Verkehr

Schnelle Warnung vor Autobahn-Baustellen durch neue Warnsysteme

Tagesbaustellen nerven nicht nur viele Verkehrsteilnehmer, sie erhöhen auch die Unfallgefahr. Abhilfe könnte ein neues Warnsystem schaffen, das kurz vor der Einführung steht

Von 
Wolfgang Mulke
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Tagesbaustellen sind nicht nur ein häufiges Ärgernis auf der Autobahn, sie können auch schwere Unfälle auslösen. Das könnte sich mit dem neuen Informationssystem C-ITS nun ändern. © Carsten Koall

Berlin. Nach hunderten Testfahrten freut sich Osama Al Gazali auf die Vorführung des neuen Informationssystem C-ITS. Der Testfahrer der Autobahn GmbH weist auf den gelben Warnbalken hin, der im Display hinter dem Lenkrad aufpoppt. „Baustelle in 450 Metern“ steht darunter. Gesendet wird der Hinweis von einem der großen Warnschilder, das direkt vor der Baustelle auf dem Standstreifen steht. „Das funktioniert einwandfrei“, sagt Al Gazali. In zwei Jahren werden alle Warnschilder bundesweit mit den Sendern ausgestattet sein. Das ist zumindest der Plan.

Im Gegensatz zu den Dauerbaustellen werden Tagessperrungen, etwa wenn das Gras auf dem Mittelstreifen geschnitten wird, kurzfristig eingerichtet. Die Autofahrer werden davon überrascht. „Gerade an Tagesbaustellen ist die Gefahr von schweren Auffahrunfällen besonders groß“, erläutert die Autobahn GmbH, die für die 13 000 Kilometer langen Schnellstrecken zuständig ist. Die Warnungen sollen den Verkehr sicherer machen. „Dank dieser Information können Autofahrer ihr Fahrverhalten rechtzeitig anpassen“, sagt Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).

C-ITS steht für „Kooperative intelligente Verkehrssysteme“. Per WLAN werden die Daten von den Warntafeln an der Baustelle in die Fahrzeuge gesendet, die das Signal bereits empfangen können. Das sind bisher acht Modelle von Volkswagen, darunter der Golf 8. Andere Hersteller entwickeln die entsprechende Technologie derzeit noch. Bei VW erscheint die Warnung direkt vor der Nase des Fahrers. Die Router können auch auf Brücken oder in Fahrzeugen installiert werden. So kooperiert die Autobahn mit dem ADAC. Dessen „gelbe Engel“ werden mit dem System ausgestattet. Hält ein Werkstattwagen für die Pannenhilfe am Straßenrand, warnt es anfahrende Autos vor einem stehenden Auto.

Besitzer anderer Automarken müssen auf den Service jedoch nicht verzichten. Denn die Autobahn GmbH stellt die Daten auch öffentlich bereit. Die Hersteller von Navigationssystemen können sie dort abrufen und in ihren jeweiligen Dienst integrieren. Wissing sieht C-ITS als einen weiteren „Meilenstein“ in der Digitalisierung des Verkehrs mit mehreren positiven Effekten. Es werde Stop-and-go-Verkehr vermieden, was zu CO2-Einsparungen führe. Auch könnten Staus umfahren und damit die Kapazitäten des Straßennetzes besser genutzt werden, hofft er. Derzeit ist das System schon in vier Autobahnmeistereien im Rhein-Main-Gebiet im Einsatz. Bis zum Jahresende folgen die A 3 und die Berliner Autobahnen. Bis Ende 2023 werden dann alle 1500 Absperrtafeln einen Baustellenwarner tragen. Die Entwicklungs- und Anschaffungskosten beziffert die Autobahn auf gut 15 Millionen Euro.

Mit der Neuerung will die Autobahn auch einmal für positive Berichte sorgen. Bisher stand das Tochterunternehmen des Bundes immer wieder in der Kritik. Es ist seit Anfang 2021 für den Betrieb und die Instandhaltung der Autobahnen zuständig. Statt hoher Einsparungen kostete die Gründung die Steuerzahler zunächst einmal viele Millionen Euro. Und die im Sommer 2021 einführte Autobahn-App ist bislang auch eher ein Millionengrab, denn eine Erfolgsstory. Die App informiert über die aktuelle Verkehrslage. Doch da sie keine Navigation bietet, ist das Programm nicht sehr komfortabel und erhält von den Nutzern schwache Bewertungen.

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