Digitalisierung

Warum Breitband-Internet in Deutschland besonders teuer ist

Deutsche Verbraucher zahlen im Vergleich zu anderen EU-Ländern mit Abstand am meisten. Ein Experte macht das auch an der Stellung der Deutschen Telekom fest.

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Dominik Bath
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Glasfaserkabel auf einer Baustelle – sie sorgen für schnelleres Internet als die veraltete DSL-Technik. © Sina Schuldt/dpa

Berlin. Für den Zugang zu stationärem Breitband-Internet zahlen Kunden nirgendwo innerhalb der Europäischen Union (EU) so viel wie in Deutschland. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox, die dieser Redaktion vorliegt. Demnach kostet in rund jedem zweiten EU-Land ein Megabit rechnerisch nur wenige Cent. Hierzulande hingegen fällt pro Megabit ein Euro an. Das sei der mit Abstand höchste Wert innerhalb der Europäischen Union.

Am günstigsten sind Internettarife mit einem Cent pro Megabit (Mbit) in Rumänien sowie mit 3 Cent pro Megabit in Polen und der Slowakei. Unterhalb von 10 Cent liegen insgesamt 13 Länder, darunter Italien, Frankreich, Spanien und Portugal. Der EU-Durchschnittswert liegt bei 18 Cent je Mbit. Die nach Deutschland (1 Euro/Mbit) teuersten Länder Österreich und Belgien haben der Analyse zufolge einen immer noch vergleichsweise niedrigen Megabit-Preis von 35 Cent. Für den Preisvergleich wurden bis zu 40 Tarife eines Landes heruntergerechnet auf den mittleren Preis für ein Mbit. Aus Deutschland sind insgesamt 37 Internettarife in die Auswertung eingeflossen.

„Viel zu langes Festhalten an veralteter DSL-Technik“

„Entscheidend ist die Geschwindigkeit, mit der die Daten übertragen werden – also der Preis pro Mbit“, sagte Verivox-Experte Jörg Schamberg dieser Redaktion. „In Deutschland werden langsamere Tarife immer noch häufig gebucht“, so Schamberg. Diese würden aber nur selten ein günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Auch mit Blick auf die hiesige Kaufkraft sei der durchschnittliche Mbit-Preis in Deutschland hoch, so Verivox. Die Kaufkraft-Werte von Österreich und Belgien lägen beispielsweise sogar über denen Deutschlands. Der Mbit-Preis beider Länder beträgt laut dem Portal jedoch nur rund ein Drittel des deutschen.

Experte Schamberg hat für das relativ hohe Preisniveau in Deutschland eine einfache Erklärung. „Das liegt in erster Linie an der aus Verbrauchersicht unzureichenden Wettbewerbssituation. Obwohl der deutsche Markt seit 1998 liberalisiert ist, hängen auch heute noch viele Wettbewerber am Tropf der Telekom: Sie kaufen deren Vorleistungsprodukte zu festgelegten Preisen ein.“ Diese Vormachtstellung des Ex-Monopolisten sei auch ein wesentlicher Grund für das aus Sicht des Experten „viel zu lange Festhalten an der veralteten DSL-Technik“. Andere Länder seien beim Umstieg auf Glasfaser deutlich weiter, so der Fachmann.

Nicht genug Wettbewerb? Telekom weist Kritik zurück

Die Telekom weist diese Darstellung auf Anfrage zurück. „Es gibt in Deutschland kein Wettbewerbsproblem – mehr als 250 Unternehmen bauen aktuell Glasfaser aus. Dies ist auch zum Vorteil der Verbraucher, denn so haben sie die Wahl zwischen Anbietern und Preisen“, sagte eine Sprecherin. Die von Verivox behauptete Hochpreisigkeit sei eine reine Mär. Die Telekom selbst liege bei den Preisen im europäischen Mittelfeld.

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