Ukraine-Krise

Umfrage der Universität Mannheim: Unternehmen erwarten großes Minus bei den Gewinnen

Die Unternehmen in Deutschland rechnen mit einem Rückgang ihrer Gewinne um fast zehn Prozent. Das ist ein neuer Tiefststand. Als Konsequenz investieren die Betreibe weniger

Von 
Walter Serif
Lesedauer: 
Die Gastronomie hat den Lockdown nicht gut verkraftet. © dpa

Mannheim. Die wirtschaftliche Lage der Unternehmen in Deutschland hat sich im Juli verschärft, wie aus den Zahlen des August-Berichts des German Business Panel (GBP) an der Universität Mannheim hervorgeht. Im Vergleich zum Vorjahr rechnen die Betriebe mit einem Rückgang ihrer Gewinne um fast zehn Prozent - das ist ein neuer Tiefststand. Zum Vergleich: Kurz vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs gingen sie noch von steigenden Gewinnen in der Größenordnung von 3,4 Prozent aus. Die Betriebe reagieren vor allem mit der Kürzung ihrer Investitionen. Diese sollen um 5,5 Prozent sinken. Im Februar kalkulierten die Betriebe noch mit einem Anstieg von 7,6 Prozent. Nur bei den Umsätzen ist ein kleiner Anstieg (1,4 Prozent) zu erwarten. „Die große Differenz zwischen Gewinnen und Umsätzen zeigt, dass die betriebswirtschaftliche Situation weiter durch einen starken Kostendruck belastet wird - hervorgerufen nicht zuletzt durch die steigenden Energiekosten“, analysiert Davud Rostam-Afschars von der Universität Mannheim.

Verschärfend kommt hinzu, dass zum 15. Juni mit der Überbrückungshilfe IV die letzten Corona-Unterstützungsmaßnahmen ausgelaufen sind. Gleichzeitig werden wegen des Ukraine-Kriegs neue Forderungen nach Hilfe laut. Mehr als jedes zweite Unternehmen in Deutschland hat seit Ausbruch der Pandemie staatliche Unterstützung erhalten. Während im Durchschnitt der Bedarf an Staatshilfen seit Jahresbeginn auf zehn Prozent gesunken ist, meinen 44 Prozent der Unternehmen in Corona-Krisenbranchen, die von den Ladenschließungen besonders betroffen waren, dass sie weitere Hilfe benötigen. Dazu gehört vor allem die Gastronomie. Gerade hier ist der Anteil der Betriebe, die die bisherige Staatshilfe als zu niedrig bewerten, mit 46 Prozent besonders hoch - obwohl fast alle Betriebe Geld bekommen haben. „Offensichtlich reichen die eigenen Reserven nicht mehr, um die gestiegenen Energiepreise und den allgemeinen Kostendruck tragen zu können“, sagt Rostam-Afschar. Sein Kollege Jannis Bischof weist darauf hin, dass Firmen, die ihre Investitionen drosseln und Jobs abbauen, zwar kurzfristig ihre Liquidität sichern - aber dies geschehe zu Lasten ihrer Zukunftsfähigkeit.

Redaktion Reporter für Politik und Wirtschaft

Thema : Krieg in der Ukraine

  • Politik Vertrieben, verhaftet, verfolgt

    Der Widerstand in Russland war oft weiblich. Viele der mutigen Frauen sind im Gefängnis oder ins Ausland geflohen

    Mehr erfahren
  • Besuch in Czernowitz Peter Kurz in Mannheims Partnerstadt: „Krieg ist allgegenwärtig“

    Pressekonferenz im sicheren Keller: Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz hat die ukrainische Partnerstadt Czernowitz besucht. Mit seinem Amtskollegen hat er über den Krieg und den großen Wunsch der Ukraine gesprochen

    Mehr erfahren
  • Nuklearwaffen Atomares Wettrüsten: Arsenale des Schreckens

    Die Welt steuert auf einen nuklearen Rüstungswettlauf zu, nachdem Russlands Präsident Putin das "New-Start-Abkommen" mit den USA eingefroren hat. Wo ist die Gefahr eines Atomkrieges am größten?

    Mehr erfahren

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen