits an Plänen, wie das Wasser im Notfall rationiert werden kann. Doch in Sachen Wassersparen kann jede und jeder Einzelne etwas tun - zumindest, wenn man die maßgeblichen Verbraucher kennt und weiß, welche populären Irrtümer manchmal effektive Einsparungen verhindern.

Irrtum 1: Sparen geht nur, wenn der Wasserhahn aus ist

Klar: Am meisten ist gespart, wenn nichts verbraucht wird. Doch auch beim Verbrauchen lässt sich der Wasserbedarf reduzieren. Das geht bei Hähnen als auch bei Duschköpfen mit Spareinsetzen. Diese reduzieren den Wasserdurchlauf, indem sie dem Strahl etwas Luft beimischen. Im Baumarkt finden sich solche Einsätze für unter 10 Euro, die den Durchfluss zum Beispiel auf 8 Liter pro Minute begrenzen.

Abhängig von Armatur und Wasserdruck kann es sonst das Doppelte sein. Wer ohnehin neue Armaturen einbaut, kann zudem auf Sensoren zu setzen: Die verhindern, dass etwa beim Zähneputzen das Wasser weiter läuft. Zudem lässt sich beim Wasserhahn und bei der Dusche doppelt sparen: Wer den Verbrauch dort reduziert, senkt auch den Warmwasserverbrauch. Und der kostet auch Heizenergie. Laut dem Statistischen Bundesamt Destatis macht das Warmwasser 15 Prozent des Energieverbrauchs eines durchschnittlichen Haushalts aus - in etwa genauso viel wie der Stromverbrauch.

Irrtum 2: Der größte Verbraucher im Haushalt, ist die Dusche

Tatsächlich macht der Posten Baden/Duschen/Körperpflege laut dem BDEW mit 36 Prozent den größten Posten in Haushalten aus. Doch weil hier mehrere Tätigkeiten zusammengefasst sind, ist der zweite Platz interessanter. Auf dem landet mit 27 Prozent: die Toilettenspülung. Bei einer alten Spülung können schon mal 10 Liter pro Spülvorgang in der Kanalisation landen. Modernere Spülungen sind sparsamer und bieten zudem eine Start-Stop-Automatik, bei der sich der Spülvorgang manuell beenden lässt, oder eine zweite Taste für geringere Spülmengen. Hat ein WC keinen Spülkasten, sondern zieht das Wasser direkt aus der Leitung, hilft eine Spülstromregulierung, bei der die Menge individuell eingestellt wird.

Wird in einem Vier-Personen-Haushalt pro Person täglich fünf Mal die Spülung betätigt und von einem 10-Liter-Spüler auf einen mit 3 Litern umgestellt, spart das im Jahr 51 100 Liter Wasser. Die Preise für Trink- und Abwasser unterscheiden sich regional, laut dem Vergleichsportal Verivox liegt der durchschnittliche Preis pro Kubikmeter bei 4 Euro. Für das Jahr ergibt sich so eine Ersparnis von gut 200 Euro.

Irrtum 3: Es sind doch nur ein paar Tropfen

Wie sich Kleinigkeiten summieren können, zeigt das Beispiel tropfender Wasserhahn. Selbst, wer keinen tropfenden Hahn zu Hause hat, kann etwa auf blitzrechner.de/wassertropfen/ ausprobieren, wie viel Liter zusammenkommen, wenn alle paar Sekunden ein Tropfen fällt. Sind es alle 3 Sekunden, summiert sich das auf 7,2 Liter am Tag und damit auf gut 2600 Liter jährlich. Monetär schlägt das nur mit gut 10 Euro jährlich zu Buche - doch die Wassermenge würde ausreichen, um mehr als drei Menschen für ein Jahr lang als Wasser zum Trinken zu dienen.

Irrtum 4: Baden verbraucht mehr Wasser als Duschen

Das hängt von mehreren Faktoren ab: der Duschzeit, aber auch dem Wasserdruck, der Duschbrause und damit den pro Minute verbrauchten Litern, sowie dem Fassungsvermögen der Badewanne. Bei einer durchschnittlichen Wanne mit 150 Litern und einem Sparduschkopf, der 10 Liter pro Minute durchlässt, liegt die Grenze also bei 15 Minuten. Wer länger duscht und dabei das Wasser permanent laufen lässt, kommt nicht sparsamer bei weg als bei einem Vollbad.

Irrtum 5: Wenn wir in Deutschland weniger Wasser verbrauchen, haben wasserarme Weltregionen nichts davon

Wenn wir nur auf das Wasser schauen, das aus Hahn oder Toilettenspülung kommt, stimmt das. Doch das ist nicht der größte Anteil des Wasserbedarfs der meisten Menschen in den Industrieländern. Wasser steckt in Lebensmitteln und technischen Geräten, in Kleidern und Spielzeug. Es wird für die industrielle Produktion eingesetzt oder für die Bewässerung in der Landwirtschaft. Experten sprechen von „virtuellem Wasser“ und einem „Wasserfußabdruck“. Der gibt die Menge des direkt und indirekt verbrauchten Wassers an.

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Laut dem Umweltbundesamt (UBA) hinterlässt jede Person in Deutschland einen Wasserfußabdruck von rund 2628 Kubikmetern jährlich - das sind 7200 Liter täglich. Der mit 86 Prozent größte Teil, der für die in Deutschland konsumierten Waren verwendet wird, wird im Ausland verbraucht. Für Kleidung sind es laut UBA fast 100 Prozent. Der Bedarf virtuellen Wassers lässt sich durch weniger Konsum und langlebigere Produkte reduzieren.

Irrtum 6: Wer Wasser sparen will, darf keine Avocado essen

Rund 1000 bis 1500 Liter Wasser braucht es für den Anbau von einem Kilogramm Avocado. Verglichen mit Kartoffeln oder Gurken aus hiesiger Produktion ist das tatsächlich viel - dieses Gemüse benötigt nur etwa 10 bis 30 Prozent der Wassermenge. Doch wer wassersparend speisen will, hat größere Hebel: So rechnet etwa die Umweltorganisation WWF vor, dass Käse in der Herstellung pro Kilo rund 3000 Liter Wasser benötigt - ein Kilo Rindfleisch 15 500 Liter.

Irrtum 7: Benutztes Wasser gehört in den Abfluss

Das kommt auf das Wasser an. Abgießwasser von Nudeln oder Kartoffeln eignet sich gut zum Gießen von Pflanzen. Nur sollte das Wasser vor dem Gießen abkühlen und beim Nudelwasser am besten die Salzmenge minimiert werden. Und auch das Wasser aus Kondenswäschetrocknern lässt sich noch verwenden: Zum Befüllen eines Dampfbügeleisens ohnehin, aber auch zum Putzen ist es geeignet. Für die Toilettenspülung ist es ebenfalls noch gut - wer keinen Spülkasten hat, kann das auch über einen Eimer lösen.

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