Immobilien

Steigende Zinsen machen Bausparen interessant

Die Kombination aus Spar- und Kreditvertrag erscheint aktuell attraktiv, den mit ihr können sich Bauherren oder Immobilienkäufer niedrige Zinsen sichern. Doch nicht für jeden ist Bausparen das passende Produkt

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Rolf Obertreis
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Wer einen Bausparvertrag abschließt, kann sich langfristig gegen steigende Zinsen wappnen. © Christin Klose/dpa

Frankfurt. Die Immobilienpreise sind hoch, gleichzeitig sind die Zinsen in diesem Jahr massiv gestiegen. Zehn-Jahres-Hypotheken waren zu Jahresanfang noch für weniger als ein Prozent zu haben. Mittlerweile bewegen sich die Sätze Richtung vier Prozent. Damit kommt immer mehr ein altes Thema wieder nach oben: Bausparen.

Damit kann man sich vergleichsweise niedrige Darlehenszinsen sichern - auch mit Blick darauf, dass günstige Finanzierungen möglicherweise in den nächsten Jahren auslaufen und dann zu deutlich höheren Sätzen verlängert werden müssen. „Frühzeitige Zinssicherung lohnt sich, gerade jetzt bei steigenden Bauzinsen. Und das auch, wenn Ihre Zinsfestschreibung erst in einigen Jahren ausläuft“, wirbt Schwäbisch Hall derzeit für das Bausparen. Was ist dran an dieser Option? Dazu wichtige Fragen und Antworten.

Wie funktioniert Bausparen eigentlich genau?

Der Grundgedanke beim Bausparen sei einfach und genial, sagt Dirk Eilinghoff, Experte beim Verbraucherportal Finanztip. Dabei werden zwei Verträge kombiniert. Ein Sparplan und ein Immobilienkredit. Zu Beginn wird festgelegt, wie viel gespart werden soll. Das ist in der Regel der Teil-Betrag, der später für eine Immobilie ausgegeben werden soll. Ein großer Teil wird möglicherweise durch Eigenkapital und ein normales Hypothekendarlehen aufgebracht. Im vergangenen Jahr lag die durchschnittliche Bausparsumme bei den privaten Bausparkassen bei 57 500 Euro. Generell zahlen beim Bausparen alle in einen gemeinsamen Topf. Aus diesem Topf erhalten andere, die schon länger eingezahlt haben, ihr zinsgünstiges Darlehen.

Warum braucht es dafür zwei Verträge?

In der Regel muss der Kunde oder die Kundin 30 bis 50 Prozent der Bausparsumme mit monatlichen Sparbeiträgen selbst beisteuern. Daneben erhält der Anbieter eine Abschlussgebühr in Höhe von einem bis 1,6 Prozent der Bausparsumme. Bei 57 500 Euro also zwischen 575 und 920 Euro. Dazu kommen jährlich Kontoführungsgebühren von bis zu 30 Euro. Für das angesparte Geld erhält er Zinsen, die aber auch aktuell sehr überschaubar sind und zwischen mickrigen 0,01 und 0,5 Prozent liegen. Möglicherweise kann das über eine Wohnungsbauprämie verbessert werden. Dabei sind abhängig vom Einkommen für Einzelperson bis zu 700 und für Paare bis zu 1400 Euro im Jahr möglich. Der zweite Teil ist der Immobilienkredit, wenn der Bausparvertrag „zuteilungsreif“ ist. Das heißt, die Sparerin oder Sparer kann das Darlehen abrufen. Die Rückzahlung läuft dann über einige Jahre, je nach Vereinbarung. Das Geld kann im Übrigen auch für Sanierungsarbeiten oder auch eine neue Heizung genutzt werden. Oder man kann sich das Geld auszahlen lassen. Angesichts der Provision und der niedrigen Zinsen ist das allerdings derzeit unsinnig.

Wo liegt der Vorteil beim Bausparen?

Mit einem Bausparvertrag kann man sich aktuell noch niedrige Kreditzinsen sichern. Derzeit liegen sie Vergleichsportalen zufolge bei höchstens 2,5 Prozent. Der Bausparkredit ist also aktuell deutlich billiger als ein üblicher Baukredit mit Zinsen zwischen 3,5 und nahezu vier Prozent. Das kann je nach Bausumme mehrere Tausend Euro im Jahr ausmachen. „Bausparverträge können eine Option sein, die Auswirkungen des Zinsanstiegs abzufedern und die Finanzierung abzusichern“, sagt Mirijam Mohr, Vorständin des Baukredit-Vermittlers Interhyp.

Ist ein Bausparvertrag also aktuell in jedem Fall sinnvoll?

Das kommt darauf an. Klar ist: Die niedrigen Darlehenszinsen werden mit sehr niedrigen Sparzinsen und bei nicht gerade geringen Kosten erkauft. Auch der Zeitpunkt der Zuteilung des Vertrags ist nicht garantiert. Und: Mit einer Bausparsumme von im Schnitt 57 500 Euro kommt man im Blick auf den Kauf einer Wohnung oder eines Hauses bei den derzeitigen Preisen nicht weit. Ein Bausparvertrag kann allenfalls eine Ergänzung sein zu vorhandenem Eigenkapital oder einem Immobilienkredit, sagen Experten.

Andererseits kann das Geld ja auch für eine neue Heizung oder Energieeffizienz-Maßnahmen genutzt werden. Freilich steht auch dafür der Kredit erst in ein paar Jahren zur Verfügung. Laut Verbraucherzentrale Baden-Württemberg dauert das in der Regel sieben bis acht Jahre. Hier sieht man Bausparverträge vor allem als sinnvolle Option für Modernisierungen bis etwa 50 000 Euro. Viele Experten weisen auch darauf hin, dass das Darlehen aus einem Bausparvertrag viel schneller zurückgezahlt werden muss als ein üblicher Immobilienkredit. Die Folge: Die monatliche Belastung ist in der Tilgungsphase viel höher als bei einem normalen Immobilienkredit.

Was sollten Interessenten am besten tun?

Auch in Sachen Bausparvertrag gilt: Die eigenen Wünsche klären, die Einkommenssituation bewerten, Angebote vergleichen und das Gespräch mit der Bank oder Bausparkasse suchen. Wer tatsächlich über einen Bausparvertrag zumindest als Ergänzung nachdenkt, sollte sich nach Ansicht von Experten nicht zu viel Zeit lassen. Denn auch die Bausparkassen werden die Darlehenszinsen nach und nach anheben - erfahrungsgemäß schneller als die Sparzinsen.

Korrespondent Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich für den Mannheimer Morgen und für andere wichtige Regionalzeitungen wie den Tagesspiegel/Berlin, die Badische Zeitung/Freiburg, die Südwest Presse/Ulm und den Münchener Merkur als Wirtschaftskorrespondent in Frankfurt. Banken, Europäische Zentralbank, Bundesbank, Börse und in Frankfurt ansässige Unternehmen wie Lufthansa und auch Verbände wie der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau VDMA zählen zu meinen Schwerpunkten. Daneben auch die Luftfahrt. Zudem befasse ich mich über die KfW Bankengruppe und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) mit Fragen der Entwicklungszusammenarbeit.

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