Kfz-Handwerk - Mannheimer Unternehmen zahlt Teilen der Belegschaft Urlaubsgeld erst später aus / Heftiger Protest von der IG Metall

Streit beim Mannheimer Autohaus Kohlhof

Von 
Tatjana Junker
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Mannheim. Streit beim Mannheimer Ford-Autohaus Kohlhoff: Wie die IG Metall mitteilt, hat das Unternehmen Beschäftigten, die im Juni bei einem Warnstreik mitgemacht haben, das tarifliche Urlaubsgeld bisher nicht ausgezahlt. Dieses wäre der Gewerkschaft zufolge zum 30. Juni fällig gewesen. „Der Warnstreik während der laufenden Tarifrunde war absolut rechtmäßig. Jedes IG-Metall-Mitglied in dem Betrieb hatte das Recht, teilzunehmen. Der Arbeitgeber darf niemanden dafür bestrafen“, sagt Thomas Hahl, Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Mannheim. Das Unternehmen hat unterdessen angekündigt, das Urlaubsgeld nun mit der nächsten Gehaltsabrechnung auszuzahlen.

„Wollten ein Zeichen setzen“

Um ihre Kritik an dem Autohaus zu verdeutlichen, hatte die Gewerkschaft am Mittwoch zu einer Solidaritätskundgebung aufgerufen. Neben Beschäftigten von Kohlhoff versammelten sich auch Mitarbeitende von anderen Firmen wie John Deere, Bombardier oder Wabco. „Ich habe erst beim Blick auf mein Konto gesehen, dass ich kein Urlaubsgeld bekommen habe“, sagt ein Kohlhoff-Mitarbeiter, der nicht namentlich genannt werden will. Zwar habe er nach dem Warnstreik am 11. Juni schon befürchtet, dass die Geschäftsführung darauf reagieren werde. „Aber dass man soweit geht, hätte ich nicht gedacht“, sagt er. „Viele von uns haben das Urlaubsgeld fest eingeplant, und es war ein Schock, als es nicht kam – zumal uns das vorher nicht angekündigt oder erklärt wurde“, meint ein anderer. Offenbar habe es die Geschäftsführung persönlich genommen, dass sich ein Großteil der rund 40 Beschäftigten an dem Warnstreik beteiligt hätten.

Geschäftsführer Martin Kohlhoff bestätigt, dass Beschäftigte, die an dem Warnstreik teilgenommen haben, noch kein Urlaubsgeld erhalten haben. Die Betroffenen würden es aber mit der nächsten Gehaltsabrechnung Ende Juli bekommen. „Wir wollten mit der verzögerten Auszahlung auch mal ein Zeichen setzen, die Mitarbeiter und die IG Metall zum Nachdenken anregen“, sagt er. Dass der Warnstreik im Juni ausgerechnet in seinem Betrieb stattgefunden habe, sei für ihn ein Schlag ins Gesicht gewesen.

Gewerkschaft droht mit Klage

„Wir haben die Beschäftigten immer fair behandelt und bezahlt und auch in der Corona-Krise alle Arbeitsplätze erhalten und das Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld in 2020 gezahlt. Entsprechend ärgerlich fand ich es, dass die IG Metall ausgerechnet unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre Aktionen in der Tarifrunde instrumentalisiert hat“, sagt Kohlhoff. Dabei habe es das Unternehmen durch die Pandemie schwer genug: „Wir müssen kämpfen, und dabei wirft man uns noch Knüppel zwischen die Beine.“

„Warnstreiks außerhalb der Friedenspflicht sind ein besonders geschütztes, demokratisches Grundrecht in Deutschland“, betont dagegen IG-Metall-Chef Hahl. „Und auch das Urlaubsgeld ist kein Almosen, das der Arbeitgeber je nach Lust und Laune verweigern kann, sondern eine tarifvertragliche Leistung.“ Sollte Kohlhoff den Betroffenen das Urlaubsgeld bis Ende Juli nicht überwiesen haben, werde die Gewerkschaft die Zahlung für jedes IG-Metall-Mitglied auf Wunsch einklagen.

Die Auseinandersetzung zwischen der IG Metall und dem Unternehmen hatte sich in den letzten Tagen noch einmal verschärft. Laut Gewerkschaft hatte die Kohlhoff-Geschäftsführung die IG Metall daran hindern wollen, die Beschäftigten bei einer Betriebsratssprechstunde im Unternehmen zum weiteren Vorgehen zu beraten. Ihm und einem weiteren Gewerkschaftskollegen sei Hausverbot erteilt worden, so Hahl. Dieses hat das Arbeitsgericht Mannheim am Mittwoch mit einer einstweiligen Verfügung gekippt.

Kohlhoff begründet sein Vorgehen damit, dass der Betrieb am Montag die Belegschaft selbst bei einer Veranstaltung zum Thema Urlaubsgeld informiert habe. „Ich habe keine Notwendigkeit gesehen, warum die IG Metall dazu noch mal eine Extra-Veranstaltung bei uns im Betrieb machen muss. Dadurch ist die Arbeit jetzt wieder 1,5 Stunden liegen geblieben.“

Redaktion Wirtschaftsreporterin

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