Finanzen

Was Sparer jetzt beim Tagesgeld wissen müssen

Aktuell gibt es bis zu 3,70 Prozent, Tendenz steigend. Wie man die besten Anbieter findet und worauf man unbedingt achten sollte

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Steffen Preißler
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Mit attraktiven Tagesgeldzinsen wollen Banken Neukunden anlocken, um ihnen weitere Angebote machen zu können. © dpa

Berlin. Nach jahrelanger Nullzinspolitik in Europa bringt Sparen endlich wieder etwas ein. Erstmals bieten Geldinstitute für Tagesgeldeinlagen wieder fast vier Prozent Zinsen. Tendenz steigend. „Im Moment herrscht ein starker Wettbewerb“, sagt Ania Scholz-Orfanidis von der FMH-Finanzberatung. „Bis Ende des Jahres rechne ich mit Spitzenangeboten von fünf Prozent.“ So hohe Zinsen für Tagesgeld gab es zuletzt während der Finanzmarktkrise 2008. Nach den Daten der FMH-Finanzberatung erreichte der Durchschnittszinssatz damals 3,57 Prozent. In der Spitze gab es Zinssätze von 5,50 Prozent.

Neu- oder Bestandskunde?

Aktuell liegt der Durchschnittszins für Tagesgeld bei den Geldinstituten bei 1,46 Prozent. Doch damit müssen sich Sparer nicht abfinden. In der Spitze liegen die Angebote derzeit bei 3,70 Prozent. Diese Konditionen bieten die Openbank und die Suresse Direkt Bank – zumindest für Neukunden und die ersten sechs Monate. Openbank ist eine spanische Online-Bank, die zu Santander gehört. Auch Suresse gehört zu Santander.

Wer lieber auf deutsche Anbieter setzt, findet unter den Angeboten der zehn Banken mit den höchsten Tagesgeldzinsen ebenso ordentliche Offerten. Die Direktbank der Sparkassen, die 1822 direkt, zahlt 3,60 Prozent und die ING 3,50 Prozent. Bei der DKB steigt der Zins zum 1. August von einem Prozent auf 3,50 Prozent – und zwar für alle Kundinnen und Kunden.

„Von dem Zinssatz profitieren Neu- und Bestandskunden gleichermaßen in vollem Umfang. Wir entscheiden uns bewusst gegen ungleiche Behandlung“, sagt Maren Heiß, Bereichsleiterin Retail Banking der DKB. Doch das ist eine Ausnahme. „Es gibt nur wenige Banken, die eine solche Gleichbehandlung praktizieren“, sagt Scholz-Orfanidis.

Dazu gehören neben der DKB die J&T Direktbank aus Tschechien (3,30 Prozent) und die BMW Bank (3,00 Prozent). „Die Banken wollen mit attraktiven Tagesgeldangeboten vor allem Neukunden gewinnen, die dann auch andere Bankdienstleistungen nachfragen“, erklärt Scholz-Orfanidis. In der jetzigen Situation steigender Zinsen sei die Tagesgeldanlage ideal. „Es ist noch Zeit, um längerfristige Anlagen einzugehen.“

Verbraucherschützer raten, auf einem Tagesgeldkonto zwei bis drei Nettogehälter für unvorhergesehene Ausgaben zu parken. In der Phase steigender Zinsen kann von dieser Regel auch mal abgewichen werden, und es können höhere Beträge dort gebunkert werden. Das Gute: Anders als beim Festgeld kann man beim Tagesgeld jederzeit über die Einlage verfügen. Und selbst für ein sechsmonatiges Festgeld liegen die Zinssätze in der Spitze nur bei 3,50 bis 3,70 Prozent. Wer ein zwölfmonatiges Festgeld wählt, bekommt bis zu vier Prozent.

Aktuell erhalten Geldinstitute 3,50 Prozent Zinsen, wenn sie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) Geld parken. Weitere Zinsanhebungen der EZB werden in den nächsten Monaten erwartet. Seit Juli 2022 erhöhte die Notenbank im Kampf gegen die hohe Inflation im Euroraum achtmal in Folge die Zinsen. „Wir werden noch eine geraume Zeit mit zu hohen Inflationsraten leben müssen, das ist eine harte Wegstrecke. Da muss die Geldpolitik hartnäckig bleiben“, sagt Bundesbankpräsident Joachim Nagel.

Wer jetzt von hohen Tagesgeldzinsen profitieren will, muss in der Regel bei einer anderen Bank Neukunde werden und die Tricks der Tagesgeldanbieter kennen. Denn: Die hohen Tagesgeldzinsen gibt es meist nur für Neukunden und nur für einen bestimmten Zeitraum, danach fällt der Zins zum Teil deutlich ab.

Zum Beispiel sinkt der Zins bei der 1822 direkt von 3,60 Prozent auf 0,60 Prozent nach sechs Monaten. Bei der Comdirect sind es erst 3,25 Prozent und dann nur noch 0,75 Prozent. Die niedrigen Zinssätze sind in der Regel auch jene Bedingungen, mit denen sich aktuell die Bestandskunden abfinden müssen.

Diese Praxis führt dazu, dass die Rendite für das Gesamtjahr deutlich niedriger ausfällt. „Verbraucher auf der Suche nach den besten Zinsen müssen also selbst nachrechnen, wenn sie nicht regelmäßig die Bank wechseln wollen“, sagt Katharina Lüth, Finanzexpertin bei Raisin.

100 000 Euro in Europa abgesichert

Dabei geht es auch anders: Im Vereinigten Königreich und in Spanien muss bei allen Sparprodukten der effektive Jahreszins ausgewiesen werden. Auch in Deutschland ist Transparenz möglich, vorausgesetzt, man will sich Geld leihen. Denn bei Krediten muss der effektive Jahreszins angegeben werden. „Es stellt sich die Frage, wieso Verbraucher ausgerechnet bei Tages- und Festgeldern im Regen stehengelassen werden“, sagt Lüth.

Bei einigen Anbietern gibt es zudem das Tagesgeldkonto nur in Verbindung mit einem Girokonto bei dem betreffenden Anbieter. Dazu gehören etwa die Openbank und DKB.

Und wie steht es um die Sicherheit der Tagesgelder? Zunächst gilt die einheitliche europäische Einlagensicherung. Damit sind 100 000 Euro pro Kunde im Falle einer Insolvenz eines Instituts abgesichert. Einige Banken gehören noch dem Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken an. Dann sind weitere fünf Millionen Euro pro Kunde sicher.

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